Kritiker reagieren empört auf den Beschluss

Andererseits stellt sich die Frage: Was mag Kaeser dazu bewogen haben, der Klimaaktivistin Luisa Neubauer im Verlauf des Treffens am Freitag Abend einen Posten im Aufsichtsrat von Siemens Energy anzubieten? Vermutlich hat er einfach gepokert. Viel zu verlieren gab es für ihn nicht, nachdem Siemens diesmal von Klimaaktivisten weltweit an den Pranger gestellt worden war.

Einen faden Beigeschmack hatte das Angebot dennoch von Anbeginn. Schon der Zeitpunkt während des Gesprächs am Freitag legte die Vermutung nahe, dass es sich eher um ein kurzfristiges Friedensangebot handelt, dass von der Diskussion ablenken und signalisieren sollte: Wir sind gesprächsbereit und wollen es künftig besser machen. Kaeser wollte seinen Gegnern wohl den Wind aus den Segeln nehmen.

Auch australische Umweltaktivisten reagierten empört auf den Beschluss von Siemens. Die Entscheidung sei "nichts weniger als schändlich" und ruiniere das Image der Firma, teilte die Australian Conservation Foundation der Deutschen Presse-Agentur mit. "Mit dieser Entscheidung zeigt das Unternehmen sein wahres Gesicht."

Auch Vertragsbruch wäre ein Imageschaden

Am Ende machte der Konzern einfach das, was er für richtig hielt. Ein Vertragsbruch wäre für den Markenwert von Siemens wohl ebenfalls ein Imageschaden gewesen. Ein ausgeprägtes Saubermann-Image pflegte Siemens in der Vergangenheit noch nie. Endverbraucher spielen im Geschäft von Siemens ebenfalls keine große Rolle.

Zum Projekt:

Die Adani Group will in Australien eines der größten Kohlebergwerke der Welt aufbauen, das aus fünf Untertageminen und sechs Tagebaustätten bis zu 60 Millionen Tonnen Kohle pro Jahr fördern soll.

Bei der Kritik an dem Projekt geht es neben dem Klimaschutz auch um den enormen Wasserverbrauch, die Zerstörung von Lebensraum und den Transport der Kohle über das Great Barrier Reef, das größte Korallenriff der Welt.

Belinda Duvinage mit dpa

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Autor: Belinda Duvinage

legt ein besonderes Augenmerk auf alle Marketing-Themen. Bevor die gebürtige Münchnerin zur W&V kam, legte sie unter anderem Stationen bei burdaforward und dem Münchner Merkur ein, leitete ein regionales Magazin in Göttingen und volontierte bei der HNA in Kassel. Den Feierabend verbringt sie am liebsten mit ihren drei Jungs in der Natur, auf der Yogamatte, beim perfekten Dinner mit Freunden oder, viel zu selten, einem guten Buch.