
Unterwäsche-Werbung:
Victoria's Secret ersetzt Engel durch kultivierte Frauen
Engel in glitzernder Unterwäsche und Highheels - von diesem höllischen Image will sich die Unterwäschemarke Victoria's Secret in Zeiten von Bodyshaming-Debatten und der #MeToo-Bewegung verabschieden.

Foto: Victoria's Secret
Das krisengeplagte US-Dessous-Label Victoria's Secret schickt seine Engel zur Hölle. An ihre Stelle rücken sieben Frauen, die für ihre Leistungen und nicht für ihre Proportionen bekannt sind. Dazu gehören die 35-jährige Fußball-Spielerin Megan Rapinoe, die mit markenter pinker Haarpracht auch für Geschlechtergerechtigkeit kämpft; Eileen Gu, eine 17-jährige chinesisch-amerikanische Freestyle-Skifahrerin und baldige Olympionikin; das 29-jährige gemischtrassige Model Paloma Elsesser, das als Frau mit Größe 14 auch schon ein Vogue-Cover zierte und sich für Inklusion einsetzt; und Priyanka Chopra Jonas, eine 38-jährige indische Schauspielerin und Tech-Investorin.
Mit der Offensive will sich Victoria's Secret zum globalen Anwalt für die Stärkung der Frauen positionieren, nachdem jahrzehntelang spärlich bekleidete Supermodels mit Jessica-Rabbit-Kurven ein bestimmtes, weithin akzeptiertes Klischee von Weiblichkeit zur Schau stellten. Doch in Zeiten von Bodyshaming-Debatten und der #MeToo-Bewegung stimmt diese Art von Bildern nicht mehr mit der breiteren Kultur überein.
Nachdem die Zuschauerzahlen der einst spektakulären Modenschau, bei der unter anderem Heidi Klum und Tyra Banks mit riesigen Flügeln, High-Heels und glitzernder Unterwäsche über den Laufsteg schwebten, immer mehr sanken, wurde die Modeschau 2019 komplett gestrichen. Daneben hatte das Label mit Verschwörungstheorien, Belästigungsvorwürfen gegen Manager und Nachwehen des Epstein-Skandals zu kämpfen.
Im Februar 2021 holte Victoria's Secret WPP an Bord, um das eigene Image wieder aufzupolieren. Davor wurde ein Großteil der Marketing-Kampagnen inhouse umgesetzt. Töchter wie Grey Group und GroupM sollen Kampagnen entwickeln und platzieren, aber auch die Öffentlichkeitsarbeit übernehmen und den E-Commerce-Auftritt erneuern. Ziel des Wäsche-Labels ist es nun, einen Ort zu entwerfen, der "das echte Spektrum aller Frauen" darstelle.
Zuletzt liefen die Geschäfte von "Victoria's Secret" wieder besser. Vor einigen Wochen kündigte der Mutterkonzern L Brands an, das Label mit rund 1400 Geschäften weltweit als eigenständiges Unternehmen an die Börse bringen zu wollen.