Fühlen Sie sich eher als Journalistin oder als Moderatorin? Wie eigenständig können Sie sich als Moderatorin einbringen?

Ich bin froh, dass ich mein Volontariat bei Pro Sieben gemacht habe und daher auch die Arbeit der Redaktion gut kenne. Es erleichtert den Job als Moderatorin und man hat auch eine andere Wertschätzung für die Formate. Im klassischen Sinn bin ich aktuell eine Moderatorin, trotzdem habe ich natürlich meine eigene Meinung und meine Haltung zu bestimmten Themen und die darf auch einfließen. Wenn mir ein bestimmtes Thema am Herzen liegt, dann gehe ich auch zur Redaktion und wir überlegen, wie wir es umsetzen können.

Homestories sind ein großes Thema im Boulevard-Geschäft. Wer war Ihre bislang spannendste Homestory-Begegnung? Und warum?

Ich hatte bei „red“ schon häufig die Chance, viele prominente und tolle Persönlichkeiten zu treffen und schaue auf viele einzigartige Drehs zurück. Eine Homestory-Begegnung, die mir auf jeden Fall im Kopf geblieben ist, ist die mit Charlie Sheen in den USA. Wir durften ihn in seinem Haus in Los Angeles treffen. Es war ein besonderer Tag für mich, weil er sich mir extrem geöffnet hat. Ich war anfangs ein wenig skeptisch, da man über ihn wirklich viel in der Presse lesen konnte. Nach dem Interview und dem gemeinsamen Tag, den wir verbringen durften, war ich wirklich happy, den Menschen hinter der Fassade kennen gelernt – und sein Vertrauen gewonnen zu haben. Das sind die Momente in meinem Job, die mir wahnsinnig viel Spaß machen und von denen ich lange zehre. Ich liebe es, Interviews zu führen, mich komplett auf mein Gegenüber einzulassen und hinter die Fassade zu blicken.

Ein Boulevard-Format Jahr für Jahr aufs Neue frisch zu halten, ist sicher eine Herausforderung. Themen gehen dem Boulevard vermutlich nie aus. Sehen Sie trotzdem Veränderungen in den Präferenzen der Zuschauer:innen, was ankommt und was nicht?

Klar muss man kontinuierlich schauen, wie man ein Format verbessern und frisch halten kann – dafür ist „taff“ mit seiner jungen Zielgruppe ein hervorragendes Beispiel, bei dem das seit Jahren erfolgreich gelingt. Ich glaube nach wie vor, dass Menschen gerne Boulevard-Formate schauen, um abzuschalten, in andere Welten einzutauchen und vor allem Neuigkeiten über prominente Persönlichkeiten zu erfahren. Aber das heißt auch: Man muss immer up-to-date bleiben und den Zuschauern Neues bieten.

Sie haben fast 180.000 Follower bei Instagram. Wie wichtig ist Social Media in Ihrem Job?

Social Media ist für meinen Job fast obligatorisch. Es ermöglicht mir, meinen Followern und Fans Einblicke in mein Leben und meinen Alltag zu geben und mich vor allem von einer anderen Seite zu zeigen. Denn vor der Kamera bin ich in erster Linie Moderatorin und kann nicht immer so viel Persönliches zeigen. Das Schöne an Social Media ist, dass man die Dosis selbst in der Hand hat. Es gibt Tage, da bin ich superaktiv und im regen Austausch mit meinen Followern, und dann gibt es wieder Zeiten, in denen ich mit anderen Themen sehr beschäftigt bin und weniger aktiv auf den Social-Media-Kanälen. Ich finde dieses Zusammenspiel aus beiden Welten total spannend.

Formate zu moderieren, seit es im TV oder im Radio, gilt für viele als Traumjob. Sie haben Ihre Karriere im Radio begonnen, bevor Sie zum TV gewechselt sind. Inwiefern unterscheiden sich die beiden Rollen? Wo gibt es Gemeinsamkeiten? Und was empfehlen Sie jungen Talenten, die in diesem Beruf Fuß fassen wollen?

Ich durfte während meines Studiums ein bisschen ins Radio hineinschnuppern. Wir hatten ein Studenten-Radio, bei dem wir einmal die Woche ein paar Stunden mit unseren eigenen Inhalten füllen durften. Für mich war das super, um meine Stimme zu trainieren und auszuprobieren, ob mir das Spaß macht. Und ich glaube, das ist auch der wichtigste Punkt: ausprobieren. Ich habe während meines Studiums und auch danach viele Praktika gemacht, um zu schauen, welche Richtung mir liegt, was mir Spaß macht und vor allem auch, was mir überhaupt keinen Spaß macht. Ich würde jedem empfehlen, so viele Praktika wie möglich zu machen und in verschiedene Jobs hinein zu schnuppern. Klar gibt es auch immer wieder Quereinsteiger unter den Moderator:innen, trotzdem bin ich der Meinung, dass eine gute Berufsausbildung durch ein journalistisches Studium und/oder ein Volontariat eine super Voraussetzung ist.

Es kann ja immer mal passieren, dass man den Faden verliert, sei es bei der Moderation eines Workshops, bei einem Vortrag oder was auch immer. Ihr Tipp als Profi: Wie geht man professionell am besten damit um?

Ich finde, der beste und sympathischste Weg ist immer Ehrlichkeit! Wenn man mal den Faden verliert oder ein Blackout hat, dann am besten komplett offen damit umgehen und sagen: „Hupps, da habe ich den Faden verloren, da muss ich mal eben auf meine Karte schauen.“ Wir sind auch nur Menschen. Wenn man versucht, eine solche Situation zu überspielen, dann wird es doch meist nur noch schlimmer. Grundvoraussetzung ist, gut vorbereitet zu sein, gut sortierte Moderationskarten in der Hand zu haben und dann kann einen selbst so ein Blackout nicht aus der Ruhe bringen.  


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Autor: W&V Redaktion

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