Social Media Conference:
Super Streusel: "Man muss auch mal etwas lassen, wenn die Kapazitäten fehlen"
Im Rahmen der Social Media Conference stellten Jennifer Schäfer von Unmilk und Daniela Sichting von Super Streusel ihr Geschäft vor und teilten Learnings aus den vergangenen Jahren. Auf Social Media verfolgten beide einen unterschiedlichen Ansatz.
Wie etablieren sich neue Marken, wie bauen sie ihren Shop auf und welche Rolle spielt dabei Social Media? Funktioniert das überhaupt noch organisch? Braucht es reichweitenstarke Creator, große Ad-Kampagnen und möglichst viele verschiedene Social Kanäle? Darüber diskutierten Jennifer Schäfer von Unmilk und Daniela Sichting von Super Streusel auf der Social Media Conference in Hamburg.
Die eine universelle Lösung gibt es wie so oft nicht, doch ausprobieren lohnt sich, auch wenn nicht jeder Kanal sofort Erfolg hat: "Wir wollten unbedingt auch etwas auf TikTok machen und seit zwei Jahren nehmen wir uns immer wieder vor, dort richtig durchzustarten. Aber wir mussten uns eingestehen, manchmal auch einfach mal etwas zu lassen, wenn uns die Kapazitäten fehlen", gesteht sich Sichting ein. Jennifer Schäfer machte ähnliche Erfahrungen: "Wir hatten extra eine Werkstudentin, die monatelang nichts anderes machte, als TikTok. Ich fand die Inhalte super lustig, aber das kam einfach nicht so gut an."
Super Content für Super Streusel
2018 gründete Daniela Sichting zusammen mit ihrer Schwester Katharina Super Streusel. Ein reiner D2C-Onlineshop für bunte Streusel, wie es sie zuvor nur in den USA gab. Angefangen in einem "Hausmeister-Aufzug-Wartungsraum", packten die Schwester kleine Streuselmix-Päckchen und verschickten diese an relevante Creator und Mikro-Influencer aus der Backwelt - zunächst noch unbezahlt.
"Die ersten zwei Jahre liefen bei uns auf Social Media komplett ohne Ads. Wir haben da einfach Leute gefunden, die selbst Lust darauf hatten, unsere Streusel zu verwenden und das Ergebnis dann natürlich auch auf Social Media zu teilen."
Heute arbeiten bei Super Streusel an die 75 Personen, die Arbeit auf Social Media ist professioneller geworden - bezahlte Creator und Kampagnen gehören inzwischen dazu. "Wir entscheiden auch heute noch viel aus dem Bauchgefühl heraus, was funktioniert und mit wem. Bei manchen Creators haben wir natürlich auch Geld verbrannt, meistens aber sind wir zufrieden mit den Conversions", erklärt Sichting.
Was Zahlen können - und was nicht
Bauchgefühl - das reichte Jennifer Schäfer bei der Gründung von Unmilk nicht aus. Bevor sie mit der Marke um pflanzenbasierte, glutenfreie Proteindrinks und Pflanzenmilch 2020 auf den Markt ging, testete sie akribisch per "Factor Clicking" auf Social Media. Kommt Sojamilch besser an oder Hafer? Welches Design fällt auf und welches unter den Tisch? Erst als sie dafür Kennzahlen generiert hatte, ging sie auf Molkereien zu, produzierte erste Stückzahlen und pitchte ihr Produkt vor großen Einzelhändlern.
Als Erstes konnte Rossmann überzeugt werden - drei Monate lang listeten 20 Filialen das Produkt. Zeitgleich schaltete Schäfer Ads auf Social Media, ganz gezielt für die Zielgruppe veganer Sportler und Sportlerinnen, im drei Kilometer-Radius zu den Geschäften mit einem Location-Finder direkt in der Ad. Das Konzept ging auf: Innerhalb eines Monats war Unmilk bereits ausverkauft. Heute gibt es Unmilk im eigenen Online-Shop sowie in 2.200 Rossmann Filialen, der Vertrieb verläuft entsprechend 20 zu 80 Prozent.
Schäfer blickt auf viele Learnings zurück, maßgeblich auch: Zahlen sind nicht alles. Auf Social Media sorgten ein Verpackungsdesign und Logo, das auf den Produkten vollständig auf dem Kopf stand, dass die Mehrheit bei der Ad stoppte und sich diese genauer ansah. Was im online Handel gut funktioniert - sorgt stationär für Verwirrung. Wer im Supermarkt das Produkt nicht versteht, weil er oder sie es nicht sofort lesen kann, lässt es stehen. Mit der Handelsexpertise von Rossmann zusammen steht heute nur noch das Logo von Unmilk auf dem Kopf - alles andere ist klar lesbar. (Artikel erschien zuerst bei Internet World.)
Autorin: Eliza Hahnenstein
Super Streusel ist einer von fünf Filialisten des D2C-Awards; sie pitchen ihr Unternehmensmodell beim Moonova Satellite-Event "D2C Club" in der Düsseldorfer Seifenfabrik am 24. und 25. Oktober.