E-Commerce im Wandel:
Gewinner-Feeling unter einem schlechten Stern? Was uns beim 18. Shop Usability Award erwartet
Der Shop Usability Award® steht in diesem Jahr vor besonderen Herausforderungen. Die E-Commerce-Welt spaltet sich zunehmend in Gewinner und Verlierer. Das liegt nicht nur an der anhaltenden Konsumflaute, sondern auch an tiefgreifenden strukturellen Veränderungen im Markt.

Foto: Shoplupe
Die Bewerbungsphase befindet sich mittlerweile in ihrer zweiten Halbzeit – und schon jetzt zeigt sich deutlich, wo der Schuh in der E-Commerce-Bubble drückt. Und das tut er spürbar: Nach unseren Recherchen haben rund 20 % der besten 50 Shops der letzten drei Jahre ihren Betrieb eingestellt. Damit reihen sie sich ein in die Liste prominenter Beispiele – von dem Innovationsrückzug bei AboutYou bis hin zum Aus von Babymarkt oder des Aldi-Shops. Die Zeichen für den Handel stehen schlecht – und für den E-Commerce im Besonderen.
Konsumlust im Frustmodus – Die Großen trifft’s zuerst
Inflation, Kriegsängste und wirtschaftliche Unsicherheit haben die Kauflaune deutlich gebremst. Die Menschen haben weniger Geld in der Tasche – und kaufen schlicht weniger. In unseren pinops Fokusgruppen war die Konsumflaute wiederholt Thema, und der Tenor bleibt derselbe:
In Krisenzeiten spart der deutsche Konsument stärker als alle anderen Europäer – und verschiebt seine Prioritäten. Statt Konsum stehen Urlaub, Erlebnisse und Lebensqualität höher im Kurs.
Davon betroffen sind vor allem klassische Konsumartikel – oder, wie wir gern sagen: Alles mit EAN-Code hat ein Problem.
Auch beim Shop Usability Award spüren wir die Folgen. Relaunches werden verschoben, Innovationen bleiben aus, und die Lust, Ergebnisse zu präsentieren, ist gering – zumindest auf der einen Seite der E-Commerce-Welt.
D2C – das bessere Modell der Kleinen
Ganz anders sieht es im Direct-to-Consumer-Segment (D2C) aus. Hier geht die Rechnung auf – an fast allen Stellen. Konsumentinnen und Konsumenten lieben alternative Produkte jenseits der großen Marken. Sie setzen auf Start-ups, innovative Ideen und junge Unternehmen, die mit geschicktem Storytelling genau das verkörpern, was aktuell gefragt ist: Nachhaltigkeit, Authentizität, Gesundheit, Wohlbefinden, Qualität und Einfachheit.
Schon vor drei Jahren war meine These klar: „D2C ist das bessere Modell.“ Weil Konsumenten es lieben. Und weil es einfacher ist. Selten gibt es Kanalkonflikte oder überbordende Sortimente. Die Welt gehört derzeit den klaren, fokussierten Shops, die die gesamte Klaviatur aus Shopsystem, Storytelling und Social-Media-Reichweite spielen – ein Traum, der vor zehn Jahren noch undenkbar schien.
Aus simpel wird banal
Im Frontend zeigen sich viele Shops heute deutlich simpler – teils schon banal.
Die Standard-Templates von Shopify haben sich durch die E-Commerce-Landschaft gezogen, und aus der einst gefeierten Einfachheit ist vielerorts eine Austauschbarkeit geworden. Zwischen Standardisierung, Sparkurs und verschobenen Prioritäten sind heute längst nicht mehr so viele Wow-Momente zu erwarten wie in den vergangenen Jahren. Innovation im Shop selbst wird seltener – die Energie fließt stattdessen in Marketingaktivitäten.
Damit reagiert die Branche einerseits auf die Zukunft – und andererseits auf den veränderten Konsumenten. Die Zukunft bedeutet: Austauschbare Artikel werden künftig von KI bestellt, während der User seine Zeit eher bei ChatGPT & Co. verbringt – dort, wo Beratung und Transaktion zusammenlaufen.
Gleichzeitig übernehmen Social-Media-Plattformen den gesamten Bereich der Inspiration – und verknüpfen diesen zunehmend direkt mit dem Kauf. Der User liebt diese nahtlose Experience, doch das klassische Shop-Frontend verliert dadurch an Relevanz.
Die wirklich spannenden E-Commerce-Innovationen sind daher an jenen Stellen zu erwarten, die von beiden Szenarien unberührt bleiben: In den Flagshipstores großer Marken, im B2B-Commerce und in besonderen Geschäftsmodellen, die sich nicht einfach in ein Standardtemplate pressen lassen.
Es bleibt also spannender denn je: Wer traut sich noch, wirklich zu investieren?
Wer hat den Mut zur Innovation – und wie sieht diese heute überhaupt aus? Wir sind ready für die Mutigen, denn bis zum 31.12.2025 kann man sich noch für den Shop Usability Award bewerben.
Infos und Einreichung