Akira Kobayashi, Creative Type Director

Deutsche Bahn - sowohl modern als auch nostalgisch

Kennt jeder: die Schrift der Bahn

Kennt jeder: die Schrift der Bahn

"Die individuelle Schrift für "Die Bahn" ist ein starkes und etabliertes Beispiel für typografisches Branding mit hohem Wiedererkennungswert in Deutschland. Eine gut gemachte, umfangreiche Schriftfamilie, bestehend aus Sans, Serif, Italics usw., die Wiedererkennungswert schafft und unverwechselbar für die Marke ist. Ihre ungewöhnlich abgerundeten Ecken machen sie auch für Nicht-Schriftexperten leicht erkennbar. Gleichzeitig eignet sich die Schrift für eine Vielzahl von Anwendungen - von Bannern und Bahnsteiganzeigen bis hin zu Fahrplänen und Apps - und behält dabei ihre Einzigartigkeit. Die Marke lebt seit fast dreißig Jahren und ist sowohl modern als auch nostalgisch."

Friedrich Althausen, Creative Type Director

Die Johnston-Schrift spricht für London

2016 wurde die berühmte Johnston-Schrift neu gedacht.

2016 wurde die berühmte Johnston-Schrift neu gedacht.

"Ich lebe in London und kann deswegen nicht anders, als eine Marke zu wählen, mit der Tausende von Menschen hier täglich zu tun haben: Transport for London, kurz TfL, ist die Dachorganisation, die seit 2001 das Verkehrssystem dieser Stadt koordiniert. Die Marke hat sich im Laufe der Jahrzehnte angepasst, wurde modernisiert und hat dennoch eine Konstante: eine Schriftfamilie und ein typografisches System, das seit über einem Jahrhundert verwendet wird. Der ursprüngliche Entwurf für die Schrift wurde 1913 in Auftrag gegeben. Edward Johnston entwarf ein ikonisches Design, das die humanistische Struktur mit einer modernen serifenlosen Schrift verbindet. 1916 feierte die Schrift ihr Debüt und ist seither in Gebrauch: auf Wegweisern, Karten, Schildern, Zügen, in mobilen Apps und digitalen Anzeigen. 2016 hat Monotype das klassische Design neugestaltet und die Johnston100 entwickelt - eine Schrift für den Einsatz im  21. Jahrhundert, aber mit Referenzen auf ihre Wurzeln."

Emilios Theofanos, Creative Type Director

Diageo macht seine Marken mittels Typografie erlebbar

Diageo erzählt mit seinen Produkten verschiedene Geschichten.

Diageo erzählt mit seinen Produkten verschiedene Geschichten.

"Diageo's ikonische Markenwelt ist etwas Besonderes – speziell vor allem das Verständnis und der Wert, den die Gruppe auf Schrift und Typografie legt, um die verschiedenen Markengeschichten zu erzählen: Guinness, Johnnie Walker, Baileys, Tanqueray, Captain Morgan, Zacapa... alle diese Brands sind unverwechselbar durch ihre eigenen, einzigartigen und fein gearbeiteten Markenschriften, die mit Liebe und Sorgfalt entwickelt wurden. Diageo ist ein kreativer Verfechter von Markendesign und der Schriftgestaltung. Die Gruppe arbeitet kontinuierlich daran, seine Brands mittels Typografie erlebbar zu machen. Und Schrift ist der Grund, warum diese ikonisch sind."

Phil Garnham, Executive Creative Director

Channel 4 unterstreicht seinen Charakter durch Typografie

Setzt auf Wiedererkennung: Channel 4

Setzt auf Wiedererkennung: Channel 4

"Der britische öffentlich-rechtliche TV-Sender setzt auf originelle Inhalte und einen verspielten Ton. Im Jahr 2015 entwarfen das hauseigene Kreativ-Team 4creative und Neville Brody zwei individuelle Schriften für den Sender: Horseferry und Chadwick, die für Überschriften bzw. Text zum Einsatz kommen. Beide zeichnen sich durch eigenwillige Details wie schräge Schnitte in den Buchstabenformen und besondere Serifen aus, die zum Sender und seinen Inhalten passen und für einen sofortigen Wiedererkennungswert sorgen. Erst vor wenigen Wochen wurden die Schrift- und Designsysteme in Zusammenarbeit mit Hudson-Powell von Pentagram London erweitert: Die Schriften erhielten neue Schnitte und Stärken, um sich in der verändernden Medienlandschaft in Großbritannien widerzuspiegeln."

Marie Boulanger, Head of Brand & Design

Chobani erinnert mit seiner Serifenschrift an frühere Epochen

US-Joghurt Chobani ist bekannt für sein Retro-Rebranding.

US-Joghurt Chobani ist bekannt für sein Retro-Rebranding.

"Chobani ist Amerikas Nummer eins unter den griechischen Joghurts. Das nostalgische, im Retrostil gehaltene Rebranding hat in der gesamten Lebensmittelindustrie für Furore gesorgt. Und die Folgeeffekte sind auch Jahre später noch sichtbar, denn andere große Lebensmittelmarken wie etwa Burger King zogen nach und führten ähnliche Brandings im Vintage-Design ein. Mit seiner maßgeschneiderten Serifenschrift war Chobani eine Art Initialzünder für eine ganze nostalgische Designbewegung, die an frühere Epochen erinnert. Die eigenwillige und charaktervolle Schrift setzt sich deutlich von anderen Markenschriften im Wettbewerbsumfeld ab. Das Rebranding erzielte ein breites Echo in der Presse und löste wie alle guten Designprojekte heftige Diskussionen aus. Aber Chobani blieb der Linie treu, stellte sich gegen die vorherrschenden typografischen Trends der Zeit, die nach funktionalen, effizienten Schriften verlangten, und machte seine Marke auf diese Weise erfolgreich."

James Fooks-Bale, Senior Director Brand

Canal+ setzt auf Futura Extra Bold Italic

Canal+: Seit Mitte der 80er Extra-Bold.

Canal+: Seit Mitte der 80er Extra-Bold.

"Seit Mitte der achtziger Jahre nutzt der französische private Fernsehsender Canal+ eine neu gestaltete Version der Futura, die Extra Bold Italic. Die Hauptunterschiede zur ursprünglichen Futura sind die engen Abstände und die etwas breiteren Proportionen. Etwa 25 Jahre lang nutzte der leitende Art Director Etienne Robial die Schrift in allen kreativen Bereichen: vom Druck bis zum Bildschirm, auf Fernsehgeräten und für alle jemals erstellten Werbemittel - sogar die Beschilderung der Büros von Canal+ wurde mit dieser Schrift gestaltet. Im Laufe der Jahre haben sich die grafischen Elemente und Farben mit der Entwicklung der Inhalte von Canal+ weiterentwickelt. Die Schrift blieb jedoch der wichtigste visuelle Bezugspunkt und ist Teil der DNA des Senders. Obwohl sie immer wieder in Frage gestellt wurde, ist es dem Kreativteam gelungen, die Schriftart in allen modernen Medien wie Apps, AppleTV usw. beizubehalten. Ein Teil des Erfolgs der Marke ist mit Sicherheit auf genau diesen Aspekt zurückzuführen. Das Schriftbild ist die beruhigende visuelle Stimme und steht für hochwertige Inhalte sowie Dienstleistungen. Sie vermittelt Verlässlichkeit und gibt der Marke ein vertrautes Gesicht, das nostalgisch und doch modern wirkt."

Damien Collet, Creative Type Director


Autor: W&V Gastautor:in

W&V ist die Plattform der Kommunikationsbranche. Zusätzlich zu unseren eigenen journalistischen Inhalten erscheinen ausgewählte Texte kluger Branchenköpfe. Eine:n davon habt ihr gerade gelesen.