Klinck sagte, die Initiative passe auch zu den aktuellen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen: "Wir leben in einer Zeit, in der vielen Familien Geld im Portemonnaie fehlt." Eine repräsentative Meinungsumfrage von YouGov im Auftrag habe ergeben, dass wegen der Energiekrise, Inflation und anderen widrigen Umständen es durchschnittlich 180 Euro im Monat seien, sind die den Familien fehlten. "Daher gibt es einen großen Bedarf in Deutschland, durch den privaten Verkauf zusätzliche Einnahmen zu erzielen." 

Für Händler ändert sich nichts

Die Befreiung von Gebühren und Provisionen gilt nur für private Verkäufer. Ebay stützt sich dabei zum einen auf die Angaben der Verkäufer selbst. Darüber hinaus kontrolliert die Plattform aber auch mit Hilfe von Algorithmen, ob die Selbstauskunft glaubwürdig ist. "Wenn jemand regelmäßig 20 iPhones am Tag verkauft, dann ist das für uns ein sehr klarer Hinweis, dass dies kein privater Verkäufer ist."

Klinck sagte, der Privatverkauf habe eine große Bedeutung. "Ebay ist seit jeher im privaten Verkauf stark. Das erste Produkt, das bei uns verkauft wurde, war ein gebrauchter Laserpointer. Private Verkäufer waren auch vor Corona auf der Plattform sehr aktiv. Während der Pandemie hat es noch mal einen Schub gegeben." Nun werde der private Verkauf durch die wirtschaftlichen Umstände angekurbelt. Der gewerbliche Handel sei unterm Strich aber deutlich größer und mache ungefähr 80 Prozent des Geschäfts aus. Rund 20 Prozent entfallen auf den privaten Verkauf.

Mit der Geschäftsentwicklung insgesamt kann die Ebay-Führung allerdings nicht zufrieden sein. Vor einer Woche berichtete die Handelsplattform für das abgelaufene Weihnachtsquartal, schwache Zahlen. Die Erlöse im Jahresvergleich sanken um vier Prozent auf 2,5 Milliarden Dollar (2,4 Mrd Euro). Der bereinigte Gewinn aus dem fortgeführten Geschäft fiel um zehn Prozent auf 581 Millionen Dollar.
Langfristig gesehen fällt die Bilanz noch ernüchternder aus. In den vergangenen 25 Jahren ist Ebay weit hinter den größten Onlinehändler Amazon zurückgefallen, mit dem man sich in den ersten Jahren des Dot-Com-Boom noch ein Kopf-an-Kopf-Rennen geliefert hatte. Amazon verzichtete viele Jahre lang auf Gewinne, um ein rasantes Wachstum  zu finanzieren. 

Trennung von eBay Kleinanzeigen

Bei Ebay wollten dagegen die Investoren zu Lasten des Wachstums früher Kasse machen. So musste sich Ebay schon 2015 wieder von PayPal trennen, lange bevor der Bezahldienst sich auf breiter Front durchgesetzt hatte. Amazon konnte mit dem Cloud-Geschäft AWS eine stabile zweite Säule aufbauen, während Ebay Sparten wie den Videokonferenzdienst Skype 2011 viel zu früh an Microsoft weiterreichte.

Im Sommer 2020 machte Ebay mit dem Verkauf seiner Kleinanzeigensparte Kasse, zu der in Deutschland die Portale eBay Kleinanzeigen sowie Mobile.de gehören. Während Ebay und das nun von norwegischen Online-Marktplatz Adevinta betriebene Portal Ebay Kleinanzeigen sich bislang kaum ins Gehege kamen, könnte sich das mit der Kostenlos-Initiative von Ebay nun schnell ändern.

Für die Verbaucherinnen und Verbraucher ist das derzeit noch alles ziemlich verwirrend. Ständig werden die Handelsplattform Ebay und das Schnäppchenportal Ebay Kleinanzeigen miteinander verwechselt. Das wird sich allerdings im kommenden Jahr ändern. Bis zum Jahr 2024 wird Ebay Kleinanzeigen den Namensteil Ebay streichen und unter der Marke "Kleinanzeigen.de" auftreten. Wer die neue Adresse in seinen Browser eintippt, landet inzwischen auch nicht mehr bei einer Fehlermeldung, sondern wird auf die Seite www.ebay-kleinanzeigen.de umgeleitet. (Christoph Dernbach, dpa)

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