Die DFL will den größten Teil des Geldes (85 Prozent) auf Zukunftsfeldern investieren. Handlungsbedarf sieht sie vor allem bei der Auslandsvermarktung und beim nationalen Medienvertrag, der in der laufenden Rechteperiode erstmals rückläufige Einnahmen verzeichnete und einer Anpassung an das moderne Konsumverhalten insbesondere der jüngeren Generation bedarf. Da hinkt die Bundesliga den anderen europäischen Top-Ligen aus England, Spanien und Italien hinterher. Der Rest des frischen Kapitals - rund 300 Millionen Euro - würde zur freien Verwendung in die Kassen der Vereine fließen.

Doch das Vorhaben stößt nicht überall auf Zustimmung. Die Chefs des 1. FC Köln lehnen es in der geplanten Form sogar "entschieden ab", wie es in einem offenen Brief des Vorstands hieß. Sie kritisieren zudem das Tempo und den Zeitpunkt der Entscheidung. "Das größte Restrukturierungsprojekt in der Geschichte des deutschen Profifußballs ausgerechnet in einer solchen Übergangsphase ohne etablierte Geschäftsführung zu starten, wirkt geradezu absurd", sagte FC-Vizepräsident Eckhard Sauren. Der Freiburger Leki und der Frankfurter Hellmann führen die DFL-Geschäfte nach der Trennung von Geschäftsführerin Donata Hopfen im Dezember 2022 derzeit nur übergangsweise. 

Verschiebung bis August?

Oke Göttlich, Präsident des Zweitligisten FC St. Pauli und Mitglied im DFL-Präsidium, will auf der Mitgliederversammlung daher eine Verschiebung der Abstimmung bis August beantragen. Wie andere Kritiker auch fühlt er sich bisher über die Details des Deals nicht ausreichend informiert. "Eine Strategie steht vor dem Prozess und nicht ein Prozess vor einer Strategie", sagte der 47-Jährige der Deutschen Presse-Agentur. Er könne "einem Weg, der versucht, nur mit Geld Herausforderungen zu lösen und bei dem zentrale Punkte wie ein Business-Plan, Investitionssumme, Governance, Regulatorik oder ein Verteilerschlüssel nicht final vorliegen oder diskutiert sind, schon aus Sorgfaltsaspekten nicht zustimmen".

Eine Ablehnung des DFL-Plans wäre ganz im Sinne der Fans, die seit Wochen in den Bundesligastadien gegen das Projekt protestieren. "Es sind viele grundlegende Fragen offen. Auch die Vereine, die eine Entscheidung treffen sollen, fühlen sich offenbar nicht ausreichend informiert, und es gibt Zeitdruck. Das alleine sind schon schlechte Voraussetzungen für eine kluge Entscheidung", sagte Markus Sotirianos aus dem Vorstand des Fan-Bündnisses "Unsere Kurve" der Deutschen Presse-Agentur.

Die Schere geht immer weiter auseinander

Für ihn sei weiter offen, "warum ein Investor die beste Lösung sein soll und in welche tatsächlichen Abhängigkeiten man sich begibt." Zudem stelle sich die Frage: "Wie soll verhindert werden, dass die Schere zwischen großen und kleinen Clubs und zwischen den Ligen weiter auseinandergeht, wenn ein Teil der Gelder auch zweckungebunden an Vereine gehen soll?"

Dieser Effekt träfe vor allem die Drittligisten, die bei der Entscheidung außen vor sind. Sie befürchten, dass durch den Deal und die Verteilung der Einnahmen "eine weitere Barriere zwischen der Zweiten und der Dritten Liga" geschaffen wird, sagte Meppens Geschäftsführer Ronny Maul der Deutschen Presse-Agentur. 

Es bestehe eine gewisse Unruhe und die Sorge, dass es mittelfristig in Richtung einer "geschlossenen Gesellschaft" gehe und es ambitionierten Drittligisten nahezu unmöglich gemacht werde, in die 2. Liga aufzusteigen. 16 von 18 Vereinen haben ihre Bedenken daher in einem Brief an die DFL und den Deutschen Fußball-Bund adressiert und dabei auch mögliche "kartellbehördliche Konsequenzen" ins Spiel gebracht. Eine Antwort stand bis Dienstagmittag aus. (Eric Dobias, dpa)

Wer sind die Macherinnen und Macher, die 2024 prägen? ... Hier findest Du die W&V 100 Köpfe 2024.

Wie dich Marketingstrategien und Kampagnen weiterbringen? Jeden Dienstag im Marken-Newsletter  W&V Diagnostics >>>


W&V Redaktion
Autor: W&V Redaktion

Es gibt unterschiedliche Gründe, warum Artikel mit "W&V-Redaktion" gekennzeichnet sind. Zum Beispiel, wenn mehrere Autor:innen daran mitgearbeitet haben oder wenn es sich um einen rein nachrichtlichen Text ohne zusätzliche Informationen handelt. Wie auch immer: Die redaktionellen Standards von W&V gelten für jeden einzelnen Artikel.