"Gemeinnützig sein ist eben gar nicht so einfach"

Viva con Agua könne doch nur eine gute Sache sein. "Okay, dass die Leute, die bei der Firma 'Husumer Mineralbrunnen' das Wasser für Viva con Agua in die Flaschen füllen, weder nach Tarif bezahlt werden noch einen Betriebsrat haben, das ist water under the bridge. Gemeinnützig sein ist eben gar nicht so einfach." Dafür brauche die Organisation ein "wasserdichtes Geflecht aus total spritzigen Social Businesses".

Böhmermann spielt damit auf verschiedene Unternehmen an, die zwar zu Viva con Agua gehören, aber nicht ausschließlich wohltätigen Zwecken nachgehen. Unter anderem errichtet die Villa Viva Gasthaus GmbH & Ko. KG derzeit ein Hotel in Hamburg. Das kommentiert Böhmermann mit den Worten: "Unser 'Wasser für alle – Alle für Wasser'-Wasser vermietet uns bald Hotelsuites für nur 299 Euro pro Nacht."

Viva con Agua: "Wir sagen: Leute, trinkt Leitungswasser!"

Zu den Vorwürfen bezieht Viva con Agua auf der Website ausführlich Stellung. "Leitungswasser in Deutschland wird super geprüft und erfüllt hohe Qualitätsstandards", heißt es dort. Sowohl ökonomisch als auch ökologisch gesehen, sei es daher der naheliegende Weg, Wasser zu trinken. Die Organisation werde nicht müde, darauf hinzuweisen. Vermutlich sei Viva con Agua das einzige Mineralwasser überhaupt, welches Werbung für Leitungswasser verbreitet. "Wir sagen: Leute, trinkt Leitungswasser!"

Die gesamte Produktion des Viva-con-Agua-Mineralwassers sei über Climate Partner als klimaneutral zertifiziert. Zusätzlich mache jede Flasche auf die gemeinnützige Arbeit des Unternehmens aufmerksam. "). "Denn diese steht im Mittelpunkt von Viva con Agua und mobilisiert nach wie vor den meisten Support durch Spenden und andere finanzielle Erlöse für die Vision 'Wasser für alle' und Trinkwasserprojekte weltweit."

In Bezug auf die Bezahlung der Mitarbeiter:innen der Abfüllstation erklärt Viva con Agua in dem Statement, dass sich das Lohnniveau durchaus an der Höhe des existierenden Tarifvertrages der Bundesländer Niedersachen und Bremen orientiere. In Schleswig-Holstein aber gebe es einen solchen Standard gar nicht. Weiter heißt es: "Der Wunsch nach einem Betriebsrat sei bisher noch nicht seitens der Mitarbeiter:innen geäußert worden." Dieser könne aber jederzeit gebildet werden.

"Großteil der Gewinne fließt in die Gemeinnützigkeit"

Gegenüber dem "Stern" äußerte sich Initiator Benjamin Adrion zudem zu den Vorwürfen der "spritzigen Social Businesses". "Der Großteil aller Viva-con-Agua-Organisationen sind gemeinnützige Vereine oder 'gGmbHs'. Die Wasser GmbH, die das Mineralwasser verkauft, und die Villa Viva in Hamburg sind die einzigen normalen GmbHs. Das liegt daran, dass das einfach wirtschaftlich arbeitende Betriebe sind", so Adrion.

Diese Grafik ist laut Viva con Agua schon immer auf der Website zu finden.

Diese Grafik ist laut Viva con Agua schon immer auf der Website zu finden.

Wichtig sei aber, dass diese GmbHs mehrheitlich in der Hand von gemeinnützigen Viva-con-Aqua-Organisationen seien, wodurch ein Großteil der Gewinne in die Gemeinnützigkeit fließe. "Mit den Gewinnen und Besitzverhältnissen gehen wir transparent um." Viva con Agua habe nie behauptet, den Kapitalismus abschaffen zu wollen. Man wolle lediglich aus den Umständen, wie sie sind, "ein möglichst soziales Konstrukt bauen und das System bestmöglich für die Gemeinnützigkeit nutzen."

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Autor: Hannah Klaiber

Hannah Klaiber führt seit 2011 die Schmier & Fink UG in München und Berlin, die seit jeher auf das "Star Wars"-Motto setzt: "Do… or do not. There is no try." Bevor sie sich mit ihrer Redaktionsagentur den größten beruflichen Traum erfüllt hat, tobte sie sich unter anderem als Head of Entertainment Department beim Condé Nast-Verlag aus. Dafür, dass es auch in ihrer Freizeit nie langweilig wird, sorgen ihre zwei Hunde Lumi und Averell genauso wie ihre Arbeit als ehrenamtliche Sanitäterin.