Autorin Jessica Gao hat die Serie mit feministischen Kommentaren und Beobachtungen gespickt. Maslany will She-Hulk aber nicht vorrangig als feministische Serie bezeichnen. "Es gibt definitiv feministische Untertöne", sagt sie, «aber es ist keine Show, die versucht, dir zu sagen, wie du zu irgendwas stehen sollst. Es ist ja außerdem eine Komödie, also wird einem hier nichts vorgeschrieben. Es ist eher so, dass man auf Jens Seite ist, man wird in ihre Lage versetzt. Es ist feministisch in der Hinsicht, dass wir diese gewaltige Veränderung in ihrem Leben aus ihrer Perspektive erleben."

Jen will keine Superheldin sein, sondern weiter in Los Angeles als Anwältin arbeiten. Doch als es bei einer Gerichtsverhandlung zu einem Zwischenfall kommt, greift sie als Hulk durch und wird zum Star, der von allen She-Hulk genannt wird. "Dieser Name bleibt hoffentlich nicht, er ist so dämlich", schimpft sie in einer Folge. Auch Maslany hat gemischte Gefühle bei dem Namen, der nach einem Hulk-Anhängsel klinge. "Es ist so reduzierend", sagt sie und lacht. "Es ist ärgerlich, aber gleichzeitig liebe ich den Namen auch." Die Serie spielt geschickt mit dieser Ambivalenz.

Wohin die Reise für Jennifer Walters alias She-Hulk in den neun Folgen geht, ist nach den ersten vier Episoden noch nicht abzusehen.

In ihrem ersten Fall als Anwältin in Grün soll sie ausgerechnet Emil Blonsky alias Abomination (Tim Roth) vertreten, der einst ihren Cousin töten wollte (2008 in «Der unglaubliche Hulk», als Edward Norton die Rolle von Banner/Hulk spielte). Hat sich Blonsky tatsächlich gewandelt, wie er behauptet? Es bleibt spannend.

Die witzige Serie nimmt sich durchgehend selbst aufs Korn und überrascht mit originellen Gags, Gastauftritten und Randthemen. Haben Superheldinnen eine Krankenversicherung? Ist Captain America als Jungfrau gestorben? Und wie datet man eigentlich als She-Hulk? Wie in den Comics durchbricht die Hauptfigur mehrfach - vielleicht etwas zu häufig - die vierte Wand und spricht zum Publikum. Der subtile Humor ist lustiger als der weniger subtile, aber die Mischung stimmt.

Auch über Internet-Trolle, die sich über She-Hulk beschwerten, macht sich die Serie lustig. Schließlich handelt es sich mitnichten um ein "Produkt des Genderwahns" oder den "Genderwechsel" eines beliebten Superhelden. Das erste She-Hulk-Comic erschien vor über 40 Jahren, im Februar 1980, bei Marvel und sollte bereits mehrfach verfilmt werden. Umso erfreulicher, dass Autorin Gao nun eine gleichermaßen vorlagengetreue und zeitgemäße Adaption gelungen ist.

Einziger Kritikpunkt ist leider die Computer-Animation von She-Hulk, die mitunter zu künstlich aussieht. Das sorgte nach Veröffentlichung des Trailers schon im Internet für Fankritik. Bleibt zu hoffen, dass Marvel noch etwas nachgebessert hat. Denn die knapp 30-minütigen Folgen mit viel Liebe zum Detail sind wirklich unterhaltsam, kurzweilig und machen Lust auf mehr. Ein Marvel-Kenner muss man dafür übrigens nicht sein, aber es hilft.

PS: Eine Warnung: Wer die Kultserie "Die Sopranos" noch anschauen will, riskiert bei "She-Hulk: Die Anwältin" einige Spoiler. Denn eine der prominenten Figuren ist Fan der beliebten Mafia-Saga.

Philip Dethlefs, dpa

Der deutsche Trailer:

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