Die Kamera bleibt dabei ohne Schnitt bei ihm. Es wird nicht bewertet, die Lösung kommt nicht dominant von außen. Diese Szene ist auch eine von Mälzers Lieblingsmomenten des Projektes. "Er teilt seine Welt mit uns in diesem Moment auf eine so zauberhafte Weise. Das ist so großartig. Das ist für mich mit Abstand das Beste, was ich im deutschen Doku-Bereich bislang gesehen habe. Diese Ruhe, kein Schnitt, einfach Zuhören. Das ist wirklich wahnsinnig gut."

Mit Kritik spart Mälzer indes nicht, wenn es um ihn selbst geht. So sei er durchaus mit einem hohen Anspruch an das Projekt herangegangen, gibt er zu. Er habe es als seine Aufgabe gesehen, ein Konzept zu entwickeln, das mit den Schwächen lebt, das aber beim Gast wie ein echtes Restaurant ankomme. "Und zwar ohne Wenn und Aber. Das war mein Ehrgeiz. ... Und dass wir damit den Mund ganz schön voll genommen haben - das kann ich schon sagen", sagt Mälzer und lacht.

"Sie wollen nicht bemitleidet werden"

Auch waren er und das Produktionsteam seiner Meinung nach zu lange zu vorsichtig und zu verhalten im Umgang mit den Menschen mit Down-Syndrom. Seine späte Erkenntnis: "Sie wollen nicht bemitleidet werden. Und sie brauchen durchaus auch mal Führung. Wir haben sie in ganz vielen Bereichen zunächst unterfordert. Das Team hat aber eine extreme Selbstständigkeit entwickelt als sie endlich gut geführt wurden."

Gemeinsam gehen Mälzer und Schauspieler André Dietz aus "Alles was zählt" den Weg mit ihren 13 besonderen Küchen- und Servicehelfer:innen - und das alles mithilfe des Himmelreich-Küchenchefs, der diese anspruchsvolle Arbeit jeden Tag weitermacht, auch wenn keine Kameras mehr da sind, wie Mälzer betont. Der Dreh für die Doku "Zum Schwarzwälder Hirsch" sei für ihn auch augenöffnend gewesen. "Da sind Wahrheiten in den Geschichten der einzelnen Teilnehmerinnen und Teilnehmer drin, die haben nachhaltig etwas in mir bewirkt, da sie einen zunächst ganz schön umhauen - vorausgesetzt, Du lässt das an dich ran."

"Trotzdem ein Erfolg, weil wir uns bewegt haben"

Ziel ist es, die Teilnehmer:innen fit für den ersten Arbeitsmarkt zu machen. Mälzer ist davon überzeugt, dass das geht. "Jeder hat seine Stärken. Es ist ein unfassbar dummer Satz und eine ebenso dumme Denkweise, Menschen mit Down-Syndrom als nicht ausbildungsfähig zu bezeichnen."

Ob die weitgehend selbstständige Arbeit des für die Doku zusammengewürfelten Teams in Restaurant und Küche am Ende der drei Monate tatsächlich gelingt, lässt Mälzer offen. "Wichtig ist, dass wir uns bereit erklären, diesen Weg gemeinsam zu gehen. Dass wir sowohl an uns als auch an ihnen und eben mit Menschen mit Down-Syndrom arbeiten, um dann den maximalen Erfolg zu erzielen. Und wenn wir nicht dahin kommen mit dem Restaurant, ist es trotzdem ein Erfolg, weil wir uns bewegt haben."

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