Statistik:
Trotz Corona und Inflation: Kinosterben ist ausgeblieben
Als vor drei Jahren das Coronavirus aufkam, mussten Kinos in Deutschland monatelang schließen. Ein größeres Kinosterben ist seitdem ausgeblieben, wie eine neue Statistik zeigt. Filmförderchef Dinges mahnt angesichts gestiegener Preise, dass Kino für alle bezahlbar bleiben müsse.
Seit Pandemiebeginn vor drei Jahren ist ein Kinosterben in Deutschland ausgeblieben, den Filmtheatern fehlt aber noch immer Publikum. Im vergangenen Jahr wurden rund 78 Millionen Tickets verkauft, wie die Filmförderungsanstalt (FFA) in Berlin am Mittwoch mitteilte. Das waren fast doppelt so viele wie 2021, als die Kinos monatelang geschlossen hatten. Damals waren aufs Jahr gesehen rund 42,1 Millionen Tickets verkauft worden.
Die Besuchszahlen reichen aber noch immer nicht an die Zeit vor der Pandemie heran. 2019 waren zum Vergleich etwa 118,6 Millionen Karten verkauft worden. Die Menschen gingen also zuletzt noch immer weniger ins Kino (-34,3 Prozent). Der Jahresumsatz lag mit rund 722 Millionen Euro ebenfalls niedriger als 2019 (-29,5 Prozent).
Durchschnittspreis bei 9,26 Euro
Die Tickets sind im Schnitt etwas teurer geworden. Der Preis habe im Jahresdurchschnitt bei 9,26 Euro gelegen, heißt es in der Analyse. Das seien 39 Cent mehr gewesen als 2021 (+4,3 Prozent). "Die Preissteigerung bei den Kinotickets liegt zwar deutlich unter der Inflationsrate von 7,9 Prozent", schrieb FFA-Vorstand Peter Dinges. "Trotzdem müssen wir achtgeben, dass sich einkommensschwächere Gruppen den Kinobesuch auch in Zukunft noch leisten können."
Vor allem der Blockbuster "Avatar: The Way of Water" brachte viele Zuschauerinnen und Zuschauer. Obwohl der Film erst Mitte Dezember anlief, wurden für ihn allein bis Jahresende rund 4,5 Millionen Karten verkauft. Anfang Februar 2023 waren es nach Angaben des Branchenverbands HDF Kino schon mehr als 9 Millionen Tickets. Im vergangenen Jahr hatte kein Kinofilm in Deutschland mehr Besucher.
Besonders erfolgreich an der Kinokasse waren auch die Fortsetzung der "Minions" (rund 4,1 Millionen Tickets), der Actionfilm "Top Gun: Maverick" (rund 3,7 Millionen), der Fantasyfilm "Phantastische Tierwesen: Dumbledores Geheimnis" (rund 3 Millionen) und der zweite Teil von "Die Schule der magischen Tiere" (rund 2,4 Millionen).
US-Filme erfolgreicher als deutsche
Von mehr als 2300 Filmen, die im Kino gezeigt wurden, war etwa die Hälfte aus Deutschland oder mit Geld aus Deutschland koproduziert. Bei den Tickets entfielen 27 Prozent auf diese Filme mit deutscher Beteiligung und rund 64 Prozent auf US-amerikanische Filme.
Dinges sieht eine Tendenz zur Normalisierung des Kinomarkts. "Der Verlust im Vergleich zum vorpandemischen 2019 ist zwar nach wie vor bitter, aber im Jahresverlauf ist eine Erholung zu erkennen; im Juni gab es im Vergleich zu 2019 sogar ein Plus."
Nach Pandemiebeginn war fraglich, wie viele Kinos überleben werden. Nach Einschätzung von Dinges ist ein Kinosterben ausgeblieben. Im Jahresvergleich habe es etwas weniger Sitzplätze (-1,5 Prozent) und etwas weniger Leinwände (-0,4 Prozent) gegeben, dafür aber etwas mehr Kinos (+0,4 Prozent). Bundesweit gibt es laut Statistik rund 1730 Spielstätten. "Beim Kinobestand sind die Veränderungen minimal, und das freut uns natürlich ganz besonders", schrieb Dinges. "Zwar ist das kontinuierliche Wachstum, das wir seit 2014 beobachten konnten, in der Pandemie zum Stillstand gekommen, aber die Kinos sind bisher relativ gut durch die Krise gekommen." (dpa)
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