Mit auf die Entdeckungsreise kommt Ken (Ryan Gosling, 42), der ohne Barbie nicht weiß, wer er ist. In der echten Welt ist alles anders - und Ken findet schnell heraus, was die echte Welt so anders macht: das Patriarchat. Ein Traum für den, der immer in Barbies Schatten stehen muss. Er stellt mit Bewundern fest: "Hier ist alles dafür gedacht, die Präsenz des Mannes zu erheben!"

Philosophisch und politisch

Dieser Konflikt zwischen Fantasie und Realität, also konkret zwischen dem, was sich kleine Mädchen erhoffen und was die Welt ihnen bietet, zieht sich durch den Film und wird zunehmend philosophisch und politisch. Nicht zuletzt wird die Firma Mattel, die als Hersteller der Puppe im Film erscheint, wiederholt aufs Korn genommen. So sind alle namenlosen Entscheider im obersten Stockwerk Männer, denen die gesellschaftliche Bedeutung ihres Produkts egal ist, solange es sich gut verkauft. 

Mit einem Augenzwinkern wird auch immer wieder auf die Steuerhinterziehung der mittlerweile verstorbenen "Barbie"-Erfinderin Ruth Handler verwiesen. Trotz dieser vermeintlichen Selbstkritik dürfte die echte Firma Mattel in diesem Jahr gute Zahlen schreiben. Schließlich ist der Film auch eine gut zweistündige Werbefläche für alles rund um "Barbie". 

Dass Puppen alleine die Welt nicht zu einem feministischen Ort machen, wird in einem Plot-Twist deutlich, wie nur Hollywood ihn schreiben kann: Das Mädchen, mit dem Barbie verbunden ist, ist schon längst selbst Mutter (America Ferrera, 39) und arbeitet bei Mattel als Sekretärin. Dass sie vermutlich mehr auf dem Kasten hat, zeigen ihre Zeichnungen von "Cellulite Barbie" und "Todesgedanken Barbie".

Der Film scheint in seiner Aufmachung vor allem Mädchen und Frauen anzusprechen - obwohl natürlich jeder Barbie cool finden darf. Die Macher betonen daher, dass der Film buchstäblich an alle - also auch an Jungs und Männer - gerichtet sei. Das dürfte sich wohl vor allem auf die politische Botschaft beziehen. Denn Ken findet das Patriarchat so klasse, dass er es in Barbieland etablieren will. (Weronika Peneshko, dpa)

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