Recruiting:
Wie KI künftig die Talentsuche unterstützt
Ob Unternehmen und Bewerber zusammenpassen, ist viel mehr eine Frage der weichen Faktoren als der Fertigkeiten. Um Menschen zu finden, die zur Firmenkultur passen, hilft der Einsatz automatisierter Systeme.
Viele Unternehmen kämpfen darum, gute Mitarbeiter zu finden. Die vergangenen Jahre mit ihren großen Herausforderungen wie die Pandemie, politische Unruhen und schließlich die drohende Rezession, haben viele Menschen in für sie neue und sicherere Branchen getrieben. Fachkräftemangel ist das Ergebnis – über diverse Branchen hinweg. Über eine halbe Million Fachkräfte fehlten in Deutschland bereits im August vergangenen Jahres, das ergab eine IW-Studie. Laut einer Studie von der Boston Consulting Group werden bis 2030 acht Millionen Fachkräfte fehlen. Das sind schlimme Aussichten für Unternehmen, die gerade jetzt auf Wachstum gepolt sind.
Gut qualifizierte Talente müssen also gefunden, vom Unternehmen überzeugt und möglichst gebunden werden.
Werte und Kultur als wichtigste Kriterien bei der Jobwahl
Die Situation hat zu einer Abkehr vom Arbeitgeber- hin zum Arbeitnehmermarkt geführt. Die gut qualifizierten Arbeitskräfte können sich ihren Arbeitgeber aussuchen. Die Ansprüche der Arbeitnehmer sind hoch und betreffen in erster Linie weiche Faktoren. Die Top-Fünf der Zufriedenheitsfaktoren im Job sind rein kultureller Natur bzw. rein wertebasiert. Passt die Unternehmenskultur? Fühle ich mich wohl? Passt das Mindset?
Hinzu kommt die Situation, dass die Generation Z weit mehr verschiedene Arbeitgeber haben wird und bereits jetzt hat, wenn man sie mit der Babyboomer-Generation vergleicht. Diese war im Schnitt bei 1,3 Arbeitgebern beschäftigt – für die jetzige Generation, die Generation Z, liegen die Prognosen bei rund 20 Arbeitgebern im Laufe ihres Lebens. Bezogen auf die aktuellen Arbeitnehmer in Deutschland, sind es rund die Hälfte, die sogar aktuell über einen Jobwechsel nachdenken.
Verborgen ist dabei der sogenannte passive Arbeitsmarkt. Sprich: Es gibt so viel mehr Menschen, die sich unwohl in ihrer aktuellen Position oder dem aktuellen Unternehmen fühlen, bisher aber noch nicht konkret über einen Jobwechsel nachgedacht haben. All das stellt viele Unternehmen vor eine große Herausforderung, zeigt zugleich aber auch eine riesige Chance für die Unternehmen, die nun richtig reagieren.
Technologie für ein besseres Recruiting
Die Talente sind da. Der Fachkräftemangel stellt nur für die Unternehmen ein echtes Problem dar, die nun nicht clever auf die Gegebenheiten reagieren. Intelligente Recruitinglösungen müssen her.
Mit intelligenter Technologie lassen sich passende Bewerber finden. Mit einfachen Stellenanzeigen in Jobportalen hingegen nicht.
Ein Beispiel dazu: Für eine Business-Development-Stelle in Berlin gibt es auf den klassischen Jobportalen 7.000 Angebote. Auf dem heutigen Arbeitnehmermarkt, auf dem sich die Bewerber den Job aussuchen können, hat niemand mehr die Bereitschaft, sich durch solch einen Massenmarkt durchzuarbeiten. Hinzu kommt, dass die eigentlich wichtigen Faktoren, wie Werte und Kultur, in solchen Anzeigen kaum Erwähnung finden. Die Unsicherheit auf Seiten der Bewerber ist daher groß. Die Risiken, den eigentlich doch ganz passablen Job an den Nagel zu hängen, für einen anderen Job, den man nicht einschätzen kann, sind zu hoch.
Intelligente Tools, die das Matching erleichtern, gehen hier einen Schritt weiter. Verschiedene Anbieter experimentieren dabei mit unterschiedlichen Ansätzen.
Als erstes automatisiertes Headhunting-System für den Fachkräftemarkt hat Empion einen auf einer künstlichen Intelligenz basierenden Robo-Advisor programmiert, der Unternehmenswerte quantifiziert und passende potenzielle Bewerber sucht und findet. Der Robo-Advisor basiert dabei auf einer Arbeitgeber-Analyse, die gemeinsam mit Forschungsinstitutionen wie der WHU-Otto Beisheim School of Management entwickelt wurde.
MOONOVA 14. bis 16. März 2023
Remote-Arbeit, mobile Recruiting, personalisierte Ansprache und eine Unternehmenskultur, die Diversität und Inklusion, soziales Engagement und nachhaltiges Handeln fördert. Das macht die neue Workforce aus.
Dazu diskutieren die führenden Köpfe der Branche auf der MOONOVA 2023, der Digitalkonferenz zu den Themen Marketing, Commerce, Tech und Product. Über alle Branchen und Akteure hinweg wirft MOONOVA den holistischen Blick auf Trends und Themen und wird so zum zentralen Touchpoint für alle Marketing-, Commerce-, Tech- und Product-Experten aus Handel, Werbung, Informations- und Kommunikationstechnologie.
Spannend daran ist, dass der Robo-Advisor eben auch jene Menschen findet, die sich aktuell noch nicht aktiv um einen neuen Job bemühen. Dank der Suche in den Sozialen Netzwerken wie etwa Tiktok findet der Algorithmus aber potenzielle Bewerber und kann ihnen so Unternehmen, zugeschnitten auf ihre eigenen Wertvorstellungen, die sie selbst in den Sozialen Medien nach außen tragen, vorschlagen. Der passive Arbeitsmarkt stellt so kein dunkles und undurchsichtiges Mysterium mehr dar.
Unternehmen sollten also künftig viel mehr Wert auf weiche Kriterien legen und diese aktiv in den Recruitingprozess einbeziehen. Außerdem sollte die Nutzung von Jobportalen überdacht werden, die Sozialen Netzwerke bei der Suche nach Talenten dagegen stärker einbezogen werden. Unternehmen, die das erkennen und für sich umsetzen, werden künftig weniger Probleme mit dem Fachkräftemangel haben.
Über die Autorin: Dr. Annika von Mutius ist Co-Founder & Managing Director von Empion, dem ersten automatisierten AI-basierten Headhunting-System für den Fachkräftemarkt, das Bewerber:innen und Unternehmen auf Basis von Skills, Werten und Persönlichkeitsmerkmalen matcht.
Gemeinsam mit ihrer Co-Founderin Dr. Larissa Leitner bringt von Mutius Werte und Unternehmenskultur in den Fokus des Recruitings. Dazu haben sie gemeinsam mit Forschungsinstitutionen, führenden Unternehmen und Bewerber:innen eine Methode entwickelt, mit der Unternehmen ihre Werte und ihre Unternehmenskultur analysieren. Die Ergebnisse der Analyse können sie einerseits intern zur Stärkung ihrer Unternehmenskultur nutzen und andererseits extern zum Recruiting von Fachkräften, die zum Unternehmen passen.
Für den Ende 2021 gegründeten Recruiting Robo Advisor hat Empion im Rahmen einer Pre-Seed-Finanzierungsrunde über 2,4 Millionen Euro von VR Ventures/Redstone VC, Basinghall Partners und namhaften Angels aus der HR-Tech-Branche erhalten.
Von Mutius promovierte in Mathematik und arbeitete vor der Gründung von Empion für ein Robotics Start-up im Silicon Valley.
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