Elon Musk hatte den Kurznachrichtendienst im Oktober für 44 Milliarden US-Dollar übernommen. Nach Ansicht von Experten lag der Preis viel zu hoch, weil Twitter bislang kaum Gewinne geschrieben hat und bei der Reichweite hinter anderen sozialen Netzwerken wie Facebook, Instagram oder TikTok hinterherhinkt. 27 Milliarden Dollar der Kaufsumme stammen von Musk selbst, der dafür in großem Umfang Tesla-Aktien verkaufen musste und auch deshalb aktuell nicht mehr der reichste Mann der Welt ist. 

13 Milliarden aus der Kaufsumme wurden Twitter als Bankschulden aufgebürdet, den Rest steuerten Investoren wie Oracle-Mitbegründer Larry Ellison, die Qatar Holding und der saudische Prinz Alwaleed Bin Talal Alsaud bei. Nach den Negativschlagzeilen der vergangenen Wochen und den damit verbundenen sinkenden Werbeeinnahmen müssen nun die Twitter-Investoren und Banken um ihr Geld fürchten.
Um Kosten zu sparen, entließ Musk direkt nach seinem Antritt rund die Hälfte der Belegschaft. Außerdem kehrten etliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dem Unternehmen freiwillig den Rücken, weil sie mit Musks Kurs nicht einverstanden waren. Zu den umstrittenen Entscheidungen gehörte, das gesperrte Konto von Ex-US-Präsident Donald Trump wieder freizuschalten, das nach dem Sturm von Trump-Unterstützern auf das Kapitol in Washington im Januar 2021 gesperrt worden war.

Wer wird Nachfolger von Musk?

Zu den Leuten, die sich künftig wieder auf Twitter austoben können, gehört unter anderen der berüchtigte Neonazi Andrew Anglin, dessen antisemitische Verschwörungstheorien und Hassreden gegen Andersdenkende von mehreren Gerichten als so gefährlich eingestuft wurden, dass sie ihn zur Zahlung von Millionen von Dollar an seine Opfer verurteilt haben.

Auf der anderen Seite nutzte Musk seine neue Macht über Twitter, um öffentlich zugängliche Informationen über die Position seines Privatjets auf der Plattform zu unterdrücken. Das Konto @ElonJet wurde blockiert. Außerdem ließ Musk in einem Aufwasch die Konten von etlichen Journalisten sperren, die über die Kontroverse berichtet hatten. Nach einem Sturm der Entrüstung ließ Musk aber die meisten Journalisten-Accounts wieder freischalten.
Sollte sich Musk tatsächlich als Twitter-Chef zurückziehen, stehen schon einige Kandidaten bereit, die neuer "Head of Twitter" werden könnten. Favorit ist der Investor Jason Calacanis (51). Als Musk ihn während der Verhandlungen fragte, ob er sein strategischer Berater sein wolle, falls der Twitter-Deal zustande käme, schwor Calacanis in einer Textnachricht die Treue: "Vorstandsmitglied, Berater, was auch immer... Du hast mein Schwert", schrieb Calacanis. "Bringe mich ins Spiel, Coach! Twitter-CEO ist mein Traumjob."

Aber selbst wenn Musk seinem Vertrauten Calacanis oder dem rechtsgerichteten Risikokapitalgeber David Sacks den Posten des Twitter-CEOs überlassen würde, könnte man das nicht als Rückzug werten. Musk wird nämlich Mehrheitseigentümer des sozialen Netzwerks bleiben, was ihm nach wie vor eine enorme Kontrolle über die inhaltliche Ausrichtung von Twitter gibt. (Christoph Dernbach, dpa)

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