Übernahme von Derriston Capital:
Martin Sorrell plant Konkurrenz zu WPP
Der ehemalige WPP-Chef will einen neuen Werbekonzern aufbauen und setzt dabei auf ein bekanntes Muster: Ein börsennotiertes Unternehmen dient als Hülle für weitere Akquisitionen.
Dass er gar nicht daran denkt, mit 73 Jahren kürzer zu treten, das hatte Martin Sorrell nach seinem spektakulären Rücktritt als WPP-Chef im April schnell klar gemacht. Auf der Technologiekonferenz Techonomy 18 in New York sagte der ehemalige Holding-Boss einem Bericht von Campaign zufolge, er habe keinesfalls vor, in Rente zu gehen. "Weder freiwillig noch unfreiwillig", so Sorrell gegenüber David Kirkpatrick, Gründer und CEO der Techonomy.
Nun kündigt das Werbe-Urgestein seine Rückkehr auf das Werbeparkett an: Nach Campaign-Informationen hat Sorrell heute Morgen der Londoner Börse die Übernahme (Reverse Takeover) von S4 Capital, einem neu gegründeten Unternehmen, durch die börsennotierte Firma Derriston Capital angekündigt.
Damit baut Sorrell auf eine bewährte Strategie, die er auch 30 Jahre lang beim Aufbau von WPP verfolgte: Derriston Capital ist auf Medizintechnik spezialisiert und soll nun als Hülle für weitere Akquisitionen dienen. WPP startete einst als Einkaufswagenhersteller und wurde durch zahlreiche Übernahmen zur weltgrößten Werbeholding. 17,4 Milliarden Euro Umsatz erzielte WPP insgesamt 2017. Und das war für die Holding kein besonders gutes Jahr.
"Multinational und auf Wachstum ausgerichtet"
"S4 Capital ist ein Unternehmen, das sich zum Ziel gesetzt hat, ein multinationales, auf Wachstum ausgerichtetes Kommunikationsdienstleistungsunternehmen aufzubauen. Es gibt erhebliche Entwicklungsmöglichkeiten in Technik, Daten und Inhalten. Ich freue mich darauf, das zu ermöglichen", erklärt Martin Sorrell.
Derriston Capital wird in S4 Capital umbenannt, Sorrell Vorstandsvorsitzender des in London börsennotierten Unternehmens. Ihm zur Seite stehen Sky-Bet-Chairman Paul Roy und der frühere HSBC Investment Bank Managing Director Rupert Faure Walker als Aufsichtsratsmitglieder.
Kein Wettbewerbsverbot im WPP-Vertrag
Sorrell selber hat der Ankündigung zu Folge 40 Millionen britische Pfund zur Gründung von S4 Capital beigetragen. Die Finanzspritze dürfte ihn nicht sonderlich schmerzen, bei WPP kassierte der Brite bis zu 89 Millionen Euro im Jahr. Weitere 11 Millionen Pfund kommen von institutionellen und anderen Investoren. S4 Capital habe kürzlich eine Eigenkapitalbeschaffung in Höhe von 51 Mio. Pfund abgeschlossen und unverbindliche Unterstützungsbriefe für weitere 150 Mio. GBP erhalten.
Laut Campaign durfte Sorrell S4 Capital gründen, da sein Vertrag bei WPP kein Wettbewerbsverbot beinhaltet.