Ohne Bild:
Personaler scheuen vor anonymem Recruiting zurück
Nur die Qualifikationen zählen? Das ist ein Irrglaube. Anonyme Bewerbungen könnten Abhilfe schaffen. Ohne Bild und Name verzerren Herkunft und Geschlecht nicht die Auswahl. Allerdings zögern Personaler noch.
Foto: Shutterstock
Bitte mit Bild - was fürs Dating gilt, hat auch beim Recruiting Bestand. In deutschen Personalabteilungen möchten die Verantwortlichen nicht aufs Bewerbungsfoto verzichten, so eine aktuelle Auswertung der Recruiting-Plattform Taledo. Bei ihr besteht schon seit einiger Zeit die Möglichkeit, das Foto und den Namen der Bewerber unkenntlich zu machen. In dieser Woche präsentierte das Karriereportal LinkedIn eine ähnliche Filterfunktion.
Bei Taledo, einem Startup aus Berlin, nutzen lediglich ein Prozent der Kunden diesen digitalen Anti-Diskriminierungs-Filter. Insgesamt finden sich bei Taledo 80.000 Bewerberprofile aus den Bereichen Marketing, IT, Sales, Finance und Operations.
Per Mausklick lässt sich ein Schalter umlegen, der das Profilfoto verbirgt und den Namen auf die Initialen kürzt. Im Kern der Anwendung trifft eine KI die Vorauswahl, das neue Produkt-Feature soll die unbewusste Voreingenommenheit der Nutzer verringern.
Taledo möchte mit der Funktion einen neuen Impuls für vorurteilsfreies Bewerben setzen.
Taledo-Seite mit und ohne Bilder-Filter:
Foto: Taledo
Foto: Taledo
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Leichter Anstieg der Nutzung
Seit der Einführung der Funktion konnte Taledo einen leichten Anstieg der Nutzung beobachten: Anfang Juni nutzten etwa 0,3 Prozent der aktiven Recruiter das Tool zur Personalauswahl, inzwischen sind es etwas über 1 Prozent der aktiven Personaler.
Marcel Poelker, CTO und Gründer von Taledo, kommentiert das neue Feature und appelliert an Produktdesigner: "Das Internet bietet enorme Reichweite, womit Produktdesigner enormen Einfluss haben. Bei verantwortungsvollem Umgang bietet sich damit auch die Chance, Impulse zu setzen. Mit diesem Feature geben wir einen digitalen Anstoß, um unbewusste Voreingenommenheit bei der Personalauswahl weiter zu reduzieren. In Kombination mit einer algorithmus-basierten Suche stellen wir Personalern so die richtigen Werkzeuge für einen möglichst objektiven Prozess zur Verfügung".
Tracy Rothery, Talent Acquisition Managerin bei Magicplan, nutzt die Funktion bereits regelmäßig: "Fakt ist, dass Unternehmen mit diverser Kultur bessere Leistungen erbringen und schneller wachsen. Deshalb habe ich die Filter-Funktion sofort eingeschaltet, als ich Sie gesehen habe. Bei Magicplan suchen wir hauptsächlich nach IT-Fachkräften. Unsere Bewerber sollten vor allem ein Verständnis für komplexe Technologien haben – ethnische Herkunft oder Geschlecht sind dabei völlig irrelevant. Wenn der Bias-Filter eingeschaltet ist, kann ich mich auf das konzentrieren, was wirklich wichtig ist.
