Paid Content:
Corona verpasst Pay-TV einen kräftigen Schub
Bezahlfernsehen fand in der Krise viele neue Nutzer. Doch jetzt braucht die Branche dringend Hilfe von der Politik, so Frank Giersberg, Geschäftsführer des Verbands Vaunet: Ein Ausfallfonds muss her.
In den Monaten, in denen die Corona-Krise dafür sorgte, dass die Menschen einen großen Teil des Tages Zuhause verbrachten, waren Aktivitäten, mit denen man sich die Zeit vertreiben konnte, stark gefragt. Dass der Konsum von TV- und Streaming-Angeboten nach oben schoss, war also keine Überraschung. Und auch mancher TV-Nutzer, der bislang eher lineares Fernsehen bevorzugte, wurde in dieser Zeit zum Abonnenten.
Wie sich die aktuelle Marktsituation für Pay-TV und Paid-Video-On-Demand in Deutschland detailliert entwickelt hat, hat der Branchenverband Vaunet – Verband Privater Medien e.V. in seiner aktualisierten Publikation "Pay-TV in Deutschland 2019/2020" erhoben und vorgestellt.
Der Trend ist positiv
Das übereinstimmende Fazit aller Verbands-Teilnehmer der virtuell stattfindenden Veranstaltung: Fernsehen in jeglicher Darbietungsform wurde gerade in der Corona-Hochphase von März bis Ende Mai so intensiv genutzt wie nie. Die Sendervertreter, darunter Elke Walthelm, Executive Vice President Content, Sky Deutschland, Nicole Agudo Berbel, Geschäftsführerin und Chief Distribution Officer SevenOne Entertainment Group, Henning Tewes, COO Programme Affairs & Multichannel Mediengruppe RTL, Co-Geschäftsleiter TV Now und Katharina Behrends, Managing Director NBC Universal Global Networks Deutschland, meldeten allesamt gestiegene Nutzerzahlen.
Das schlägt sich auch in der Bilanz nieder: Im ersten Halbjahr 2020 waren es bereits durchschnittlich 17,1 Millionen Pay-TV-Seher, im März 2020 sogar 18,3 Millionen. Zum Vergleich: Im vierten Quartal 2019 lag die Zahl der SVoD-Konsumenten bei 13,4 Millionen - etwa doppelt so vele wie noch im vierten Quartal 2018.
Schon 2019 stieg die Zahl der Pay-TV-Abonnenten kräftig an: Acht Millionen waren es - rund 200.000 mehr als noch im Jahr davor. Die AGF-lizensierten Pay-TV-Programme erreichten 2019 eine durchschnittliche Reichweite von 16,4 Millionen Pay-TV-Sehern im Monat, was einem Plus von durchschnittlich 400.000 entspricht.
Die Umsätze aus Pay-TV und Paid-Video-on-Demand stiegen 2019 in der gesamten DACH-Region auf 4,5 Milliarden Euro (2018: vier Milliarden Euro). In Deutschland lagen die Gesamtumsätze 2019 bei circa 3,9 Milliarden Euro (2018: ca. 3,5 Milliarden), davon steuerte Pay-TV ein Umsatzvolumen von rund 2,4 Milliarden Euro bei. 2018 waren es 2,3 Milliarden Euro.
Ebenfalls zugelegt haben die Umsätze von Subscription-Video-on-Demand, das mit circa 1,2 Milliarden Euro leicht höher liegt als 2018 (1,1 Milliarden Euro). Wie sich die Umsätze bis zum Ende des Jahres 2020 entwickeln werden, will der Verband bislang nicht prognostizieren – dafür gebe es zu viele Unwägbarkeiten.
Insgesamt sieht sich die Branche jedoch gut aufgestellt. Probleme mit Programmnachschub werde es zumindest in Deutschland nicht geben – denn dank der Zusammenarbeit mit den Produzenten habe so schnell ein Hygienekonzept umgesetzt werden können, dass die Dreharbeiten im internationalen Vergleich relativ früh wieder aufgenommen werden konnten.
Die Politik ist gefordert
Auch das faire Modell der Finanzierung helfe dabei, betont Tewes: Die Sender erkennen an, dass die Produktionsbudgets steigen müssen. Dennoch sei hier auch die Politik gefordert, sagt Vaunet-Geschäftsführer Frank Giersberg: Mit der Einrichtung "eines Ausfallfonds auch für TV-Produktionen könnte die Politik hier einiges bewegen."
Bei Sky Deutschland hat man von einer derartigen Staatshilfe eines Nachbarlandes bereits profitiert: Die Dreharbeiten des Sky-Originals "Ich und die Anderen" konnten dank des Comeback-Ausfallsfonds für Film und Fernsehen, den die Österreichische Bundesregierung aufgesetzt hat, bereits Mitte Juni wieder fortgeführt werden.
Bei Sky mündet die steigende Nutzung darüber hinaus in eine Ausweitung des Angebots: Elke Walthelm kündigt für den Zeitraum innerhalb der kommenden 18 Monate den Start von gleich vier neuen Sky-Kanäle an: Geplant sind Channel für Crime, Comedy, Natur und Dokumentarproduktionen.