Öffentlich-rechtliches TV:
Das plant der ARD-Chef Wilhelm für 2019
Wilhelm will neue Allianzen schaffen. Er setzt aber auch auf Bewährtes - zum Beispiel auf Thomas Gottschalk.
Der ARD-Vorsitzende Ulrich Wilhelm verfolgt auch im neuen Jahr den Schulterschluss mit anderen klassischen Mediengattungen, um der wachsenden Übermacht der US-Digitalkonzerne etwas entgegenzusetzen.
So hat er, wie er im dpa-Interview verkündet, weiterhin Pläne für eine gemeinsame Video-Plattform mit den Zeitungs- und Zeitschriftenverlagen. Davon würden beide Seiten profitieren: Die Verlage könnten mit den Videos der öffentlich-rechtlichen Sender ihre eigene Berichterstattung stärken, so seine Vision.
Lizenzierung zur Finanzierung
Zugleich könnten ARD und ZDF ihre Herkunftsbezeichnung auf den Videos behalten "und insofern auch nichts verlieren." Wilhelm könnte sich auch private TV-Sender in einem solchen Verbund vorstellen. Für die Finanzierung zieht er ein Lizenzierungsmodell, das es auch in ähnlicher Form schon gebe, nämlich das der Austria Presse Agentur (APA) in Österreich.
Die Resonanz im Printlager auf diesen Vorstoß sei gemischt, so Wilhelm: "Verlage, die selber keine Möglichkeit haben, attraktiven Videocontent zu erstellen, haben uns signalisiert, dass sie für eine solche Initiative aufgeschlossen sind und sie gerne verwirklicht sehen." In der Gesamtheit der Verlage gebe es aber noch Diskussionsbedarf – "den warten wir ab."
Digitale Selbstbehauptung
Auch im europäischen Raum sieht Wilhelm Bedarf für Allianzen. Er wirbt für eine gemeinsame europäische Plattform von Qualitätsanbietern, die Europa eine "Selbstbehauptung im digitalen Raum" geben soll:
Eine gemeinsame digitale Infrastruktur, die von Anbietern aus Kultur, Wissenschaft, Bildung und den Medien für die Verbreitung ihrer Inhalte genutzt werden kann. Sie soll den Austausch mit den Nutzern ermöglichen, Elemente von YouTube, Facebook und Google bieten und dabei unterschiedlichste Geschäftsmodelle zulassen.
Die Reaktionen darauf sind aber auch hier noch unterschiedlich: In Frankreich und vonseiten der EU in Brüssel werde der Vorschlag positiv aufgenommen, in Deutschland herrsche auch hier noch eher Skepsis vor.
17,50 Euro sind zu wenig
Ein Thema, das Wilhelm schon in den nächsten Wochen intensiver beschäftigen wird, ist das Thema Rundfunkgebühr. Wie sein Kollege, ZDF-Intendant Thomas Bellut, ist er der Ansicht, dass die derzeitige Höhe von 17,50 Euro pro Haushalt im Monat schon heute "nicht mehr dem realen Aufwand" entpricht.
Aber auch das aktuell diskutierte Indexmodell, bei dem sich die künftige Gebührenentwicklung an der Inflationsrate orientieren würde, sei kein Allheilmittel, findet Wilhelm.
Die rundfunkspezifische Teuerung, die beispielsweise die Entwicklung der Kosten für Musik-, Film- oder Sportrechte berücksichtigt, habe zwischen 2009 und 2017 bei rund 17 Prozent gelegen. Zum Vergleich: Die Verbraucherpreise stiegen in diesem Zeitraum um 10,6 Prozent. "Der Unterschied ist beachtlich. Ein solcher Index wäre für uns also eine stetige Schrumpfung."
Ohne Gottschalk geht es nicht
In welche Programmangebote Wilhelm das Gebührengeld investieren will, steht jedenfalls zum Teil schon fest. Er baut im neuen Jahr weiterhin auf Sport, qualitativ hochwertige Serienware oder Themenabende – und auf vertraute Namen.
So bekommt Thomas Gottschalk 2019 im Bayerischen Rundfunk (BR) erstmals eine eigene Literatursendung, in der viermal im Jahr mit Gästen über deren Neuerscheinungen sowie andere Kulturthemen sprechen. Das Ziel der Sendung "Gottschalk liest?" sei es, einen "neuen Zugang zum Thema Literatur" zu schaffen - und darum, Bücher einem breiteren Publikumskreis zu erschließen.