Wenige Stunden vor der Time-Bekanntgabe hatte Thunberg eine Rede auf der Weltklimakonferenz in Madrid gehalten. Darin kritisierte die junge Schwedin die Regierungen wohlhabender Staaten für ihre Untätigkeit im Kampf gegen den Klimawandel scharf. In einer auf wissenschaftliche Daten zu CO2-Emissionen und die Erderwärmung gestützten Rede legte sie eindringlich die Fakten zu den Folgen dar, sollten die Ziele des Pariser Abkommens zur Begrenzung der Erderwärmung auf 1,5 Grad verfehlt werden.

"Jeder Bruchteil eines Grades zählt", sagte Thunberg. Die eigentliche Gefahr sei nicht die Untätigkeit der für die Krise verantwortlichen Regierungen und Unternehmen, "sondern die Tatsache, dass Politiker und Konzernchefs es so aussehen lassen, als würden sie etwas tun". Das Jahrzehnt, das in nur drei Wochen beginne, "wird unsere Zukunft definieren". Die Menschen bräuchten jetzt unbedingt ein Zeichen der Hoffnung. "Aber es gibt Hoffnung, ich habe es gesehen - aber sie kommt nicht von Regierungen und Konzernen, sondern vom Volk."

Thunberg ist die erste Schwedin, die den Titel erhält. "Das ist natürlich riesengroß. Ich bin sehr dankbar und hoffe, dass das der Bewegung helfen wird", sagte Thunberg kurz nach der Bekanntgabe der schwedischen Zeitung Dagens Nyheter.

Auch andere lobten die Auswahl. "Brillante Entscheidung", schrieb der Klimaaktivist und frühere US-Vizepräsident Al Gore auf Twitter. "Greta verkörpert die moralische Autorität der Jugendaktivistenbewegung, die fordert, dass wir sofort handeln, um die Klimakrise zu lösen. Sie ist eine Inspiration für mich und für die Menschen in aller Welt." 

Die Time-Redaktion würdigt mit dem Titel seit 1927 die Persönlichkeiten des Weltgeschehens, die das vergangene Jahr am stärksten geprägt haben. 2015 - im Jahr der Flüchtlingskrise - war zum Beispiel Bundeskanzlerin Angela Merkel zur Person des Jahres ernannt worden. Ein Jahr später wurde Donald Trump Time-Person des Jahres, nachdem er kurz zuvor die US-Präsidentschaftswahl gewonnen hatte. 2017 würdigte das Time Magazine die Aktivistinnen der Me-Too-Bewegung. 2018 wurde unter anderen der ermordete saudische Journalist Jamal Khashoggi gemeinsam mit weiteren Reportern zur Person des Jahres gekürt.

In der Vergangenheit gehörten auch Königin Elizabeth II., Friedensnobelpreisträger Nelson Mandela, Wallis Simpson (derentwegen der britische König Edward VIII. abdankte), Willy Brandt sowie Adolf Hitler und Josef Stalin zu den Geehrten. Auch "Die amerikanischen Frauen" (1975) und "Der Computer (1982) und "Die bedrohte Erde" (1988) wurden mit dem Titel bedacht. 2006 kürte das Magazin "Dich" ("Du. Ja, du. Du beeinflusst das Informationszeitalter") zur Person des Jahres. (sh/dpa)

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