Diversität sei in Deutschland längst gelebte Realität, schreiben die Künstler. Die Vielfalt der Gesellschaft solle auch in Film und Fernsehen abgebildet werden. Das Publikum sei bereit dafür. Die Erfahrungen der vergangenen Jahre etwa bei Streamingdiensten zeigten dies: "Es gibt weitaus mehr Geschichten und Perspektiven als nur die des heterosexuellen weißen Mittelstandes, die angeschaut und gefeiert werden."

In einem Interview fordern sechs der 185 Unterzeichner:innen ihre Branche und die Gesellschaft auf, Diversität noch stärker sichtbar zu machen.

Weniger Frauenrollen für Lesben

Sie kritisieren die Männer- und Frauenbilder, die in TV und Kino vermittelt werden. Lesbische Schauspielerinnen fürchteten, aus "dem Pool der für Männer begehrenswerten Frauen oder Frauenrollen" herauszufallen und nicht mehr besetzt zu werden, sagt die als Dresdner "Tatort"-Kommissarin bekannte Karin Hanczewski.

Den Künstlern geht es darum, als Minderheit sichtbar zu sein. In der Familie oder im Freundeskreis hätten sie ein Coming-out hinter sich, sagt Godehard Giese. "Aber wir sind mit unserer sexuellen Identität in der Öffentlichkeit nicht sichtbar. Es wird immer angenommen, man gehöre zur Norm." Sein Kollege Jonathan Berlin bezeichnet es als "Akt der Selbstliebe", sich zu outen. Als Jugendlichem hätten ihm Vorbilder gefehlt, "um damit freier umgehen zu können".

Hanczewski kritisiert, dass ihr in ihrem Beruf gesagt worden sei, sie solle sich nicht outen. Auch sie spricht von "Befreiung" und fügt an: "Ich hatte immer den utopischen Wunsch, dass es, wenn ich mich mal oute, eine politisch-gesellschaftliche Relevanz hat. Als Einzelperson müsste ich schon wahnsinnig bekannt sein, damit das irgendwas verändert." In der Gruppe könnten sie aber etwas verändern. (dpa)


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Autor: W&V Redaktion

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