Das betrifft auch die Internetversorgung

Denn: Mit der Aufrüstung der Fernsehkabel mit dem sogenannten Docsis-3.1-Standard lassen sich Internet-Übertragungsraten von derzeit bis zu einem Gigabit ermöglichen. Das wäre deutlich mehr als die Telekom derzeit mit ihren zumeist alten Telefonkabeln aus Kupfer auf der sogenannten letzten Meile erreicht.

Vodafone verspricht, noch mehr schnelles Internet in ländliche Gebiete zu bringen. "Wir bauen 25 Millionen Gigabit-Anschlüsse für 50 Millionen Menschen bis 2022", kündigt Hannes Ametsreiter an, CEO Vodafone Deutschland.

Konkurrenten kritisieren, dass Vodafone durch die Übernahme eine Monopolstellung auf dem Kabelfernsehmarkt erlangen könne. So sagte etwa Hans Demmel, Vorstandsvorsitzender des Verbands Privater Rundfunk und Telemedien (VPRT) und Geschäftsführer von N-TV: "Für die deutschen Sender ist dies keine gute Nachricht. Letztlich sehen sie sich mit einer massiven Verschiebung der Verhandlungspositionen konfrontiert. Mit der geplanten Fusion entstünde ein Kabelgigant, der den deutschen TV-Markt dominieren würde." Betroffen sei außerdem die OTT- und Mobile-Verbreitung; am Ende gefähre das Meinungs- und Anbietervielfalt.

Befürworter wie der ehemalige Präsident der Bundesnetzagentur, Matthias Kurth, argumentieren, die Übernahme sei förderlich für den Wettbewerb.

Gigabit für alle?

Der Fachverband Rundfunk- und Breitbandkommunkation (FRK) sieht in der Übernahme einen Schritt zu mehr Markttransparenz: Die beiden Unternehmen hätten bisher durch die Aufteilung der Versorgungsgebiete fast nirgendwo im Wettbewerb auf dem Kabelmarkt gestanden. Jetzt sei es dringend notwendig, die erforderliche Regulierung und Open Access-Diskussion für Kabelnetze endlich zu Ergebnissen zu führen. Es gelte, den Wettbewerb zu stärken, erklärte der FRK-Vorsitzende Heinz-Peter Labonte, "denn mit den bundesweit fast 30 Millionen anschließbaren Haushalten hält der neue Kabelriese einen der wichtigsten Schlüssel für den Ausbau der Bundesrepublik zur Gigabit-Gesellschaft und die Infrastruktur für die nächste Mobilfunkgeneration in seinen Händen".

Christoph Clément, Mitglied der Vodafone-Geschäftsleitung, nimmt online zu den Monopolvorwürfen Stellung. Seiner Ansicht nach gebe es keinen Kabelmarkt; "vielmehr gibt es einen Breitbandmarkt". Hier beherrsche noch "mehr als 20 Jahre nach der Marktliberalisierung" die Telekom "75 Prozent aller Kundenanschlüsse in Deutschland. Auch gemeinsam kämen Vodafone und Unitymedia lediglich auf 21 Prozent", schreibt Clément. Ähnlich berechnet er die vermeintliche Bedrohung auf dem Fernsehmarkt. Marktführer sei (mit 46 Prozent) Satellit. "Vodafone und Unitymedia kämen mit einem vereinten Kabelnetz auf einen Marktanteil von 37 Prozent", so der Manager. Außerdem habe sich der Markt dank der Streaminganbieter stark verschoben.

Liberty Global mit Sitz in London gehört zu den größten weltweiten Breitbandanbietern und ist allein in Europa in zwölf Ländern aktiv. 2015 hatten sich beide Unternehmen auf den Austausch einiger Sparten geeinigt. Eine Übernahme schloss Vodafone damals aber aus. (sh/dpa)


Autor: Susanne Herrmann

schreibt als freie Autorin für W&V. Die Lieblingsthemen von @DieRedakteurin reichen von abenteuerlustigen Gründern über Medien und Super Bowl bis Streaming. Marketinggeschichten und außergewöhnliche Werbekampagnen dürfen aber nicht zu kurz kommen.