Einer der Pioniere des deutschen Podcast-Marktes ist Alex Wunschel. Der Münchner Digitalberater betreut u.a. Audioformate für die Dmexco und die Telekom. Er glaubt, dass sich die Branche von der Idee des billigen Massenware verabschieden muss: "Wir verstopfen uns hier aktuell den Markt durch halbherzige Produktionen, Interview-Marathons auf Kaffeeklatsch-Niveau oder niederschwelligen Dirty-Talk-Formaten auf Dr. Sommer-Niveau. Und verkrampfen dabei mit gierigem Blick auf Reichweiten. Wenn wir hier endlich über Werbewirkung anstatt TKPs diskutieren würden, dann stünden die Kosten für gute Podcast-Produktionen auch in einem anderen Licht."

Podcasts machen keinen Vermarkter reich

Michael Praetorius, Journalist, Moderator und Consultant aus München, sieht es noch kritischer. Podcasts seien zwar aber "ein brauchbares Instrument" für Eigen-PR und Kundenbindung, aber allein schon die eingeschränkten Möglichkeiten der Datenauswertung setze der Vermarktung Grenzen: "Der gesprochene Werbe-Break wird keinen Podcaster reich oder einen Werbekunden happy machen."

Tatsächlich spielen Podcasts im deutschen Werbemarkt noch keine nennenswerte Rolle. Im vergangenen Mai schätze Frank Bachér, Leiter digitale Medien beim Hamburger Vermarkter RMS, das Umsatzpotenzial für Podcastwerbung in Deutschland für das Jahr 2018 auf rund 700.000 Euro. "Klassisches Zusatzgeschäft mit moderatem Umsatzvolumen", umschreibt es Oliver Adrian, Geschäftsführer AS&S Radio Zum Vergleich: In den USA wurden für das laufende Jahr Werbe-Erlöse in Höhe von 256 Milllionen Dollar prognostiziert.

Nico Lumma, Managing Partner der Hamburger Next Media Accelerators glaubt nicht, dass der deutsche Podcast-Markt jemals aus der Nische herauskommt: "Ich habe den Hype nie verstanden und frage mich immer, wie Leute so viel Zeit für den Konsum finden sollen."