Hessen:
Die Lochis gehen in die Politik
Die umschwärmten Youtuber Heiko und Roman Lochmann sind nicht nur als Werbetestimonials begehrt, sondern auch in politischen Dingen gefragt. Jetzt beraten sie die hessische Landesregierung.
Nicht nur Bundeskanzlerin Angela Merkel will der Digitalisierung mit der Einberufung eines Digitalrats mehr Gewicht geben, sondern auch ihr Parteikollege Volker Bouffier, seines Zeichens hessischer Ministerpräsident einer schwarz-grünen Koalition. Sein Kabinett berief deswegen einen Rat für Digitalethik ein und beschloss die Gründung eines Zentrums für Künstliche Intelligenz. 50 Millionen Euro werden zusätzlich in die Mobilfunkversorgung in ländlichen Regionen fließen (2020 bis '24). Außerdem soll ein wissenschaftliches Zentrum zur "Verantwortungsvollen Digitalisierung für den Menschen" entstehen. Weitere Themen sind die zukünftige Ausrichtung der digitalen Verwaltung und der Ausbau der Telemedizin.
Einen Schwerpunkt sieht Wirtschaftsminister Tarel Al-Wazir im Bereich der Fintechs. In Frankfurt steht dafür das Gründerzentrum TechQuartier, das Startups der Finanztechnologie mit etablierten Unternehmen vernetzt. "Der Finanzplatz Frankfurt hat eine große wirtschaftliche Bedeutung für unser Land", sagte der Minister. "Wir haben deshalb hohes Interesse, dass er den Übergang in die digitale Zukunft schafft. Einrichtungen wie das TechQuartier sind dafür extrem wichtig." Al-Wazir kündigte als nächsten Schritt die Einrichtung eines Zentrums für Künstliche Intelligenz am Finanzplatz Frankfurt an.
"Wir brauchen einen gesellschaftlichen Diskurs über den Einsatz von Technologien jenseits der Frage des Machbaren", gab Bouffier dem neu gegründeten Rat für Digitalethik mit auf den Weg. Er kommt im September erstmals zusammen. Bouffier wird das Gremium, das die Landesregierung in den relevanten ethischen Fragen beraten soll, selbst leiten. Das interdisziplinär arbeitende Zentrum soll Hochschulen in Hessen, die sich mit den Auswirkungen der Digitalisierung auf den Menschen befassen, in einem Netzwerk verbinden.
Die Mitglieder, insgesamt 18 Personen, haben extrem unterschiedliche Werdegänge. Der älteste dürfte vermutlich der Ex-Forschungsminister Heinz Riesenhuber sein, der mit Social Media aber durchaus vertraut ist und sich den Fragen von Jung-und-Naiv-Macher Tilo Jung stellte. Die Kirchen sind mit dem Bischof von Limburg, Georg Bätzing, und dem Bischof der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck, Martin Hein, vertreten. Heiko und Roman Lochmann werden schlicht als "Die Lochis" (so auch der Name ihres Youtube-Kanals) bezeichnet. Mit gutem Recht könnte man sie aber auch als Startup-Unternehmer und Vermarkter in eigener Sache bezeichnen. Zu ihren Werbepartnern zählen etwa Mercedes-Benz, die Sparkassen und L'Oréal. Mit am Tisch sitzt auch Carsten Kratz, Deutschlandchef der Boston Consulting Group. Die Auswahl enthält noch einige Personen mit eher wissenschaftlichem Hintergrund, etwa Ruth Stock-Homburg, Professorin an der TU Darmstadt. Nur zwei von 18 Personen sind übrigens Frauen.
Bevor sich die Lochis dem Thema Politik zuwenden, haben sie erstmal ihre aktuelle Single veröffentlicht, die Tour startet dann im Oktober.
Das aktuelle Musikvideo der beiden: