Das Wertschöpfungsnetz

„Die einstige Wertschöpfungskette wird aufgebrochen“, sagt Kraus. Ursprünglich floss das Geld im Mediageschäft vom Kunden an eine Agentur, dann an einen Vermarkter und den Werbeträger. Inzwischen kann man nicht mehr von einer Kette sprechen, sondern von einem Netz, mit entsprechend vielen Playern. Was im stationären Web seit drei vier Jahren sichtbar ist, passiert im mobilen Web erst seit Kurzem. Nicht nur der Mobile-Marketing-Pionier Yoc auch diverse Firmen wie Outbrain oder Ströer rüsten programmatisch mit Blick auf das mobile Web auf. Und genau dies hat Yoc bis vor einem Jahr zu schaffen gemacht. Denn in Großbritannien, dem wichtigsten Markt von Yoc, habe diese Entwicklung deutlich früher eingesetzt. Irgendwann ab 2015 war der klassische Vermarkter nicht mehr gefragt, Buchungen blieben aus, wenn sie nicht automatisiert abgewickelt werden konnten. Und das beherrschen Facebook und Google von Beginn an. Dies mag der Grund sein, warum die beiden zusammen gefühlte 85 oder 90 Prozent der mobilen Werbespendings einsammeln.

Inzwischen hält Yoc mit eigener Technik dagegen, in Großbritannien setzten unter anderem Trinity Mirror und Daily Mail auf die Deutschen und monetarisieren einen Teil ihres Traffics über die Anzeigenformate von Yoc. Aber nicht über exklusive Vermarktungsmandate. So etwas ist in der automatisierten Werbe(netz)welt schlicht ein Auslaufmodell. Medienunternehmen setzen statt dessen auf eine Vielzahl an Vermarktern und Technikpartnern. Und wer am meisten einspielt, gewinnt.


Autor: Leif Pellikan

ist Redakteur beim Kontakter und bei W&V. Er hat sich den Ruf des Lötkolbens erworben - wenn es technisch oder neudeutsch programmatisch wird, kennt er die Antworten. Wenn nicht, fragt er in Interviews bei Leuten wie Larry Page, Sergey Brin oder Yannick Bolloré nach.