
TV-Bilanz:
Die Höhepunkte des Fernsehjahres 2019
Ein seltsamer Auftritt, ein neuer Kapitän und Rekorde - was im Fernsehen in diesem Jahr für Furore sorgte. Das TV-Jahr 2019 in einem Überblick.

Foto: ProSieben/Martin Ehleben
Sie waren rührend, traurig, bizarr und manchmal auch zum Fremdschämen - die besten TV-Momente des Jahres.
Traumschiff
Auch wenn die langjährige Hostess Beatrice, Heide Keller, Florian Silbereisen als neuen "Traumschiff"-Kapitän eine "Fehlbesetzung" nannte: Das Publikum war sehr interessiert und bescherte dem ZDF-Klassiker am zweiten Weihnachtstag sogar einen Einschaltquotentriumph über den zeitgleich ausgestrahlten Münchner "Tatort". Silbereisen sagte in einem dpa-Interview, er sei es gewohnt, "ohne Vorschusslorbeeren an den Start zu gehen". Vor seiner ersten Samstagabendshow sei das genauso gewesen. "Einige Kollegen haben laut gezweifelt und ihre Auftritte abgesagt. Aber das hat sich erfreulicherweise nach und nach geändert." Im "Traumschiff" wolle er die Zuschauer überraschen. Willkommen seien alle, "die richtig Lust auf diese wunderbare Kultserie haben".
The Masked Singer
Millionen Zuschauer erfasste im Hochsommer das Rätselfieber. Die ProSieben-Show "The Masked Singer" löste einen Riesenhype aus. Das Konzept ist so simpel, dass es fast verwunderlich ist, dass es erst im Jahr 2019 im deutschen Fernsehen gelandet ist: Prominente verkleiden sich, bis man sie nicht erkennt, und performen auf einer Bühne. Alle anderen müssen raten, wer dahinter steckt. So musste sich ein als Astronaut verkleideter Publikumsliebling nicht nur gegen tierische Rivalen wie Grashüpfer, Panther, Oktopus oder Kudu durchsetzen, sondern auch gegen einen Engel und ein pinkes Monster. Die erste Staffel gewann Max Mutzke.
Fernsehgarten
Zum Entsetzen von ZDF-"Fernsehgarten"-Moderatorin Andrea Kiewel telefonierte der Comedian Luke Mockridge Mitte August auf der Bühne ihrer Live-Sendung mit einer Banane, beleidigte Senioren, machte Furzgeräusche und imitierte einen Affen. In seiner "Greatnightshow" Wochen später bei Sat.1 löste Mockridge auf, dass er die in Gesprächen mit drei Mädchen und drei Jungs im Grundschulalter entwickelt habe. Seiner neuen Sendung bei Sat.1 half das alles kaum.
Eurovision
Der Eurovision Song Contest in Tel Aviv hatte viel Lästerei zur Folge wegen des missglückten Gastauftritts von Madonna. Das deutsche Abschneiden im Finale war erwartbar schlecht und wurde ein paar Tage später noch schlechter. Wegen einer Punktepanne landete Deutschland auf dem vorletzten Platz. Wie hieß nochmal das Lied?
Bares für Rares
Ein Rekord-Deal von 42.000 Euro für ein Reliquienkreuz mit angeblichen Holzsplittern des Kreuzes Jesu löste Debatten aus - wurden die Verkäuferinnenn zu billig abgespeist? Hätten die Showmacher sie zu einem Auktionshaus schicken müssen?
Tatort
Münster war wieder Quotenkönig. Die Doppelgängerposse "Spieglein, Spieglein" sahen im März mehr als 14 Millionen. Abschied nehmen hieß es nach gut 21 Jahren von Inga Lürsen in Bremen (Sabine Postel). Ihr Kollege Stedefreund (Oliver Mommsen) starb.
Doku-Hit
Die Dokumentation des Jahres war wohl "Leaving Neverland". Weltweit aufsehenerregend, blieb die umstrittene Produktion aber bei der ProSieben-Ausstrahlung im April mit mauer Einschaltquote. In dem Film erheben zwei Männer schwere Missbrauchsvorwürfe gegen den 2009 gestorbenen Popstar Michael Jackson.
Streaming
Bei Netflix gingen die inzwischen dritte und vierte deutsche Produktion online: "How to Sell Drugs Online (Fast)" (Wie man im Internet schnell Drogen verkauft) sowie die Frankfurter Hip-Hop-Serie "Skylines".
Serien-Enden
Die preisgekrönte Fantasy-Saga "Game of Thrones" ging nach acht Staffeln und 73 Folgen zuende. Acht Jahre fesselte "GoT" Fans auf der ganzen Welt. Auch die Sitcom "Big Bang Theory" erlebte nach fast zwölf Jahre ihr Finale. In Deutschland zeigte ProSieben das Big-Bang-Finale im November, in den USA war es schon im Mai zu sehen. Bei der ARD endete die Donna-Leon-Krimireihe rund um Commissario Brunetti mit dem 26. Fall. Seit 2000 war zunächst Joachim Król als Brunetti zu sehen, seit 2003 dann Uwe Kockisch.
Rekord
72 Stunden live moderiert haben vom 12. bis 15. November (17.30 Uhr) die Funk-Hosts Ariane Alter und Sebastian Meinberg auf ARD-alpha - damit haben sie einen neuen Guinness-Buch-Weltrekord für die längste TV-Talksendung aufgestellt. Die Moderatoren durften pro Stunde nur jeweils fünf Minuten Pause machen oder diese Zeit sammeln, um sich längere Auszeiten zu gönnen. Meinberg legte die erste Ruhepause erst kurz nach der Halbzeit ein, Ariane Alter sogar erst nach über 41 Stunden. Der vorherige Rekord war 2014 in Syrien aufgestellt worden und lag bei 70 Stunden und fünf Minuten.
Show-Highlight
Als TV-Moment des Jahres lobten viele die Aktion von Joko Winterscheidt und Klaas Heufer-Umlauf, die in ihrer neuen Show "Joko & Klaas gegen ProSieben" 15 Minuten zur völlig freien Verfügung gewannen. Statt zu blödeln, gab das Duo zur besten Sendezeit am 29. Mai drei Menschen Raum für die Themen Flüchtlingshilfe/Seenotrettung im Mittelmeer, Obdachlosigkeit und Kampf gegen Rechtsextremismus.
Queen of Drags und Prince Charming
Queere Fernsehinhalte eroberten im Herbst die Bildschirme. ProSieben brachte die Travestiekünstlershow "Queen of Drags" mit Heidi Klum, Conchita Wurst und Bill Kaulitz, der RTL-Streamingdienst mit "Prince Charming" eine Art schwulen Bachelor. So viel schwule Sichtbarkeit war selten. Das Fernsehen wird vielfältiger. (dpa)