
Jubiläum eines Verlegers:
Hubert Burda: Diversifikation ist das Erfolgsrezept
Der Verleger, Autor und Kunstliebhaber feiert seinen 80. Geburtstag. Im Rückblick zieht er die Bilanz seiner Tätigkeit - und sagt, wie es in der Medienbranche und in seinem Verlag weitergehen wird.

Foto: Hubert Burda Media
Dass die ARD künftig auf die Live-Ausstrahlung des Bambi verzichten will, ist für Hubert Burda wohl keine so schöne Geburtstagsüberraschung. Gefeiert wird der Ehrentag des Verlegers aber natürlich trotzdem kräftig – immerhin wird er am 9. Februar 80 Jahre alt. Für den Macher von Zeitschriften wie Bunte und Focus auch ein Anlass, Bilanz seiner Verlegertätigkeit zu ziehen.
Mit den Print-Magazinen, die einen Großteil seiner Verleger-Karriere – und auch die als langjähriger Präsident des Verlegerverbands VDZ - ausmachten, war er bis auf Flops wie das kurzlebige Männermagazin M stets zufrieden. Mittlerweile sieht er Print aber etwas differenzierter: "Ob ich noch einmal einen größeren Verlagstitel machen würde, glaube ich weniger", so Hubert Burda im Interview mit dem Handelsblatt. "Wir haben jetzt seit mehr als 20 Jahren Erfahrung darin, uns an jungen digitalen Firmen zu beteiligen."
Europe Online - zu früh
Die Digitalisierung war für Burda früh ein Thema – für einige Projekte womöglich zu früh. 1994 launchte er mit Europe Online seine erste News-Plattform, aus der er 1996 jedoch schon wieder ausstieg. Anderes lief besser: 1995 startete er den digitalen Focus-Ableger Focus Online, 2001 folgte die Beteiligung an der Tomorrow Focus AG. Mittlerweile bringen die Digitalmarken National dem Publisher mehr als die Hälfte des Umsatzes ein. Dazu zählen etwa das Jobnetzwerk Xing, das Online-Reiseunternehmen HolidayCheck sowie das Arztempfehlungsportal Jameda.
Nur Digitales sei aber auch keine Lösung, weiß Burda heute: "Was habe ich für einen Fehler gemacht, dass ich alles von Print in Online übersetzt habe!" Google sei einst "seine Wunderkammer“ gewesen, nachdem ihm die Gründer Sergey Brin und Larry Page 1998 in Davos beim Weltwirtschaftsforum die Suchmaschine erklärt hatten. "Doch dann wurden sie zu raffiniert."
Gründer sind das Lebenselixier
Vielseitig sein – das ist heute seine Devise: "Wir haben Dutzende Geschäftsmodelle. Unser Lebenselixier ist, mit Gründern in Kontakt zu kommen." Über Burda Principial Investments halte man etwa mit dem Onlinemodehändler Zilingo eine Beteiligung an einem Unicorn, oder auch an dem Secondhand-Kleidungs-Portal Vinted in Berlin.
Und auch Print ist weiterhin ein Thema: So hat etwa Martin Weiss, der im Burda-Vorstand für das internationale Geschäft zuständig ist, "mit Immediate Media und seinen alten BBC-Zeitschriften auch einen respektablen Verlag akquiriert. Wir sind schön diversifiziert."
Die EU muss handeln
Trotzdem bereitet ihm die zunehmende Macht von Facebook, Google & Co. Sorgen: "Die Technologie hat über Social Media dazu geführt, dass heute jeder ein Sender ist. Facebook-Gründer Mark Zuckerberg trägt dafür eine große Verantwortung. Es war abzusehen, dass der Missbrauch bei seiner Software solche großen Ausmaße erreicht", so Burda gegenüber dem Handelsblatt.
Ohne eine Veränderung der Kartellgesetze seien die Europäer benachteiligt – hier müsse die Politik unbedingt handeln: "Die EU muss sich die Kartellgesetze anschauen, denn alles ist eine Frage der Allianzen. Ohne Partner können wir keine neue Suchmaschine gegen Google setzen."
"Macht einfach weiter!"
Und wie sieht Hubert Burda die Zukunft seines Verlags? Mittelfristig sollen seine Kinder Elisabeth und Jacob das Zepter übernehmen – wann das passiert, sei jedoch weiterhin offen. Daher wird CEO Paul-Bernhard Kallen "so lange wie möglich weitermachen. Er weiß alles über das Internet."
Am Ende soll jedoch die Familie weiter an der Spitze des Hauses stehen, denn es gehe ja auch "um Weitergabe von Begabung", so Burda: "Es darf nicht jenes Wissen verloren gehen, das durch unendliche Kämpfe entstand." Seine Botschaft an die junge Generation: "Ich bin so viel auf die Schnauze gefallen, macht einfach weiter!"