Jung von Matt erlebt ein Transformationsjahr

Die Agentur selbst hat folgende Erklärung für ihr Abschneiden: „Das war reines Glück.“ Die Worte stammen von Götz Ulmer, Kreativer und Partner von Jung von Matt. 2018 war ein Jahr des Übergangs für die inhabergeführte Gruppe. Mit-Agenturgründer und Kreativchef Jean-Remy von Matt hat sich in den Aufsichtsrat zurückgezogen, die Vorstände Larissa Pohl und Thomas Strerath mussten gehen. Seither wird die Agentur von einem Partnerkreis ­geführt, dem 15 Mitarbeiter angehören. ­Alleinvorstand ist Peter Figge, der ebenfalls zu dem Gremium zählt. Über kreative Belange entscheiden die Partner Till Eckel, Dörte Spengler-Ahrens, Jens Pfau, Götz Ulmer, Thim Wagner, Max Lederer und Joachim Kortlepel. Nach außen treten in erster Linie die vier Erstgenannten auf.

Viel Bewegung bei den Top Ten

Auf dem zweiten Rang folgt Grabarz & Partner, die Hamburger Agentur kommt auf 1272  Punkte. Sie hat unter anderem mit Arbeiten für Burger King, Volkswagen, Brother und Ikea gewonnen und kletterte von Rang fünf im Vorjahr aufs Silbertreppchen. „Nach Platz eins 2015, dem vierten Platz 2016 und dem fünften Platz 2017 bin ich mit unserer Platzierung 2018 nicht unzufrieden“, sagt ­Kreativchef Ralf Heuel. „Was mich allerdings sehr zufrieden macht, ist, dass wir diese Performance in wirklich enger Teamarbeit mit den Entscheidern und den Teams auf Kundenseite auf die Straße gekriegt haben.“
Die Berliner Agentur Heimat stand in der Vorjahresauswertung erstmals auf Rang eins. Diesmal landet sie auf dem dritten Platz. Ihre meistprämierten Arbeiten entstanden für die FDP und die Baumarktkette Hornbach. Kreativchef und Co-Gründer Guido Heffels arbeitet nur mehr an vier Tagen die Woche federführend für einige wichtige Kunden und hat das operative Tagesgeschäft an Chief Creative Officer Matthias Storath abgegeben. „Platz eins im vergangenen Jahr war sehr gut. Platz drei ist gut. Dieses Jahr freue ich mich besonders, dass wir dank unserer Inhouse-Produktionen für die Freien Demokraten in die Top fünf der kreativsten Filmproduktionen eingestiegen sind“, sagt Storath. Das Ranking der Filmproduktionen von dem er spricht, wurde im Sommer veröffentlicht.

Unter den Top zehn im Ranking (Tabelle auf Seite 14) zeigen sich dieses Jahr einige Veränderungen. Ränge eingebüßt haben beispielsweise DDB, Serviceplan und BBDO. Ogilvy & Mather ist nicht mehr unter den ersten zehn vertreten. Auch Scholz & Friends, sonst im oberen Drittel zu finden, steht diesmal auf Rang 20 – das liegt allerdings daran, dass die Gruppe wie Jung von Matt alle zwei Jahre Awardpause macht und ihre Arbeiten diesmal nur von anderen Partnern wie Filmproduktionen eingereicht wurden. Plätze gut gemacht haben unter anderem Thjnk, Grey und Kolle Rebbe. Letztere wurde kürzlich vom Beratungsunternehmen Accenture gekauft, will aber trotzdem weiter an Kreativshows teilnehmen.

Antoni ist der Aufsteiger des Jahres

Aufsteiger des Jahres ist die Berliner Agentur Antoni. Sie schaffte den Neueinstieg auf Platz acht im Ranking. 2015 hat Mercedes-Benz ihre Gründung veranlasst, mittlerweile arbeitet Antoni auch für andere Auftraggeber, allen voran Katjes. Matthias Schmidt, Managing Partner bei Antoni und verantwortlich für das Thema Awards, ist stolz. „Ich bin selbst überrascht, wie weit unsere kleine und junge Agentur mit zwei Kunden, reinem Tagesgeschäft, an einer Hand abzuzählenden Wettbewerben und null Bastelarbeiten für Awards gekommen ist“, sagt er. Bei Antoni sind viele erfahrene Profis am Werk, die schon lange in der Werbung arbeiten und ein Händchen für Preise haben.

Die Plätze elf bis 20.

Die Plätze elf bis 20

Teil drei der diesjährigen Top-30-Agenturen

Teil drei der diesjährigen Top-30-Agenturen

Insgesamt betrachtet darf man von ­einem außergewöhnlich guten Jahr für die deutschen Agenturen sprechen. An vielen deutschen Arbeiten kamen die internationalen Kreativjurys dieses Jahr nicht ­vorbei, viele lobten das überdurchschnittliche Niveau der deutschen Projekte. Das Ver­hältnis von Award-Einzelprojekten und ­Arbeiten aus dem Tagesgeschäft allerdings könnte sich noch verbessern. Viele Awardveranstalter standen dieses Jahr unter Druck. Sie müssen zusehen, wie sie ihr Erlösmodell für die Zukunft sichern, das früher mit der Einführung immer neuer ­Kategorien und Zusatzfestivals ertragssicher funktionierte.

Das Heft (W&V 49/2018) mit dem diesjährigen Kreativranking und der kompletten Analyse gibt es hier zu bestellen. Wuv.de widmet die laufendende Woche dem Ranking und veröffentlicht unter anderem Interviews mit den Kreativchefs, das Auftraggeberranking und alle wichtigen Tabellen.


Autor: Daniela Strasser

Redakteurin bei W&V. Interessiert sich für alles, was mit Marken, Agenturen, Kreation und deren Entwicklung zu tun hat. Außerdem schreibt sie für die Süddeutsche Zeitung. Neuerdings sorgt sie auch für Audioformate: In ihrem W&V-Podcast "Markenmenschen" spricht sie mit Marketingchefs und Media-Verantwortlichen über deren Karrieren.