Aufregend wird es jedoch, wenn plötzlich nicht nur kleine Samentütchen, sondern ganze Pflanzen in den Paketen stecken.Aber tatsächlich: die Erdbeerpflanzen kamen in diesem Jahr per Post - dick eingemummelt in Pappe und Papier. Überraschenderweise waren wirklich alle heil. Kein Wunder: "Vorsicht, lebendige Pflanzen" stand außen auf der Verpackung und brachte den Boten dazu, die Fracht sehr zart vor die Haustür zu liefern.

Die Erfahrung mit den Erdbeeren hat mich ermutigt: Aktuell warte ich auf eine Ladung Heidelbeersträucher. 

(Lena Herrmann, Redakteurin)

Das Konsum-Schloss 

Redakteure kaufen ein

Eigentlich, dachte ich neulich, als ich bei der Online-Yoga-Endentspannung so über unseren anstehenden wöchentlichen W&V-Homeoffice-Artikel sinnierte, kaufe ich viel, viel weniger im Netz seit meinem ersten Covid-19-begründeten Homeoffice-Tag am 10. März. 

Ich schreibe also, philosophierte ich innerlich weiter, während ich versuchte, meine Atmung immer tiefer werden zulassen, diese Woche über Reduktion, über bewussteres Konsum-Verhalten. Und klopfte mir dafür, anstatt vorbeiziehende Wolken zu imaginieren, innerlich auf die Schulter, bevor mich der Urschrei meines Schulkindes wieder in die Realität zurückkatapultierte. 

Noch tief von meinem eigenen Verzicht beeindruckt, folgte ich also den Rufen meiner Jungs in Richtung Garten, wo mich der dortige Anblick unvermittelt brutal desillusionierte: Die beiden Buben hatten unseren Keller geplündert und aus sämtlichen Verpackungsmaterialien der in den vergangenen vier Wochen im Online-Handel bestellten Produkte eine Ritterburg für ihre Playmobilfiguren gebaut. Wohlgemerkt: Eine Burg mit beachtlichen Ausmaßen, Kerkern, Aussichtstürmen, Gartenanlagen. Playmobil-Castle und sein Rittervolk jedenfalls belagerte die Hälfte unserer Terrasse.

Ok, der Großteil des erschaffenen Imperiums fußte sicherlich auf Weinkartons, die ja irgendwie in den vergangenen Wochen immer mehr zur Basisausstattung mutierten, aber ich konnte nicht umhin, mir einzugestehen: Verzicht sieht definitiv anders aus. 

Eigentlich, dachte ich dann, ist das aber auch ok so. Klar: Konsum mit Sinn und Verstand ist immer wichtig und richtig. Aber: Leben im Konjunktiv ist ja auch irgendwie gefährlich.

(Belinda Duvinage, Redakteurin)

Fluchtwege

Redakteure shoppen

Ich gebe es gleich zu: Ich gehöre zur Kategorie der Schnäppchen-Käufer und Planlos-Shopper. Genau das zu ändern, hatte ich mir zu Jahresbeginn fest vorgenommen. Ein ausgeklügelter Budgetplan wurde erstellt, was wofür ausgegeben werden sollte. Seit Januar versuche ich mich daran zu halten. Mit leider nur mäßigem Erfolg – es ist unglaublich, wie viele Anlässe, Umstände etc. ich nicht vorausgesehen habe bzw. um wie viel zu niedrig ich den Posten "Ungeplantes" angesetzt habe. Insofern hatte ich gehofft, dass mir hier der Shutdown helfen würde.

Und in der Tat: Anfangs habe ich noch die Non-Foodbereiche der Supermärkte angesteuert, aber auch sie verlieren gerade irgendwie ihren Reiz, genauso wie das Surfen durch meine Favoriten-Shopseiten. Das "Wir haben doch alles", macht sich breit – und selbst unsere Tochter hat gerade wenig Lust auf ein neues Shirt oder den hundertundeinsten Nagellack. Ohne dass wir für diese neue Unlust wirklich Gründe benennen könnten.

Nur einmal, vergangene Woche, hat es mich dann doch erwischt. Einer meiner ohnehin schon auf Rabatte ausgelegten Favorite-Shops, Best Secret, hatte für einen einzigen Tag eine Nochmal-50-Prozent-Rabatt-Aktion gefahren. Wahnsinn. Erst wollte ich nur mal ein bisschen gucken, dann habe ich Dies und Das in den Warenkorb gelegt, auch noch meinen Mann angesteckt und am Ende hatten wir mit der gewissenserleichternden Entschuldigung "Notfalls schicken wir halt was zurück" einen Warenkorb vollgepackt, der ein deutlich Vielfaches dessen war, was mein mit so viel Bedacht erstellter Budgetplan vorsieht. Der Doppel-Rabatt-Trigger hatte voll funktioniert.

Noch ist das Paket nicht da – in Coronazeiten dauert die Lieferung halt länger. Und ich schwanke bis dahin im täglichen Wechsel, ob ich die wunderschöne Wolldecke und das Kleid, in das ich sicher spätestens im Herbst passen könnte, behalte, oder die Outdoorjacke und den Pulli – oder umgekehrt oder gar nichts oder alles, weil meinem Mann die ganzen After-Corona-Büroklamotten wahrscheinlich gar nicht gefallen.

Und irgendwie habe ich das Gefühl, dass gerade jetzt solche Sinnlos-Gedanken viel schöner sind, als das eine oder andere tatsächlich zu besitzen. Im Corona-Mikrokosmos braucht mein Kopf mehr denn je Fluchtwege.

PS: Gerade ist das Paket gekommen. Ich muss los...

(Christiane Treckmann, Redaktionsleiterin)

Stationär schlägt E-Commerce

Redakteure kaufen ein

Ich bin Mitglied in einem kleinen exklusiven "Buchclub" mit zwei guten Freunden. Jeder hat den Auftrag, ein bestimmtes Buch zu besorgen, zu lesen – und dann tauschen wir uns darüber aus. Unser neues Lese-Projekt haben wir ausgerechnet am Anfang der Corona-Krise gestartet. Um den stationären Handel zu unterstützen, und weil ich das sowieso immer mache, habe ich den Roman bei der Buchhandlung vor Ort bestellt, online und ganz bequem. Schon am nächsten Tag, keine 24 Stunden später, kam eine nette und lächelnde Dame mit einer Papiertüte in der Hand bei mir zu Hause vorbei und stellte mir das Buch vor die Tür. Kontaktlos, schnell, freundlich. Und meine Freunde? Haben bei zwei verschiedenen Online-Riesen bestellt – und warten immer noch auf das Buch, inzwischen seit mehr als zehn Tagen…

(Julia Gundelach, Redakteurin)

Hamsterware Nagellack und keine Schnäppchen

Redakteure kaufen ein

Eigentlich reizt mich die aktuelle Situation gar nicht so sehr zum shoppen. Aber Blumentöpfe möchte ich schon lange mal neue besorgen. Und weil ich bei Amazon nichts finde, das mir gefällt, probiere ich mal was anderes aus: Zara Home, Wayfair und Westwing. Bei Online-Shops habe ich folgende Taktik: Ich klicke ein wenig rum und warte bis mir ein Pop-Up 10 Prozent auf meine erste Bestellung verspricht, wenn ich mich zum Newsletter anmelde. Oder ich lasse die ausgesuchten Produkte im Warenkorb liegen und warte bis ich darüber benachrichtigt werden, dass ich sie möglicherweise vergessen hab und man mich mit einem Rabatt oder einem Geschenk anspornen möchte.

Doch in den letzten Tagen passiert nichts. Pop-Ups ja, aber ohne Rabattversprechen. Ansonsten keine Erinnerungsmails, keine Sparangebote. Shoppen die Menschen möglicherweise so viel zur Zeit, dass die Shops es nicht nötig haben Kunden zu locken? Ich jedenfalls kaufe nichts, wenn ich nicht das Gefühl habe, ein Schnäppchen gemacht zu haben. Hmmpf. 

Apropos Amazon: Nagellack, und zwar die Farbe Cherry on the Cake von Maybelline scheint absolute Krisenware zu sein. Da die Farbe nicht immer bei dm zu finden ist und ich einen großen Verschleiß genau dieses Lacks habe, bestelle ich ihn schon seit zwei Jahren bei Amazon immer fünf auf einmal. Geht aber zurzeit nicht. Der Anbieter hat die Verkaufsmenge auf einen pro Kunden beschränkt. Und das nicht einmal pro Einkauf, sondern pro Woche! Denn als ich später am selben und am nächsten Tag probierte mir ein weiteres Fläschchen zu bestellen, wird mir angezeigt, dass die gewünschte Menge von Eins auf Null runtergesetzt wurde. Verkauf nur in begrenzten Stückzahlen. Falls also jemand diese Farbe gehamstert hat: Ich akzeptiere jeden Preis.

(Marina Rößer, Redakteurin)

Wir brauchen ein Trampolin: Ein Schauspiel in mindestens drei Akten

Redakteure kaufen ein

Dass wir in diesem Frühjahr ein neues Trampolin für den Garten unseres Acht-Parteien-Hauses kaufen würden, steht fest, seit unsere bisherigen Nachbarn ihren Umzug samt des bisherigen Trampolins angekündigt hatten. 

Anfang April wollte ich das neue eigentlich bestellen, damit es rechtzeitig ankommt, wenn die Gartensaison beginnt. Wegen Corona bestellte ich bereits Mitte März, just als sich die W&V-Redaktion ins kollektive Homeoffice zurückzog. Damit die Kinder in ihrer ersten KiTa- und KiGa-freien Zeit nicht aufs tägliche Hüpfen verzichten müssen, zahlte ich sogar noch 25 Euro Aufpreis für den Express-Versand.

Das ist nun ziemlich genau vier Wochen her. Ein Trampolin haben wir immer noch nicht. 

Es folgten zunächst eine Verschiebung des Liefertermins um drei Tage, eine erneute Verschiebung des Liefertermins auf den 27. April und schlussendlich die komplette Stornierung. Nicht so schlimm, dachte ich und bestellte bei einem anderen Händler ein vergleichbares, wenngleich älteres Modell, zu einem etwas höheren Preis, in einer Farbe, die ich eigentlich überhaupt nicht wollte. Corona lässt einen flexibel werden. 

Das Spiel ging von vorne los: Bestellung, Verschiebung des bestätigten Liefertermins auf den 14. Juli. Na bravo. 

Seither ist der Trampolinkauf Dauerthema. Es vergeht kaum ein Tag, an dem wir nicht suchen, ob nicht irgendein Händler doch noch eines früher liefern kann. Die Lidl-Homepage verspricht seit Tagen, dass es in Kürze eines geben wird. Lädt man hingegen die Lidl-App herunter ist eben jenes Modell mit 213 cm Durchmesser bereits ausverkauft. Kauft denn jede Familie mit einem Mini-Stückchen Grün vor der Tür gerade ein Trampolin?

Vielleicht verzichten wir jetzt einfach darauf. Denn eigentlich hüpfen die Kinder auch ohne Trampolin genug: über Springseile, von Baumstämmen herunter und ­– ein klitzekleines Fünkchen Hoffnung habe ich ja noch – im Sommer womöglich auch wieder in einen abgelegenen Badesee.

(Stephanie Gruber, Textchefin)

Die roten Stiefel

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Eigentlich gehöre ich zur Spezies "Schuhe und Parfum werden live vor Ort probiert und gekauft" aber in diesen Zeiten stelle selbst ich mich um….

(Judith Stephan, Chefin vom Dienst)

Die Sache mit der Grundversorgung 

Redakteure kaufen ein

Zu den vielen guten Gründen in München zu leben, gehört bei mir tatsächlich auch das Schuhe kaufen. Ja, Sie haben richtig gelesen. Die Liebe zu München stieg bei mir schlagartig, als ich feststellte, dass ich hier – anders als in anderen Städten – Schuhe in meiner Größe finde. Und das in ganz normalen Schuhgeschäften. Doch selbst in diesen habe ich nicht immer Glück, das Wunschpaar noch in der passenden Größe zu ergattern. Die liegt bei mir nämlich zwischen 42 und 45. Keine Ahnung, was sich die Schuhindustrie bei diesen Abweichungen denkt, außer mir die Laune vermiesen zu wollen.

Der Schuhkauf im stationären Handel ist damit für mich unumgänglich, empfiehlt sich aber eigentlich für jeden. Meine Insel der Glückseligkeit wurde inzwischen ein Sondergrößen-Geschäft, mitten in der Münchener Innenstadt. Dort gibt es alles, was die Schuhmode zu bieten hat – nur eben in großen, oder auch kleinen Größen. Kein Zufall für mich, dass der Laden in der Sonnenstraße residiert. 

Aber nun kam Corona und Schuhe gehören nicht zur Grundversorgung, auch wenn das eine Diskussion wert wäre. So wurde es auch in der Sonnenstraße schattig und der Familienbetrieb setzt jetzt auf seinen Onlineshop, um die Krise zu überstehen. Mit sehr persönlicher Kundenansprache bittet der Geschäftsführer seitdem in seinen Newslettern, die Schuhe vorerst online zu kaufen und somit die Löhne und Gehälter seiner Mitarbeiter zu sichern. Mit großzügigem Rabatt, um es attraktiver zu machen.  

Zu blöd, dass ich keine Schuhe brauche, denke ich beim ersten Newsletter. Beim zweiten und dritten hadere ich wegen der Größenproblematik. Es folgen weitere, in denen die Einkäufer ihre Lieblingsmodelle anpreisen und Einblicke gegeben werden, wie das Team die Corona-Krise erlebt. Jetzt haben sie ein Gesicht, die Mitarbeiter.

Beim zwölften Newsletter heißt es geradeheraus: Jede Online-Bestellung sichert Arbeitsplätze! Obendrein hat sich die portofreie Lieferung zum Rabatt gesellt.  Nun bin ich sicher, dass ich doch Schuhe brauche. Und wenn ich bereits gekaufte Paare in einer anderen Farbe wähle, dann sollte auch die Größe kein Problem sein. Etwas beschämt, von den Nöten anderer zu profitieren, bestelle ich – und zwar drei Paar. Ich hoffe, es hilft.

(Jessica Davies, Redaktionsassistentin)

Haltung in der Krise wirkt bei mir

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Ich wollte unbedingt diese eine Sorte Gesichtsreinigungstücher von Nivea haben. Und die gab es nun mal nur exklusiv im Nivea-eigenen Onlineshop. Also habe ich noch ein paar Duschgele und Cremes dazu in den Warenkorb gepackt, um die Mindestbestellmenge für kostenlosen Versand zu erreichen – der Beweis dafür, dass die Strategie aufgeht – und hab die Bestellung abgeschickt. 

Von Onlinehändlern wie Zalando oder About You bin ich total verwöhnt, was die Lieferdauer angeht. Normalerweise habe ich wenig Verständnis gegenüber Lieferzeiten von mehr als drei Tagen. Auch in der Coronazeit geh ich davon aus, dass das Paket spätestens am nächsten Tag zu DHL geht. Die Versandbestätigung von Nivea ließ aber vier Tage auf sich warten. Für einen verwöhnten Millenial mit der Aufmerksamkeitsspanne eines Goldfischs eine Ewigkeit. Normalerweise.

Denn zu meiner eigenen Überraschung hat es mich gar nicht gestört. Ich wusste, dass Beiersdorf kurz vorher seine Produktion teilweise auf Desinfektionsmittel umgestellt hat. Die haben in Hamburg bestimmt ganz schön viel um die Ohren und der Onlineshop hat nicht Priorität, habe ich mir gedacht. Das fand ich völlig ok. 

Ob es nun wirklich an der Prioritätenverschiebung liegt oder nicht, werde ich wohl nicht herausfinden. Aber es zeigt mir, dass Markenhersteller mit ihren guten Taten tatsächlich Solidarität, Respekt und Ansehen erzeugen. Haltung in der Krise wirkt. Sicher nicht nur bei mir. 

(Verena Gründel, Mitglied der Chefredaktion)

Letzte Rettung Eierverkaufshaus

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Auch wenn man nicht unbedingt Eier bemalen will – ein schönes Frühstück mit Rührei ist am langen Osterwochenende nicht zu verachten. Was aber, wenn man sich schon mitten in den Feiertagen auf dem platten Land befindet, ohnehin alle Geschäfte geschlossen haben und auch die letzte Rettung für manches Grundnahrungsmittel, die gute alte Tankstelle, nicht greifbar ist? Um es in den Worten des Titanen Olli Kahn zu sagen: "Eier! Wir brauchen Eier!" Tja, da gibt es zum Glück da noch die von den Landwirten selbst bestückten Verkaufsautomaten, die eine naturgemäß zwar eingeschränkte, aber durchaus überzeugende Auswahl an Lebensmitteln bieten.

Und so konnte ich im Sortiment des oberbayerischen Eierverkaufshaus Dimpflmeier zwischen Eiern aller Größen und Varianten (Freiland, Bio, ohne Kükenschreddern) wählen. Eiernudeln wären auch noch im Angebot gewesen. Beim nächsten Mal vielleicht. Überhaupt: Hofläden, die ich bisher nicht so auf der Rechnung hatte, werde ich künftig häufiger mal besuchen.

(Manuela Pauker, Redakteurin)

Die Qual der Wahl

Redakteure kaufen ein

Ich kaufe nie online. Nie! Ich liebe das haptische Erlebnis Waren anzufassen und anzuprobieren. Außerdem möchte ich den lokalen Einzelhandel unterstützen, plaudern, stöbern und mich beraten lassen. Und natürlich mit verhindern, dass die bösen Online-Player aus Übersee aus den Städten geschäftslose Einöden machen.

Nun muss ich aber "nie" leider doch einschränken auf "einmal". Einmal habe ich online gekauft und prompt daneben gelangt. Alle Vorurteile waren bestätigt. Der schöne, nachhaltige, chromfrei gegerbte Turnschuh - den es so nur im Netz gab - entpuppte sich beim Auspacken als beiger Rentnerschuh. Also zurückgeschickt und Gutschein bekommen. 

Besagter Gutschein läuft nun in wenigen Wochen ab. Also schnell noch einmal (vor der Corona-Krise) das Online-Erlebnis gewagt und neue Turnschuhe bestellt. Und weil die Qual der Wahl – ohne haptisches Erleben – noch viel schlimmer ist als im Laden, gleich drei Paar. Schließlich kann man die ja einfach zurückschicken, so das verführerische Versprechen bei Online-Käufen. 

Leider hat die wertvolle Fracht nicht drei Werktage, sondern drei Wochen gebraucht. Es kam die Corona-Krise dazwischen. Noch dazu musste das Paket seine weite Reise aus Frankreich antreten. Um es endlich in Empfang zu nehmen, war starker Einsatz gefragt. Mehrfacher Mailwechsel mit dem Hersteller – in radebrechendem Französisch. Und zahlreiche Telefonate mit dem Spediteur, der offensichtlich aus Corona-Sorge seine Pakete lieber im Fahrzeug spazieren fährt als sie auszuliefern.

Aber nun sind sie da. Drei Paar Turnschuhe. Jetzt muss ich mich nur noch entscheiden. Und die anderen zurückschicken. Was vor Corona-Zeiten kein Thema war. Jetzt, im Angesicht der langen Warteschlangen vor den Postfilialen, aber ein Tagesprojekt ist. Nun überlege ich, ob ich alle drei behalte. Das erleichtert dann zwar den Geldbeutel, aber auch die Qual der Wahl.

(Katrin Otto, Redakteurin)

Die kleine Freiheit

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Nach zwei Wochen war er da. Ich öffnete das Päckchen. Ein Haarschneider von Braun. Niemals hätte ich gedacht, dass wir jemals so ein Gerät besitzen würden. Der Weg zum Friseur war ein regelmäßiger Gang, der nie hinterfragt wurde. Aber jetzt, in der aktuellen Situation, hatte mein Mann die Idee, dass wir unsere Haare selbst schneiden werden.

Karfreitag war es dann soweit. Mit der Bedienungsanleitung, ein Paar Tutorials und meiner Fingerfertigkeit hatte ich die Haare von Rodolfo ganz korrekt geschnitten. Die Möglichkeit seinen Haarschnitt zu vergeigen, ließ ich gar nicht erst zu. Ich war selbst überrascht vom Ergebnis, und ja, es gefällt mir sogar immer noch.

Dann war ich dran. Das Gerät aufgesetzt mitten auf dem Kopf. Mit einer Distanzeinstellung von 9 mm schob ich den Haarschneider von der Stirn zum oberen Kopf. Mein Mann guckt ins Badezimmer und grinst, sagt nichts. Ich machte weiter. War nach 20 Minuten fertig. Ganz schön kurz, sagte er jetzt, als meine Kopfform sichtbar war.

Eigentlich klingt das ein bisschen übertrieben, fast lächerlich, denn es sind doch nur Haare. Nein, es ist mehr. Ich habe etwas getan, was ich noch nie getan habe und wahrscheinlich nie getan hätte: ich habe mir diesen Cut selbst verpasst. Es ist irgendwie ein besonderes Freiheitsgefühl. Ich will mehr von dieser Freiheit.

Bin schon gespannt, was ich als nächstes bestellen werde!?!

(Stefan Lara Torres, Mitglied der Chefredaktion und Art Director)


Lena Herrmann
Autor: Lena Herrmann

hat bei der W&V ihr journalistisches Handwerkszeug gelernt und dort viele Jahre lang hauptsächlich markenstrategische Themen verantwortet, bevor sie sich als freiberufliche Journalistin und Podcast-Redakteurin selbstständig gemacht hat. Zudem hat sie die Podcast-Formate der W&V maßgeblich entwickelt und betreut. Sie ist Podcast-Host und steht regelmäßig als Moderatorin auf der Bühne.