Very important

Aber das Beste sind die Masterclasses. Über 240 gab es davon. Willst du Speaker sein, zahlst du 500 Euro. Und du musst einen Stand dazubuchen. Mindesteinsatz: 11.000 Euro. Dafür darfst du aber dein Publikum mit aussuchen.

Tickets für die Masterclasses werden verlost. Weil die Teilnahme künstlich verknappt ist, wird das Ganze erst attraktiv. Und wer eine Masterclass finanziert, erhält die Leads.

Die Ticket-Preise haben sich übrigens nicht verzehnfacht, wie manche erzählten. Letztes Jahr gab es ein 49-Euro-Ticket mit eingeschränktem Zugang. Dieses Jahr nicht. Das volle Ticket wurde sogar billiger. Letztes Jahr kostete es 499 Euro. Dieses Jahr 399 Euro. Rabatte wurden nicht gewährt.

Jungbrunnen

Trotz harter 400 Euro-Tür waren erstaunlich viele junge Menschen vor Ort. Das ist entscheidend. Die OMR ist eine große Party. Es traten Macklemore auf, K.I.Z. und Fettes Brot, sponsored by Vodafone.

Damit die Party rockt, brauchst du junge, begeisterungsfähige, feierfreudige Menschen. Aber woher kamen die alle?

Abgesehen davon, dass Firmenchefs ihren Nachwuchs mit einem OMR-Besuch motiviert haben: Man kam eben doch billiger rein. In der Black-Friday-Week gingen rund 10.000 Tickets für jeweils 80 Euro über den virtuellen Tresen.

Damit wird die OMR übrigens automatisch zur Recruiting-Börse.

Und, sehr clever: Die zahlreichen Crew-Mitglieder waren größtenteils Studierende, die für einen Stundenlohn ab 12 Euro nicht nur den Laden am Laufen hielten, sondern auch freien Eintritt hatten.

Familie

50 Prozent aller verzehrten Speisen sollten dieses Jahr vegan sein, so das erklärte Ziel der OMR. Deshalb gab es auch an den zahlreichen Ständen des "Family-Partners" Melitta ausschließlich Hafermilch und keine Kuhmilch.

Auf dem gesamten Messegelände gab es nur Kaffee der Marke Melitta. Und Bier von der Marke Ratsherren. Familie halt.

Die OMR hat den tipping point erreicht. Sie ist ein Must-go. Es geht nicht nur um Fun, sondern auch um Business – gezielt oder zufällig. Selbst wenn du keine Termine hast, geht was. Miriam Meckel spricht von "Serendipity-Kontakten". Ganz wie im daoistischen "Wu Wei": Lass es geschehen. Sei kreativ passiv.

Es lohnt sich. Auch für die Stadt Hamburg. Rund um die OMR werden schätzungsweise 100 Millionen Euro zusätzlich ausgegeben.


Autor: Rolf Schröter

Rolf Schröter ist Chefredakteur der W&V und interessiert sich nicht nur deshalb prinzipiell für alles Mögliche. Ganz besonders für alles, was mit Design und Auto zu tun hat. Auch, wenn er selbst gar kein Auto besitzt.