Nachruf:
Uli Pallas, Chief Forever Officer
Ulrich Pallas ist tot. Eine ganze Branche hält inne, um einem der ihren zu gedenken. Pallas war ein Finanzer und gleichzeitig so viel mehr als das. Wir haben seinen Weggefährten Armin Jochum, CEO und CCO von Thjnk in Hamburg, gebeten, einen Nachruf auf ihn zu schreiben.
Da saß er in seiner Barbour-Jacke. Ganz der Finanzchef.
Nach den ersten Minuten war allerdings ganz schnell klar, dass hier kein CFO sitzt, sondern ein Gigant. Einer, den der liebe Gott mit einer besonderen Mission auf diese Erde geschickt hat.
Uli Pallas war eigentlich begnadeter Longcopy-Schreiber. Er liebte Worte. Und er verstand es, sie einzusetzen. Bei Jung von Matt haben wir ihm einmal in einer Kampagne sämtliche Claim-Legenden der Agenturgeschichte zugeschrieben – und irgendwie glaubten alle, das hätte genau so sein können. Er war wahrscheinlich der beste Texter unter allen CFOs. Weltweit.
Großes diplomatisches Geschick
Ich habe ihn immer wieder um Rat gefragt, wenn ich nicht mehr weiter wusste. Er hatte immer einen klugen Gedanken, ein unverbrauchtes Wortspiel oder, wenn's ganz eng wurde, einen Vergleich aus der griechischen Mythologie parat.
Natürlich war Uli auch CFO, klar. Er liebte Zahlen, möglichst große, hatte selbst nie einen Igel in der Tasche. Er liebte Verhandlungen, am liebsten die ganz komplizierten Geschichten, nur, um mit seinem spitzbübischen Lächeln und erstaunlichen Ergebnissen wieder in den Raum zurückzukommen. Mit großem diplomatischem Gespür näherte er sich jeder inhaltlichen Herausforderung.
Er hatte sowieso ein Diplomatenköfferle ungewöhnlicher Textur: eher eine Art Tornister aus schwerem Garn, den er stets bei sich trug. Niemand fand je heraus, was Uli dort wirklich verwahrte. Die Lohngelder der nächsten zwei Jahre? Oder eine Sammlung persönlicher Anekdoten, aus denen irgendwann ein formidabler Enthüllungsroman werden sollte? Er liebte Gespräche, liebte Zusammenhänge, Hintergründe und hasste Ungerechtigkeiten.
Uli, der Business-Angel, der anderen Flügel verlieh. Uli glaubte an Talente, wusste, wo er helfen konnte und räumte Steine aus dem Weg. Manchmal zimmerte er kunstfertig gleich den ganzen Weg, wenn da keiner war.
Nicht alles, was wir lieben, werden wir je verstehen
Uli war der CFO, der kreative Werbung liebte – und die Wahnsinnigen, die jede Agentur zu einem magischen Ort machen. Die Unangepassten, die Sonderlinge, die ewig schwierigen Fälle. Ja, Uli liebte das kreative Produkt – und den Weg dorthin. Er wusste alles, er kannte alles. Und wenn er was nicht kannte, wollte er es verstehen.
Nicht alles, was wir lieben, werden wir je verstehen. Schon gar nicht einen frühen Tod eines geliebten Menschen. Uli selbst verlor seine über alles geliebte Frau viel zu früh. Jetzt ist er bei ihr, ganz gewiss.
Mein Mitgefühl gilt seinen Kindern, seiner Freundin und seiner Familie. Danke, Du unglaublich liebevoller, außergewöhnlicher Freund und Partner für jeden einzelnen Augenblick.
Dein Armin
Ulrich Pallas starb in der Nacht von Freitag auf Samstag völlig überraschend an einem Herzinfarkt. Er war zuletzt als Managing Director Global Lead Finance der Mercedes-Agentur Team X tätig. Von 2016 bis 2022 war er Chief Operating Officer von Thjnk. Als Finanzchef/COO von Jung von Matt war er von 2001 bis 2016 beschäftigt. Ulrich Pallas wurde 60 Jahre alt.
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