Kultig oder cringe?:
Von "in die DMs sliden" bis "ghosting": Tinder klärt auf
73 Prozent der Gen Z sprechen nicht mit ihren Eltern über das eigene Liebesleben. Mit dem "Dating Glossary" will Tinder nun die Kommunikation erleichtern. Könnte aber auch dazu beitragen, verletzende Verhaltensweisen noch weiter zu fördern.
Jede Generation verwendet Sprache anders und bereichert die zwischenmenschliche Kommunikation. Und da Sex und Liebe die Menschen am meisten umtreiben und am meisten besungen werden, finden sich hier besonders häufig und besonders viele Wortneuschöpfungen. Einer Erhebung von Tinder zufolge ist jedoch genau das ein Hindernis für die jüngere Generation geworden, wenn es darum geht, mit den Eltern über das eigene Liebesleben zu sprechen. Mit dem Dating-Glossar will der Dating-App-Anbieter nun Abhilfe schaffen und sprachliche Barrieren einreißen.
Der Umfrage zufolge sprechen 73 Prozent der 18- bis 25-Jährigen in Deutschland nicht mit ihren Eltern über das eigene Dating-Leben, rund die Hälfte wünsche es sich aber. 88 Prozent der Befragten sind laut der Umfrage sogar davon überzeugt, dass die eigenen Eltern ihre Dating-Vokabeln wie "Crush", "Match" oder "Benching" gar nicht verstehen. Dass das eine mit dem anderen zusammenhängt, ist jedoch stark zu bezweifeln. Dass rund Dreiviertel der Gen Z nicht mit ihren Eltern über ihr Dating- oder Liebesleben sprechen liegt vermutlich an der typischen Scham sich in dem Alter den Eltern zu öffnen und der Angst sie zu enttäuschen - zum Beispiel durch einen promiskuitiven Lebensstil, den Apps wie Tinder fördern. Nicht, dass daran etwas schlechtes wäre, doch die veränderten Werte und Sichtweise der Gen Z könnte mit den Werten der älteren Generationen kollidieren. Also verrät man lieber nicht zu viel.
Für die Erhebung hat Tinder zusammen mit Play The Hype 5.741 Personen befragt. Davon waren 2.746 weiblich, 2.971 männlich und 24 divers. Alle zählen sich zur Gen Z, die mit rund 50 Prozent Tinders größte Community bildet. Laut der Erhebung sind jedoch rund ein Drittel der Befragten offen dafür, Familienmitgliedern ihre Dating-App und potenzielle neue Matches zu zeigen. 10 Prozent können sich sogar vorstellen mit den Großeltern nach potentiellen Matches Ausschau zu halten.
Tinder hat es nicht erfunden
Doch zurück zum Glossar: Früher fragte man "Willst du auf einen Kaffee mit rein kommen?", heute "slidet" man in die DMs des aktuellen "Crushs". Und falls das potenzielle "Match" einen "auf die lange Bank" verweist, ist dies nicht nur frustrierend, sondern wird heutzutage als "Benching" bezeichnet. All diese Begriffe sind jedoch nicht spezifisch auf Tinder entstanden, sondern schon lange im Netz verbreitet, vor allem in den sozialen Medien. Dennoch scheint der Match-Group-Dienst mit der Glossar-Kampagne die Vokabeln für sich zu beanspruchen, in dem er sie als "Love Language" bezeichnet. Das Wörterbuch wurde nach eigenen Angaben in enger Zusammenarbeit mit den Zielgruppen erarbeitet und ist in drei Kategorien unterteilt: "Kennenlernen", "Lieben lernen" und "Vom Leben lernen". Jeder Abschnitt zielt darauf ab, generationsübergreifend das Thema Dating verständlich zu machen und endlich Klartext sprechen zu können.
Lieber echte Aufklärungsarbeit statt verletzendes Verhalten zu verharmlosen
Das Problem daran, Verhaltensweisen wie "Ghosting" und "Benching" als "Love Language" zu bezeichnen und durch so eine Aktion noch populärer zu machen, ist jedoch noch ein ganz anderes: Die Verharmlosung von verletzenden und/oder übergriffigen Verhaltensweisen. Begriffe wie "Wifey Material" werten andere Menschen ab, Ausdrücke wie "Recycling" degradieren sie zu Zweckerfüller:innen. Statt diese in einem Glossar noch zu promoten und den Eltern als cool und kultig zu verklickern, wäre hier eher echte Aufklärungsarbeit angesagt.
"Dating ist Dating – mit all den Funken, der Aufregung und den Happy Ends. Daran hat sich nichts geändert. Aber die Sprache, die wir verwenden, um über Dating zu sprechen, ist anders geworden. Unser Tinder Dating Glossary soll helfen, die heutigen Dating-Gespräche ein wenig universeller zu gestalten, denn wir haben festgestellt, dass jüngere Menschen ihre Dating-Erfahrungen mit denen teilen möchten, die selbst schon Erfahrung damit haben", erklärt Juliane Leupold, Communications DACH bei Tinder. Das Tinder Dating Glossary ist kostenlos und ab sofort online als Download erhältlich.
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