Jahresbilanz 2022:
Zalando mit ungewohnt miesen Zahlen
Die Corona-Pandemie verlagerte den Modehandel verstärkt ins Internet, mit den deutlich gestiegenen Preisen ist es aber auch online mit der Kauffreude längst vorbei. Zalando sieht dennoch weiter großes Potenzial für E-Commerce.
Der Online-Händler Zalando hat ähnlich wie zahlreiche andere Modehändler in den vergangenen Monaten die Kaufzurückhaltung der Verbraucher zu spüren bekommen. Die Zahl der aktiven Kunden stieg zwar weiter an, der Nettogewinn brach aber deutlich ein. Unter dem Strich verdiente Zalando 16,8 Millionen Euro - nach 234,5 Millionen Euro ein Jahr davor, wie das Unternehmen mitteilte.
Im vergangenen Jahr stieg die Zahl der aktiven Kund:innen um 6 Prozent auf mehr als 51 Millionen. Die Zahl der Mitglieder des Zalando Mitgliederprogramms Plus hat sich im Vergleich zum Vorjahr auf über 2 Millionen mehr als verdoppelt.
Man erkenne Veränderungen im Kundenverhalten, bestimmte Preisschwellen bei Kaufentscheidungen hätten sich verschoben, sagte Co-Geschäftsführer David Schneider. «Auf der einen Seite gibt es einen Trend zu geringeren Preislagen, auf der anderen Seite bleibt das Designer- und Luxus-Segment stabil.»
Ähnlich wie Zalando haben viele Modegeschäfte zu kämpfen: Peek & Cloppenburg KG Düsseldorf beantragte vergangene Woche ein Schutzschirmverfahren, das verstärkte Online-Engagement war hier mehr Be- als Entlastung. Der Schuhhändler Görtz ging diesen Schritt bereits im September, insgesamt mussten zahlreiche Schuhgeschäfte 2022 Filialen schließen.
Zalando selbst hatte im Februar mitgeteilt, dass Hunderte Stellen gestrichen werden sollen, Details dazu ließ das Unternehmen aber bis zuletzt offen. Der Hauptgrund für die Entscheidung seien nicht die Kosten, meinte Co-Geschäftsführer Robert Gentz am Dienstag. Vielmehr müssten die Strukturen im Unternehmen vereinfacht werden.
Grundsätzlich ist Gentz aber davon überzeugt, dass der Onlinehandel viel Wachstumspotenzial habe, als Beispiele nannte er China und die USA. Dort sei der Onlinehandel bereits auf einem höheren Level. Für Zalando gab er zwei mittelfristige Ziele aus: wieder zweistellige Wachstumsraten und einen Anteil von zehn Prozent am gesamten europäischen Modemarkt. Den aktuellen Anteil des Unternehmens schätzte er auf drei Prozent.
Mode sei ein sehr emotionales Produkt, sagte Schneider, die Geschichte um das Produkt herum habe großen Einfluss. Als Beispiel nannte Gentz rote Sneaker, die die US-Sängerin Rihanna bei ihrem Superbowl-Auftritt trug. «Die Sneaker waren kurz danach bei Zalando verfügbar und sofort ausverkauft.»
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