
Zum letzten Mal Döpfner:
BDZV präsentiert neue Struktur - und zeigt sich besorgt um Kosten
Im Mai wurde bekannt, dass Mathias Döpfner sein Amt als BDVZ-Präsident niederlegen wird. Anlass genug, den Verband neu zu strukturieren. Wie dieser künftig aussehen wird, wurde nun auf dem Kongress vorgestellt.

Foto: Max Threlfall
Deutsche Zeitungsverleger wollen die Spitze ihres Verbandes BDZV umbauen. Künftig soll dieser von einem Vorstand geführt werden, der das bisherige Präsidium ersetzt. Das teilte der Bundesverband Digitalpublisher und Zeitungsverleger (BDZV) am Montag auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur anlässlich der Delegiertenversammlung mit. Eine Task-Force-Gruppe hatte die neue Struktur seit Frühjahr erarbeitet. Nun soll zeitnah die Verbandssatzung angepasst werden. Möglichst bis Jahresende soll auf einer außerordentlichen Delegiertenversammlung darüber abgestimmt werden, wie es weiter hieß.
Delegiertenversammlung stimmte mit überwältigender Mehrheit für die neue Struktur
Die angepasste Satzung wird Grundlage für die Wahl eines neuen Führungsteams sein. Die Delegierten verständigten sich demnach auf mehrere strukturelle Linien: An der Vorstandsspitze werden künftig drei Vorsitzende stehen. Zwei sind ehrenamtlich tätig und betreuen das Thema Medienpolitik. Hinzu kommt der oder die Hauptgeschäftsführer:in des Verbands. Derzeit hat Sigrun Albert diese Position inne. Der Vorstand besteht zudem aus vier weiteren Ressort-Vorständen mit jeweiliger Zuständigkeit für die Bereiche Märkte, Journalismus, Trends und Innovationen und Finanzen.
Die Task-Force stellte der Delegiertenversammlung, die das oberste Beschlussgremium des BDZV ist, ihre Empfehlungen vor. Diese votierte nach Verbandsangaben mit überwältigender Mehrheit dafür, die Empfehlungen umzusetzen und sie, wo nötig, weiter auszuarbeiten.
Seit dem Wirbel um Julian Reichelt gab es auch massive Kritik an Döpfner
Im Mai war bekanntgeworden, dass der derzeitige Verbandspräsident und Axel-Springer-Chef Mathias Döpfner sein Amt vorzeitig ab Herbst in neue Hände geben wird. Er hatte seinen Schritt unter anderem mit dem Wachstum Springers in den USA begründet. In den Monaten davor hatte es innerhalb des Verlegerverbands Kritik an Döpfner gegeben, die zum Teil von Medienhäusern auch öffentlich geäußert worden war. Es gab Unmut bis hin zu Rücktrittsforderungen.
Anstoß des Ganzen waren die Vorwürfe des Machtmissbrauchs gegen den damaligen Bild-Chefredakteur Julian Reichelt 2021, der den Springer-Konzern schließlich verlassen musste. Reichelt wies die Vorwürfe zurück und sprach später von einer "Schmutzkampagne" gegen ihn. Indem Zuge wurde aber auch aus privaten Kurznachrichten Döpfners an den Schriftsteller Benjamin von Stuckrad-Barre zitiert, in denen Döpfner Reichelt als letzten und einzigen Journalisten in Deutschland bezeichnete, der noch mutig gegen den "neuen DDR-Obrigkeitsstaat" aufbegehre. Fast alle anderen seien zu "Propaganda Assistenten" geworden. Springer hatte die Kurznachricht als Ironie eingeordnet. Inmitten der andauernden Kritik hatte die Arbeitsgruppe ihre Arbeit für eine Modernisierung der Verbandsstruktur aufgenommen.
Döpfner zeigt sich währenddessen besorgt über gestiegene Zustellkosten
Währenddessen äußerte dieser sich am Dienstag auf dem BDVZ-Kongress über ein ganz anderes Thema besorgt: Aus Sicht Döpfners, der den Kongress zum letzten Mal als Verbandspräsident eröffnete, verschärfe die Energiekrise die wirtschaftliche Situation von Verlagen gerade in der Fläche Deutschlands. Mit Blick auf den in Kürze steigenden Mindestlohn sagte der 59-Jährige: "Die aktuelle Kostenexplosion trifft auf schon zuvor festgelegte, staatlich veranlasste Kostenerhöhungen, die im kommenden Monat relevant werden. Unsere wertvolle Infrastruktur der Pressezustellung steht aufgrund kaum darstellbarer Lohnkosten in vielen Teilen Deutschlands vor dem Aus. Damit wird gerade in der Fläche, im Regionalen und Lokalen, gesellschaftlicher Zusammenhalt und örtliche Meinungsbildung aus verlässlichen Quellen geschwächt." Nicht jede:r wolle oder könne Zeitungen digital lesen.
Schon seit längerem klagen Verlagshäuser über gestiegene Zustellungskosten. Ein Grund ist auch, dass die Auflagen von gedruckten Zeitungen seit Jahrzehnten in Deutschland rückläufig sind. Gerade in ländlichen Regionen, wo die Bevölkerungsdichte nicht so hoch ist wie in Großstädten, macht sich das bemerkbar. Im Bund wird derzeit eine staatliche Förderung von Medienhäusern speziell für die Zustellung geprüft. Offizielle Ergebnisse liegen noch nicht vor. Der Mindestlohn in Deutschland stieg im Juli von 9,82 auf 10,45 Euro je Stunde und wird gesetzlich zum 1. Oktober auf zwölf Euro erhöht. (rom mit dpa)
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