TechTäglich:
Nach schwachen Zahlen: Apples 6-Punkte-Plan für die Zukunft
Immer am Vormittag die wichtigsten Meldungen des Tages – das ist TechTäglich, die Technik-Kolumne von W&V: Heute mit Apples 6-Punkte-Plan für die Zukunft und dem Mord an einer Momfluencerin.
Auch Apple konnte sich nicht gegen die weltweite Schieflage (Wirtschaftskrise, Lieferprobleme, Krieg in der Ukraine) behaupten: Für das traditionell starke Weihnachtsgeschäft (Oktober bis Dezember 2022) meldete der Konzern einen Umsatzrückgang von gut fünf Prozent auf 117,2 Milliarden Dollar. Der Quartalsgewinn liegt bei knapp 30 Milliarden Dollar - das sind 4,6 Milliarden Dollar weniger als ein Jahr zuvor.
Einer der Hauptgründe: Ab Anfang Dezember waren das iPhone 14 Pro und das iPhone 14 Pro Max nicht mehr rechtzeitig vor Weihnachten lieferbar. Dabei soll die Nachfrage extrem hoch gewesen sein. Kommen die Kunden, die Apple nicht befriedigen konnte, im ersten Quartal 2023 zurück? Im Rahmen des Conference Calls, bei dem Tim Cook und Finanzchef Luca Maestri Fragen der Analysten beantworteten, konnte Apples CEO nur sagen, das müsse die Zeit zeigen. Eine verlässliche Prognose wollte er nicht wagen. Aber Apple wäre nicht Apple, wenn das erfolgreichste Tech-Unternehmen der Welt jetzt nicht die Weichen für eine starke Zukunft stellen würde.
Apples 6-Punkte-Plan, damit die Geschäfte in Zukunft wieder stark laufen
- Höhere Preise: Um die Umsatzziele zu erreichen, kann sich Tim Cook auch weitere Preiserhöhungen vorstellen. Dies deutete der CEO im Conference Call an. Nun ist Apple ohnehin nicht für günstige Preise bekannt. Doch laut Cook sei etwa das iPhone so wichtig für Kundinnen und Kunden, dass sie auch bereit seien, für das beste Gerät im Smartphone-Markt einen ambitionierten Preis zu zahlen.
- Keine Entlassungen, aber auch keine Neubesetzungen von Posten: Während andere Tech-Riesen tausende Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter entließen, sind solche unrühmlichen Meldungen von Apple bisher nicht bekannt. Das soll auch so bleiben. Im Gegenzug will Apple wichtige Posten nicht neu besetzen. Die Verantwortung soll auf mehrere Schultern verteilt werden. Erster Beweis: Der Posten der Chef-Designerin Evans Hankey wird nicht neu besetzt. Nach Jahrzehnten fällt die Stelle komplett weg, stattdessen werden die Design-Teams COO Jeff Williams unterstehen.
- Weg aus China, Standorte in Indien und Europa stärken: Die Abhängigkeit von chinesischen Zulieferern ist groß. Und wird groß bleiben. Aber Apple reagiert und erhofft sich von einer Verlagerung von Teilen der Produktion nach Indien mehr Sicherheit, dass Termine nicht gerissen werden (wie zuletzt bei den iPhone-14-Pro-Modellen in China!). Auch die Region Europa wird gestärkt. Jüngster Beweis: Der Haushaltsausschuss des Bayerischen Landtags hat dem Plan zugestimmt, ein bisher staatseigenes Grundstück an der Münchener Seidlstraße 15 an Apple zu verkaufen. Es ist 7200 Quadratmeter groß und grenzt an einen weiteren Neubau Apples an der Karlstraße. Dort sitzt das "Silicon Design Center", ein Apple-Entwicklungszentrum für Mobilfunk-Prozessoren. Bereits jetzt ist München der größte Apple-Entwicklungsstandort in der EU. Nach Schätzungen der tz könnte das Grundstück 50 Millionen Euro gekostet haben.
- Service-Geschäft wird ausgebaut: Vor allem im Abo-Bereich legte Apple im vierten Quartal 2022 zu. Mit den Diensten erwirtschaftete Apple 20,8 Milliarden US-Dollar. Im Vorjahreszeitraum waren es "nur" 19,5 Milliarden US-Dollar. Vorteil der Abos: User bleiben in Apples geschlossenem System und liefern Monat für Monat ihre Abogebühren ab. Eine verlässliche Einnahmequelle. Das nächste Abo, das vor dem Launch steht, ist ein weiterer Musikdienst: "Apple Music Classical" soll Freunde klassicher Musik im Abo mit alten und neuen Werken versorgen. Experten rechnen noch in diesem Frühjahr mit dem Startschuss.
- Produkt-Portfolio wird überdacht: Wenn es sein muss, zieht Apple bei einem Produkt die Reißleine. Gebaut wird nur, was sich gut verkaufen lässt. Aktuell steht das iPhone 14 Plus auf dem Prüfstand. Das Modell liegt seit dem Release im Herbst 2022 wie Blei in den Regalen, weil die Userinnen und User lieber zu den Pro-Modellen mit besseren Features greifen. Apple hat in einem ersten Schritt fast alle Produktionsaufträge für das 14 Plus in China gestoppt, Komponenten für das Modell bestellt Apple derzeit fast gar keine mehr. Ob das Plus-Modell im Herbst 2023 aus dem iPhone-Portfolio verschwindet, ist noch unklar. Eine Frage der Zeit, denn die Planungen für den Herbst sind längst abgeschlossen. Gut möglich aber, dass das iPhone 15 Plus das letzte seiner Art sein wird. In der iPhone-16-Reihe in 2024 dürfte es entfallen, wenn das iPhone 15 Plus wieder so ein Flop wie das iPhone 14 Plus wird.
- Mac-Sparte aufrüsten: Es gebe derzeit so viele Mac-User wie nie zuvor, erklärte Tim Cook im Conference Call. Apple will diese "Fangemeinde" vergrößern, denn Mac-Maschinen mit frischen Prozessoren, viel RAM und noch mehr Speicher garantieren hohe Einnahmen. Ein faltbares MacBook soll bereits für 2026 in Planung sein. Das erste Quartal 2023 dürfte in der Mac-Sparte wieder deutlich bessere Umsätze bringen: Apple hat gleich Anfang Januar neue MacBook-Pro- und Mac-mini-Modelle veröffentlicht. Das kurbelte das Geschäft gleich zu Jahresbeginn an. Und nährt die Hoffnung, dass die nächsten Quartalszahlen vielleicht schon wieder Rekordmarken in einigen Bereichen liefern. Denn eins ist klar: Trotz der diesmal schwachen Zahlen gehört Apple die Zukunft, daran zweifelt in der Tech-Branche niemand!
Die Cookiekalypse hält die Branche in Atem. Besser, man hat eine gute First-Party-Data-Strategie. Wie man die entwickelt, lernst du im W&V Executive Briefing.
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