Zorniger Kaktus:
Edekas Muttertagsspot erhält ganz besonderen Preis
Der umstrittene Muttertagsspot von Edeka und Jung von Matt/Next Alster sorgt weiterhin für Gesprächsstoff. Nun erhält der Werbefilm sogar eine Auszeichnung.
Für Edeka und Jung von Matt/Next Alster gab es dieses Jahr den dritten Platz für seinen Muttertagsspot, der sich schon kurz nach der Veröffentlichung im Mai einen Shitstorm wegen der Darstellung sexistischer Rollenklischees eingefangen hatte. Auch vom deutschen Werberat wurde der kontroverse Spot öffentlich dafür kritisiert, überholte Rollenklischees zu bedienen.
Die Werbung diskriminiere nach Ansicht des Rats sowohl Männer als auch Frauen – daran ändere auch die bewusst gewählte ironische Überzeichnung des Spots nichts. Zwar werde diese als Stilmittel anerkannt, das Spiel mit den Klischees dürfe aber nicht diskriminierend sein. Der Werbespot aus der Hamburger Kreativ-Schmiede wurde über 750 mal beim Werberat gemeldet. Bei Youtube erhielt der Film über 63.000 Negativbewertungen gegenüber knapp über 14.000 positiven Daumen.
Nun legt Terre des Femmes nach: Mit 722 Stimmen wurde der Werbespot auf den dritten Platz der diesjährigen Kaktus-Verleihung gewählt.
Landratsamt wirbt mit und auf ganz besonderer "Prachtregion"
Auf den zweiten Platz "schaffte" es das Landratsamt Schmalkalden-Meiningen mit 781 Stimmen. Der Bezirk in Thüringen bewirbt die Internetadresse pracht-region.de mitten auf den Hintern der Damen-Volleyball-Mannschaft Suhl. Die Jury von Terre des Femmes findet, dass es keinen Zusammenhang zwischen der "Prachtregion" der Volleyballerinnen und der thüringischen Landschaft gebe.
Das Sponsoring wurde ebenfalls bereits vom deutschen Werberat gerügt. Bleibt dennoch die Frage, warum der Erstligist in Zeiten, in denen die unnötige Sexualisierung von Frauen im Sport heiß diskutiert wird, mitgemacht hat.
Rohrreinigung kann auch sexy sein. Oder eben nicht.
Das alles ist jedoch nichts gegen den Firmenwagen des Handwerksbetriebs "Rohr- und Kanalreinigung Schwanzer". Ja, richtig gelesen. Die kleine Firma aus Ampfing gestaltete seinen Kleintransporter mit dem Bild einer in einem Rohr knienden, leicht bekleideten Frau - die Hand suggestiv im Schritt. Dazu der Slogan "Wir… kommen immer durch!!!". Vermutlich noch geschmackloser wäre irgendetwas mit "Rohr verlegen" gewesen. Damit holt sich die Firma aus Bayern mit 1.210 Stimmen den ersten Platz des Negativpreises. Auch über diese Werbung wurden offizielle Beschwerden beim Werberat eingereicht. Dieser erkennt zwar die Doppeldeutigkeit an, sieht jedoch eine Herabwürdigung nicht eindeutig erfüllt.
Vatertagsspot erzielte nicht annähernd dieselbe Wirkung
Ende Mai veröffentlichten Edeka und Jung von Matt/Next Alster einen Gegenspot zum Vatertag im selben Stil. Das änderte jedoch nichts. Weder hat dieser jemanden überrascht (die Message kam schon beim ersten Mal an), noch hat er die Wirkung des Ursprungsspots zum Muttertag abgeschwächt.