ADC:
Heinrich Paravicini: "Ehrenamt wäre falsches Signal"
Jetzt meldet sich der scheidende ADC-Präsident zu Wort. Er will sich in Zukunft ganz auf seine Agentur konzentrieren, die sich mit Corona neu aufgestellt hat. Über seine Nachfolge wird im Herbst entschieden.
Heinrich Paravicini geht - soweit bekannt. Im Herbst will sich der ADC-Präsident nicht mehr zur Wahl stellen und auch das Präsidium verlassen, wie aus einem internen Schreiben hervorgeht. Er war als Sprecher des Kreativenclubs damit nur zwei Jahre im Amt.
Was ihn zu diesem Schritt treibt? Dazu äußert sich Paravicini jetzt erstmals persönlich. Corona habe einfach alles verändert, sagt er. Radikal und schnell. Seine eigene Agentur, die Designfirma Mutabor, wandle sich gerade zum "Digital House for Design and Transformation" in allen Bereichen, im Design, bei Events und Messen, im Corporate Publishing, den Geschäftsberichten etc. "Das geht alles rascher als geplant."
Eine Frage der Verantwortung
Als persönlich haftender Gesellschafter einer Agentur mit immerhin 140 Mitarbeitern werde er da gebraucht. "Da muss ich Prioritäten setzen und will es auch. Ein Ehrenamt wäre in diesen Zeiten das falsche Signal." Mit seinem Kollegen in der Geschäftsführung, Johannes Plass, will er hier als gutes Beispiel vorangehen.
Er findet ohnehin, seine Arbeit beim ADC sei getan. "Ich habe meine Ziele erreicht", sagt Paravicini. Und das stimmt in vielen Punkten. In den vergangenen zwei Jahren hat der Mann einen guten Job gemacht: Er hat mehr für die Mitglieder herausgeholt, gleichzeitig die Medienpräsenz des Clubs gestärkt.
Unter Paravicinis Führung hat sich der ADC ein neues Erscheinungsbild verpasst, zwei erfolgreiche Award-Saisons hinter sich gebracht, eine ohne, eine mit Corona, der Club gibt Kreativen wichtige Impulse etwa auf dem hauseigenen Kongress einmal im Jahr oder der Website, die sich zur Content-Plattform gewandelt hat. Und schließlich hat er den ADC auch für Designer attraktiver gemacht.
Interesse an Nachfolge ist groß
Dass im Corona-Jahr nicht alles geglückt ist - sei's drum. Es sind schwierige Zeiten: Die Konversionsrate bei den ADC Awards zum Beispiel wollte Paravicini auf zehn Prozent drücken, um den Preis so aufzuwerten. Am Ende waren es dann doch wieder mehr Nägel als im Vorjahr. 2020 seien einfach zu viele gute Arbeiten dabeigewesen, sagte er dazu noch im Mai.
Nicht auf sich sitzen lassen will er den Vorwurf der W&V, der ADC habe sich nicht zu einer gewichtigen Stimme der Kultur- und Kreativwirtschaft in der deutschen Politik entwickelt. Der ADC, sagt er, habe als Vertreter der Kreativwirtschaft Einfluss in der Bundesrepublik. So saß der Club 2019 auf dem Podium des Forums Kultur- und Kreativwirtschaf vom Bundeswirtschaftsministerium, dieses Jahr werde er das wieder.
Außerdem habe sich der ADC im Zuge der Coronakrise stark für die Branche eingesetzt, sich beispielsweise für Steuerleichterungen verwendet. Sagen wir also so: Gute Ansätze gibt es.
Und der ADC? Braucht nicht auch die Kreativbranche jemanden, der sie in die neue Zeit post Corona führt? Da macht sich der scheidende Präsident keine Sorgen. Es gebe viele gute Leute für die Posten in den Fachbereichen und Sektionen, das Interesse sei groß. Eine Sprecherin oder einen Sprecher werde sich da auf jeden Fall finden.