Audio-Streaming:
Rückgang der Online-Audio-Nutzung
Fast alle Online-Audio-Angebote müssen im dritten Quartal 2020 Nutzerverluste - oft im zweistelligen Bereich - einstecken. So die digitalen Reichweitendaten der MA 2020 IP Audio IV der Arbeitsgemeinschaft Media-Analyse (Agma).
Während die vergangenen Erhebungen ein kontinuierliches Wachstum der Online-Audio-Nutzung belegten, sind im dritten Quartal die Abrufe eingebrochen. Die aktuellen Zahlen der Webradio-Nutzungsstudie der Agma MA 2020 IP Audio IV zeigen das. Insgesamt werden die 1396 ausgewiesenen Webangebote monatlich 396 Millionen Mal abgerufen. Ein sattes Minus von 40 Millionen im Vergleich zum zweiten Quartal. Nur die Dauer einer Web-Session bleibt mit einer Stunde stabil.
Das bedeutet nicht zwangsläufig eine Kehrtwende. Trotz des schlechten dritten Quartals liegt das Marktwachstum von Online-Audio im Vorjahresvergleich bei 24 Prozent.
Rückgang bei allen Online-Audio-Angebote
Der Rückgang betrifft alle Webangebote. Von Simulcast (minus elf Prozent auf 205 Mio. Abrufe), über Web Only (minus sechs Prozent auf 35 Mio. Abrufe) bis zu User Generated/Musik-Streamingdienste (minus acht Prozent auf 156 Mio. Abrufe). Ähnlich die Verhältnisse bei den Online-Audio-Angeboten, die Werbung enthalten. Die Abrufe bei Werbeträger Online-Audio liegen nur noch bei 282 Millionen, im zweiten Quartal waren es noch 308 Millionen Abrufe (minus acht Prozent).
Gewinner unter den Werbeträgern ist Radio FFN Comedy
Entsprechend sieht auch die Bilanz bei den einzelnen Anbietern aus. Deutschlands größter Privatradiosender Antenne Bayern verliert mit der Gesamt-Online-Audio-Kombi zehn Prozent auf 14 Millionen Abrufe. Auch Radio NRW büßt in der Gesamtkombi digital zwölf Prozent ein auf 15 Millionen Abrufe.
Nicht besser sieht es bei den öffentlich-rechtlichen Mitbewerbern aus: Der BR erreicht mit seinem Livestream-Angebot ebenso 14 Millionen Abrufe (minus 14 Prozent). Die NDR Livestream-Kombi kommt auf 20 Mio. Abrufe (minus neun Prozent), wenig mehr als die SWR-Webradio-Kombi mit knapp 20 Mio. Abrufen (minus 13 Prozent), die WDR-Webradio-Angebot auf 27 Mio. Abrufe (minus elf Prozent).
Fast der einzige Sender mit Plus ist der Comedy Kanal von Radio FFN mit 68 Prozent Zuwachs auf 116 000 Abrufe.
Spotify bleibt größter Anbieter mit fünf Prozent minus
Der Musik-Streamingdienst Spotify muss vergleichsweise leichte Einbußen hinnehmen. Die Abrufe sinken im dritten Quartal diesen Jahres um fünf Prozent auf 144 Millionen. Bei den Nicht-Werbeträgern Online-Audio ist das Webradio-Angebot der ARD das größte Angebot mit 114 Millionen Abrufen (minus zehn Prozent).
Die Privatradio-Kombi des Vermarkters RMS kommt auf 115 Millionen Abrufe (minus 13 Prozent). Das Unternehmen sieht die Entwicklung trotzdem positiv: Im Jahresverlauf sei das RMS-Portfolio um 25 Prozent gewachsen. "Digitale Audioangebote boomen auf allen Kanälen. Neue Nutzungsgewohnheiten haben sich in diesem Jahr nochmals verstärkt. Die rasante Verbreitung von Smart Speakern und neuen Techniken wie Voice treiben diese Entwicklung.", sagt RMS Digitalchef Frank Bachér.
Voice sei das neue Mobile. Voice Advertising ermögliche es Marken, über Sprache einen Rückkanal mit den Hörern aufzubauen. So könnten Nutzer über den Smart Speaker mit der Marke kommunizieren und auch Produkte bestellen. "Damit wird Online Audio jetzt voll digital und messbar. Und vergrößert seinen Stellenwert als Kanal im Marketing", so Bachér.
Die MA IP Audio dokumentiert quartalsweise die Streamingabrufe über alle digitalen Empfangswege, darunter stationäres/mobiles Web, WLAN-Radio, externe Player, Apps.