SZ-Interview:
Tina Müller: Besser Frauenquote als Stillstand
Was sich bei Aufsichtsräten bewährt hat, kann sich Douglas-Chefin Tina Müller auch für Vorstände vorstellen. In der "SZ" spricht Müller außerdem über Schminktutorials, Dermatologen in den Filialen und ihre Zeit in der Klosterschule.
Mit der neuen Kampagne und dem neuen Logo hat Douglas-Chefin Tina Müller bereits erste Pflöcke eingerammt, wohin die Richtung in Sachen Zielgruppe und Marketing bei dem Parfümeriefilialisten geht. Jetzt geht sie mit ihren Plänen auf PR-Tour - vom "Handelsblatt" über "Sylt TV" bis zum Interview heute in der "Süddeutschen Zeitung". Auf Sylt entstand die erste Filiale, die dem renovierten Konzept folgt - mit Apothekermarken und Nahrungsergänzungsmitteln. Auch in punkto online hat Müller bereits Akzente gesetzt - durch den Kauf des etablierten E-Commerce-Anbieters Parfumdreams.
Im Gespräch mit der "SZ" spricht die 50-Jährige darüber, was ihre Generation von den jungen Käuferinnen unterscheidet, ob Attraktivität bei der Karriere hilft und unter welchen Umständen sie eine Frauenquote befürwortet.
Das sind ihre stärksten Aussagen:
Über Millenials: Beeindruckt zeigt sich Müller von den Make-up-Fertigkeiten der jungen Mädchen: "Unfassbar professionell!", lautet ihr Urteil. "Das liegt auch daran, dass die sich intensiv damit auseinandersetzen. Bei Youtube gehören Schmink-Tutorials zu den beliebtesten Videos überhaupt. Sie sehen also, was man mit Make-up alles machen kann und haben dann entsprechende Ambitionen." Auch früher gab es diese "wahnsinnige Lust, sich auszuprobieren und sich von früheren Generationen abzusetzen". Damals habe man sich halt an den Supermodels im Fernsehen und Zeitschriften orientiert. In einigen Jahren werden diese Millennials bis zu 50 Prozent der Kosmetik-Umsätze bestreiten - gut, sich dafür zu rüsten.
Über das zukünftige Sortiment: Den Trend zu "dermatologischer Gesichtspflege" hebt Müller gegenüber der "SZ" hervor. Dafür will sich Douglas auch personell rüsten - so werden für die neue Filiale in Hamburg eine Apothekerin, eine Kosmetikerin und ein Beauty Expert gesucht. "Wir überlegen, in Zukunft mit Dermatologen zu kooperieren, die (...) ästhetische Behandlungen vornehmen werden." Als Beispiel führt sie etwa Hyaluron-Injektionen an.
Über Attraktivität: "Wenn man sich selbst attraktiv findet, hat man mehr Selbstbewusstsein, mehr Zuversicht." Das führe zu positiven Rückmeldungen. Wer sich wohlfühle, erhöhe damit seine Attraktivität. Diese Idee stecke hinter dem Kampagnen-Motto "Live your own kind of beauty" (Claim: #doitforyou). Sie selbst versuche, sich etwa bei Einstellungsgesprächen nicht von der äußeren Erscheinung ablenken zu lassen - auch wenn es nicht hundertprozentig möglich sei. Umgekehrt glaubt sie nicht, dass ihre Laufbahn mit ihrem Äußeren zusammenhängt: "Dafür bin ich eindeutig nicht schön genug", meint sie.
Über Frauen und Karriere: "Ich fände es besser, wenn es ohne ginge", sagt Müller in Bezug auf eine Frauenquote für Vorstandposten. "Wenn sich der Frauenanteil mittelfristig in den Gremien nicht spürbar erhöht, wäre ich dafür zu diskutieren, ob eine Quote für Vorstandsposten nicht schneller zum Ziel führen könnte." Quoten wie etwa die für Aufsichtsräte sieht sie als "Starthilfe, um den Wandel anzustoßen". In ihren Augen müssen sich Unternehmen außerdem dafür ins Zeug legen, dass man in Teilzeit beruflich vorwärts kommen kann. "Das ist nicht bequem für den Arbeitgeber, aber eben auch eine Frage der Haltung." Eine Einschränkung macht sie jedoch: "Man kann nicht CEO in Teilzeit sein."
Über ihre Zeit in der Klosterschule: Dort habe man ihr einen pragmatischen Umgang mit der eigenen Schönheit beigebracht. "Das erste Mal habe ich einen Lippenstift benutzt, als ich Abi machte."
Das vollständige Interview lesen Sie in der "SZ" vom 30.07.2018, S. 16, oder mit SZ Plus hier online.