Climate Anxiety

Das Ziel der Kunstausstellung ist klar: Wir sollen das Ausmaß des Klimawandels erkennen, seine Ernsthaftigkeit und Unausweichlichkeit begreifen. Die Idee: Wenn wir den Klimawandel verstanden haben, können wir ihm den Kampf ansagen. Das Problem: Die Bilder lösen Angst aus, sogenannte Klimaangst. Diese Angst soll uns zum Handeln bewegen - doch sie könnte das Gegenteil bewirken.

Führende Forscher:innen im Bereich Climate Anxiety, wie beispielsweise Renée Lertzmann, betonen nämlich immer wieder, dass ein zu hohes Level an Climate Anxiety uns nicht zum Handeln bewegt, sondern lähmt. Dieses Risiko geht auch die Ausstellung “Climate Realism” ein, die ein auswegloses Bild der Realität zeichnet. Damit wird die Ausstellung zwar dem Ernst der Lage gerecht, erreicht aber nicht unbedingt ihr Ziel.

Parallelen zu Aktivist:innen

Durch die Manipulation berühmter Gemälde stellt der WWF eine direkte Verbindung zwischen sich und aktivistischen Gruppen wie der letzten Generation her. Auch Klimaaktivist:innen bedienen sich der Kunstwerke, um auf die Klimakrise aufmerksam zu machen. Man interessiere sich mehr für die Zerstörung von Kunstwerken als für die Zerstörung des Planeten, so der Vorwurf. Die Ausstellung “Climate Realism” entwickelt diesen Vorwurf geschickt weiter. Die Macher:innen nehmen nicht das Risiko in Kauf, Kunstwerke zu zerstören, sondern sie nutzen ihre Bekanntheit und ihre Rolle in unserer Gesellschaft, um auf die Folgen des Klimawandels aufmerksam zu machen.

Zielgruppe

Die Ausstellung richtet sich - wie jede Kunstausstellung - an eine gebildete Oberschicht. Das ist einerseits sinnvoll, denn wohlhabende Menschen tragen mehr Verantwortung für den Klimawandel bei als arme Menschen. Andererseits verhindert die exklusive Zielgruppe, dass die Kampagne eine breite Masse mobilisiert. Es werden wohlhabende Menschen angesprochen, die gegen ihr schlechtes Gewissen spenden - gut für die Umweltorganisationen, aber schlecht für das Klima.

Impact

“Climate Realism” ist visuell beeindruckend und beklemmend, rein handwerklich also ein voller Erfolg. Die Wirkung dürfte sich jedoch in Grenzen halten, da die Kampagne nur eine kleine Zielgruppe anspricht und die Gefahr besteht, dass lähmende Ängste geschürt werden.

Fazit: Nur, weil die Kampagne beklemmend ist, bekämpft sie nicht den Klimawandel.

WWF

Du willst wissen, wie und wo du dein Werbebudget am besten einsetzt? Du willst dich mit den Entscheidern der Branche austauschen? Dann ist der W&V Summit dein Ding. Melde dich hier an >>>

Am 18. März 2024 werden im Rahmen des Deutschen Mediapreises die kreativsten und effektivsten Media-Ideen ausgezeichnet. Wer mit seiner Kampagne dabei sein möchte, kann sich jetzt bewerben. Hier gibt es alle Infos >>>

Das Wichtigste aus der Agenturwelt in Deutschland und international, alles zu Kreation, Trends und Personalien: Unser Newsletter Agency Snack

W&V-Kreativranking: Diese Wettbewerbe wertet W&V. Das ist der aktuelle Zwischenstand im Ranking. 

W&V berichtet täglich über die wichtigsten Kampagnen: Hier findest du sie alle. 


Autor: Lisa Plank

Lisa Plank arbeitet als freiberufliche Journalistin