Streit im Handel:
Edeka zeigt gierigen Markenartiklern die rote Karte
Seit Monaten streiten sich Edeka und führende Markenhersteller um die Preise. 17 Konzerne beliefern den Edeka-Verbund bereits nicht mehr. Vorstandschef Mosa will dennoch standhaft bleiben, dem Umsatz hat die harte Haltung nicht geschadet.
Der Edeka-Verbund, mit mehr als 11.000 Geschäften und etwa 409.000 Beschäftigten größter Einzelhändler in Deutschland, will im Streit um die Preisgestaltung von Markenherstellern standhaft bleiben. Die «Gier» der internationalen Markenartikler lasse noch nicht nach, sagte Vorstandschef Markus Mosa am Dienstag in Hamburg bei der Präsentation des Jahresabschlusses.
«Und wir können sie noch weniger nachvollziehen als im vergangenen Jahr», seien doch etliche Rohstoffe etwa für Waschmittel, aber auch Weizen, Öle und Fette wieder billiger geworden. Mosa sagte, früher oder später werde es eine Lösung geben, allerdings eher in Monaten als in Wochen. Derzeit biete Edeka verstärkt Alternativanbietern einen Marktzugang und steigere auch die Eigenmarken.
«Wir haben aktuell 17 Konzerne, die uns nicht beliefern», sagte Mosa. Er zählte dazu Konsumgüterriesen wie Procter & Gamble, Mars und Pepsi sowie Teile von Henkel, Schwartau und Unilever. «Wir sind ganz klar so unterwegs, dass die Markenartikelindustrie ihre Ergebnisse maximiert und lieber auf Belieferung verzichtet.» Mosa sprach von deutlich zweistelligen Zuwächsen bei den Konzernen. «Bei uns können Sie davon ausgehen, über den dicken Daumen sind Händler erfolgreich, wenn sie mehr als vier Prozent Umsatzrendite haben.»
Edeka selbst habe bei vier Konzernen teilweise einen Bestellstopp verhängt, um den Druck zu erhöhen. Wegen der Lagerhaltung habe das jedoch noch keinen Einfluss auf den Warenbestand in den Geschäften, sei vielmehr ein Warnschuss. Bestärkt fühlt sich Mosa in seiner Haltung durch die am Montag vorgestellte Untersuchung des Kreditversicherers Allianz-Trade. Der hatte festgestellt, dass «übermäßige Gewinnmitnahmen» von Lebensmittelherstellern spürbar zur Lebensmittelinflation im vergangenen Jahr beigetragen hätten.
Mosa kritisierte in diesem Zusammenhang auch massive Nahrungsmittelspekulationen. So seien mit dem ersten Schuss in der Ukraine die Weizenpreise explodiert. «Ich kann mir nicht vorstellen, dass Ende Februar letzten Jahres da irgendeine Ernte anstand. Ich kenne nur Schnee und tiefen Frost.» Er gehe aber davon aus, dass sich bald wieder alles normalisiere. Die Frachtraten für Import-Container aus Asien etwa seien bereits um fast 90 Prozent gesunken. Da müsse dann der Anspruch schon sein, dass auch die Einkaufspreise sinken.
Obwohl mehrere Konzerne einen Lieferstopp verhängt haben und damit jeder für sich auf Umsätze von mehreren hundert Millionen Euro verzichte, sei der Gesamtumsatz im Edeka-Verbund im vergangenen Jahr um rund 5,6 Prozent oder 3,5 Milliarden Euro auf 66,2 Milliarden Euro gestiegen, sagte Mosa. Die rund 3500 selbstständigen Kaufleute der genossenschaftlichen Organisation erzielten in ihren Läden den Angaben zufolge rund 36,5 Milliarden Euro. Das seien 1,8 Milliarden Euro mehr als im Jahr zuvor.
Angesichts massiv steigender Preise und einer hohen Inflation habe besonders der Discounter Netto zugelegt. Dort stiegen die Umsätze den Angaben zufolge um 1,1 Milliarden auf 15,8 Milliarden Euro.
Zu den Gewinnen der selbstständigen Kaufleute machte Edeka keine Angaben. In der Zentrale blieben 395,7 Millionen Euro hängen - 44,8 Millionen mehr als im Jahr zuvor. Grund für den über der Prognose liegenden Gewinn seien der gestiegene Rohertrag bei Netto sowie höhere Erträge aus der Beteiligung an assoziierten Unternehmen. Bei den Marktanteilen habe Edeka 0,4 Punkte verloren, bleibe aber mit 21,7 Prozent größter Einzelhändler in Deutschland. Laut Mosa wurde das Minus weitgehend ausgeglichen durch ein Plus von 0,3 Punkten auf acht Prozent bei Netto. Danach folgten Rewe mit 16,2 Prozent, Aldi mit 15,4 Prozent und Lidl mit 10,9 Prozent.
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