Ihr setzt auf Kooperationen, seit kurzem etwa mit der Plattform About You und erreicht so auf einen Schlag eine große junge Zielgruppe. Wie wirkt sich das auf die Kommunikation aus?

Wir erreichen in der Tat eine immer jüngere Zielgruppe und das nicht ausschließlich über About You. Junge Mütter lieben unseren fast schon ikonischen Walk-Overall aus reiner Bio-Merinowolle, der unter höchsten ökologischen Bedingungen verarbeitet wird. Unsere Kunden:innen wissen, auf welche Qualität sie sich bei uns verlassen können und vertrauen uns als Brand. Seit Juni arbeiten wir eigens dafür an einer neuen, frischeren Bildsprache, die uns der jüngeren Zielgruppe näherbringt.

Es gibt einen allgemein spürbaren Trend zu mehr Nachhaltigkeit, inwiefern können Marken diese Transformation beschleunigen?

Ich glaube, man muss sich entscheiden: Macht man nachhaltige Produkte, weil man vom Markt bzw. den Konsumenten dazu gezwungen wird? Dann stehen die Kosten immer im Mittelpunkt. Die innere Motivation fehlt und es geht entsprechend langsam voran, da man nur so viel macht, wie verlangt wird. Oder geht man den anderen, den konsequenteren Weg, indem man Nachhaltigkeit als Werttreiber in seine Strategie und seine Vision aufnimmt? Dann bekommt das eine ganz andere Dynamik, die auch der Kunde spürt und erlebt. Das letztere ist ganz klar schon immer unser Weg gewesen und wird es auch in Zukunft sein.

Hessnatur gibt es schon seit 47 Jahren, aber im Moment wächst die Konkurrenz auf dem Markt der nachhaltigen Modemarken. Was unternehmt ihr, um hier die Marke stark zu halten?

Grundsätzlich wächst das Bewusstsein der Menschen rund ums Thema Nachhaltigkeit. Das ist eine tolle Entwicklung, die uns freut. Leider ist der Markt derzeit sehr stark durch Greenwashing überschwemmt, was ich sehr bedaure. Zum Beispiel erfolgt nur ein Prozent der weltweiten Baumwollproduktion nach Bio-Standards. Es ist also bei weitem nicht genug Rohmaterial im Markt vorhanden, um in der Breite ein auch nur annähernd ernstzunehmendes Sortiment für all die großen Player da draußen zu ermöglichen. 

Wir sehen uns als Pioniere der Branche - als konsequente und nachhaltige Marke. Diesen Anspruch an uns selbst erfüllen wir jeden Tag auf Neue, in dem wir immer einen Schritt voraus denken. Wo andere noch über CO2 Reduktion reden, denken wir schon über den Erhalt der Biodiversität nach. Wo andere versuchen, den Anteil der Monomaterialen zu erhöhen, um ihr Produkt auch nur annähernd recyclebar zu gestalten, haben wir dies bereits heute schon zu mehr als Zweidrittel erreicht. Und wir geben uns niemals mit dem Status Quo zufrieden. Heute bestehen 99,6 Prozent unserer Stoffe aus reinen Naturfasern – am letzten Rest arbeiten wir auch noch. So haben wir bereits heute modische Stretch-Denims im Sortiment, bei denen statt Elastan Naturkautschuk verwendet wird.

Diese Unterschiede und USPs müssen wir nun immer und immer wieder und überall kommunizieren. Denn je mehr Menschen wir mit unserer Botschaft erreichen, desto mehr können wir auch verändern – und dann mache ich mir auch keine Gedanken mehr darüber, an Strahlkraft zu verlieren.

GMD

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Franziska Mozart
Autor: Franziska Mozart

Sie arbeitet als freie Journalistin für die W&V. Sie hat hier angefangen im Digital-Ressort, als es so etwas noch gab, weil Digital eigenständig gedacht wurde. Heute, wo irgendwie jedes Thema eine digitale Komponente hat, interessiert sie sich für neue Technologien und wie diese in ein Gesamtkonzept passen.