Reality-TV:
Mehr als nur Drama: Was 'Kampf der Realitystars' so erfolgreich macht
Der Trend Reality-TV reißt nicht ab. Datingshows werden von Strategie-Spielen abgelöst, aber bei allen Shows gilt: Wie finde ich die Balance zwischen Zoff und Unterhaltung? Die Macher von 'Kampf der Realitystars' über ihr Erfolgsrezept.
Es ist eines der derzeit erfolgreichsten deutschen Realityformate, wurde 2023 mit dem deutschen Fernsehpreis ausgezeichnet und 2023 dafür nominiert: Aber was macht „Kampf der Realitystars“ so erfolgreich? Und warum sind Formate wie dieses so beliebt? Auf der Screenforce Academy gaben die Macher Malte Kruber, Programmdirektor „Entertainment“ bei RTL Zwei, und Arno Schneppenheim, Managing Director Banijay Productions, einen Einblick.
„Es gibt seit etwa fünf, sechs Jahren einen regelrechten Schwall an Reality-Formaten, vor allem die jungen Leute interessiert das sehr“, sagte Mate Kruber in seinem Vortrag. „Vieles ist nicht vorhersehbar, das macht es so spannend.“
Für den Erfolg einer Show sei insbesondere der Cast ausschlaggebend – und dabei setzen die Macher nicht, wie oft vermutet, nur auf Krawall und Streit: „Da legen wir nicht den Schwerpunkt drauf und auch nicht darauf, nur sehr bekannte Gesichter dabei zu haben. Die Zuschauer entdecken gerne selbst ihre Promis und entwickeln sie zum Star. Vor allem eine ausgewogene Mischung funktioniert“, so Schneppenheim. Also nicht nur „Alphatiere“ oder sehr Zurückhaltende, sondern „von allem etwas“, sodass auch der Zuschauer seinen Platz findet.
Geschehen unter Kontrolle behalten
Wichtig sei aber auch, das Geschehen vor der Kamera immer unter Kontrolle zu behalten: „Die Leute vergessen sehr oft und sehr schnell, dass Kameras da sind und sprechen dann so, wie ihnen der Schnabel gewachsen ist. Wir als Produzenten müssen dafür sorgen, dass wir diese Teilnehmenden nicht ins offene Messer laufen lassen“, erklärte Schneppenheim.
Und genau das macht auch die Kunst an Reality-Formaten wie „Kamp der Realitystars“ aus: „Konflikte sind das Salz in der Suppe“, gab Malte Kruber zu. Es sei aber vor allem wichtig, diese redaktionell und dramaturgisch einzuordnen. „Es gibt keine fertiggeschriebene Story, wir müssen immer mit dem Flow gehen und schauen, was passiert.“ Auf der anderen Seite schalten aber die Zuschauer schnell weg, wenn es zu harmonisch wird.
Dafür geben die Macher „Impulse“ wie Spiele oder andere wiederkehrende Aktionen. „Wir haben eine große Verantwortung“, so Arno Schneppenheim, „wir können nicht einfach ein paar Promis ins Haus packen und uns daneben stellen.“ Es brauche eine Vision, und wenn die handelnden Personen diese nicht erfüllen, brauche es Dinge, die die Teilnehmenden fordern. „Das ist ja kein Urlaub!“ Und genau das macht das Reality-Genre so herausfordernd: „Es ist ein Balanceakt zwischen zu heavy und zu langweilig“, sagt Arno Schneppenheim.
Strategie statt Dating
Damit es nicht langweilig wird, bleibt der Markt der Reality-Formate nicht stehen, sondern entwickelt sich ständig weiter. „Da ist auf jeden Fall Innovationskraft da“, sagt Kruber. „Vor einigen Jahren war vor allem das Thema Dating angesagt, mittlerweile geht es – wie bei „Die Verräter – Vertraue niemandem“ – eher in eine strategische Richtung. Wie bei einem Brettspiel, das ist jetzt das große Ding. Man darf auch Dating-Reality nicht überreizen, da ist der Peak erreicht.“
Kampf der Realitystars wird in Thailand gedreht – mit an Bord sind Redakteure, Verantwortliche für Produktion, Technik und mehr. „Da kommst du schnell auf eine dreistellige Zahl, das kann man mit einer fiktionalen Produktion vergleichen“, so die Macher. Auf Nachhaltigkeit achte man aber dennoch: etwa, indem man einen Ausgleich für den CO₂-Ausstoß der Flüge bezahlt, vor Ort keine Generatoren benutzt, sondern verlegte Stromleitungen, Müll trennt, keine Einwegprodukte und Plastikflaschen benutzt und alle Aufbauten für Spiele wiederverwendet.
Und warum muss es überhaupt Thailand sein? Auch dafür gibt es gute Gründe, erklären Kruber und Schneppenheim: "Weil dieses ‚weit weg von zu Hause‘ etwas mit den Leuten macht, es gibt ihnen eine Leichtigkeit, Spaß und gute Laune.“ Und das ist es doch, was die Zuschauer schließlich sehen wollen.
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