Greenpeace nun wirft der Schwarz-Tochter vor, dass die Ergebnisse der Berechnungen politisch motiviert seien, auf teils unrealistische Annahmen beruhen und wichtige Aspekte ausblenden, wie etwa der Abrieb von Mikroplastik. Außerdem hat Wohlgemuth laut Stern Zweifel, dass der Pet-Kreislauf von Lidl wirklich so geschlossen ist, wie behauptet. In jedem Fall seien die Zahlen nicht auf Einweg-Plastikflaschen allgemein übertragbar, da 75 Prozent aller in Europa anfallenden Pet-Flaschen gar nicht zu neuen Pet-Flaschen verarbeitet werden, sondern in andere Stoffströme wie für Textilien und andere Verpackungen abwandern. "Und für die Produktion neuer Pet-Flaschen wird dann wieder neues Öl und Gas eingesetzt", so Wohlgemuth gegenüber dem Stern. 

Deutsche Umwelthilfe: Hier werden Äpfel mit Birnen verglichen

Auch die Deutsche Umwelthilfe wirft dem Discounter Lobbyarbeit vor. Thomas Fischer, Bereichsleiter Kreislaufwirtschaft bei der Deutschen Umwelthilfe, bestätigt gegenüber dem SWR zwar, die Einwegflasche von Lidl sei umweltfreundlicher geworden, im Vergleich zur Vergangenheit: "Die Plastikflaschen von Lidl sind tatsächlich leichter geworden und die setzen da auch auf das Material von alten Plastikflaschen." Dadurch entstehe viel weniger CO2. Doch meistens hat eine neue PET-Einwegflasche einen geringeren Anteil an recyceltem Plastik. Der Rest wird neu aus fossilem Erdöl hergestellt - keine klimafreundliche Lösung. Die Recyclingquote von nahezu 100 Prozent funktioniert laut Fischer in dieser Art derzeit nur bei Lidl, "weil Lidl eben seine eigenen Recyclinganlagen hat, um neue Flaschen herzustellen, und eigene Mineralbrunnen für die Abfüllung und dieser Flaschenkreislauf geht nur, wenn das alles aus einer Hand kommt." 

Deshalb kritisiert Thomas Fischer in der Sendung vom 20. April, wie die Studie aufgebaut ist: "Es wird ein hochoptimiertes Verpackungssystem für PET-Einwegflaschen, was Lidl aufgebaut hat, [...] mit der Durchschnittsverpackung des gesamten Mehrwegmarktes verglichen. Man vergleicht im Grunde genommen Äpfel mit Birnen." 

Konkurrierendes Mehrwegsystem nicht in Lidls Interesse

Auch das Umweltbundesamt betont, dass es bei Mehrweg-Systemen erhebliche Verbesserungspotenziale gibt und dass das Ziel der EU ist, den Mehrweganteil zu erhöhen. Laut eigenen Angaben hat der Discounter jedoch einige Hundert Millionen Euro in ein funktionierendes Recycling-System für Einwegflaschen investiert und daher nun keinerlei Interesse, sich an einem konkurrierenden Mehrwegsystem zu beteiligen. Denn mit dem firmeneigenen Umweltdienstleister Prezero sei die Schwarz-Gruppe selbst ein Player in der Abfallwirtschaft ist, der Milliarden umsetzt, so der SWR.

Thomas Fischer fasst gegenüber dem SWR mit harschen Worten zusammen: "Das ist eher ein Investitionsschutz von Lidl und politisch motiviert. Das Signal an die Politik: Lasst das bitte mit der Mehrwegförderung, weil Einweg ist doch toll."

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Autor: Marina Rößer

Marina Rößer hat in München Politische Wissenschaften studiert, bevor sie ihre berufliche Laufbahn in einem Start-up begann und 2019 zu W&V stieß. Derzeit schreibt sie freiberuflich von überall aus der Welt, am liebsten in Asien, und interessiert sich besonders für Themen wie Nachhaltigkeit und Diversity.