Frank, bitte umschreibe doch mal, was man unter dem komplett neuen Jobprofil eines Prompters zu verstehen hat und wo man als Prompter zum Einsatz kommt.

Ich versuche, das mal in einem Satz zusammenzufassen: Prompter sollen im Umgang mit KI-Systemen dafür sorgen, dass ihre Eingaben zu sinnvollen und brauchbaren Ergebnissen im Zusammenhang mit der gestellten Aufgabe führen. Wie bei Suchmaschinen kommen bei Tools wie GPT 4, Midjourney oder Dall-E 2 ganz unterschiedliche Ergebnisse heraus, je nachdem, wie ich die Eingabe vornehme.

Prompter sind der entscheidende Erfolgsfaktor für die qualitative Leistung von text- oder bildgenerierenden KI-Systemen, weil sie die „richtigen“ Eingaben machen. Diese richtigen Fragestellungen – die „Prompts“ – sind in der Regel einiges länger als Suchmaschineneingaben und werden oft wie viele ineinander geschobene Nebensätze formuliert. Darüber hinaus lassen sich Eingaben meist weiter verfeinern, wenn der erste Output nicht das gewünschte Ergebnis liefert.

Viele Unternehmen befinden sich gerade in der Experimentierphase. Aber es ist davon auszugehen, dass nicht nur der rechtliche Rahmen bald klarer wird, sondern die Entwicklung überaus rasant voranschreitet – dadurch werden die Aufgaben, die ein Prompter übernimmt, sehr schnell sehr wichtig werden. Deshalb sind alle gut beraten, sich heute schon intensiv mit den Möglichkeiten auseinanderzusetzen. Ich bin überzeugt, dass hier gerade ein Jobprofil mit großen Zukunftschancen und erheblicher Tragweite entsteht.

Welche Skills brauche ich, um erfolgreich im Prompting zu sein? Muss man absoluter Guru in einem Fachgebiet sein, um auch entlarven zu können, wenn ChatGPT Nonsens ausspuckt?

Prompter sind aus meiner Sicht eher Generalisten als Fachexperten. Aber es kommt vor allem auf die Aufgaben an, die über einen Prompter optimiert werden sollen – also geht es eher um redaktionelle, thematische Aufgaben, wo dann eher redaktioneller Background gefragt ist, oder um Art und kreatives Arbeiten, für die sich Designer und Arter eignen, oder soll sich jemand sehr technisch mit dem Thema auseinandersetzen. Daher gibt auch noch nicht „die eine Bezeichnung“.

Man spricht zwar vom KI- oder AI-Prompter, mittlerweile setzt sich aber eher durch, in welchem Kontext man promptet, worüber sich Jobs wie AI Prompt Engineer oder AI Prompt Redakteur/Editor konkretisieren.

Diese beiden Stellen haben wir bei Palmer Hargreaves unlängst geschaffen: In der Rolle als AI Prompt Editor sollen die Teams in ihrer täglichen Arbeit unterstützt werden. Zum Beispiel bei der Entwicklung von Kampagnen, Websites oder konkretem Content. Hier geht es dann um Verständnis und Einfühlungsvermögen für das jeweilige Projekt ebenso wie Wissen und die Erfahrung im Umgang mit unterschiedlichen KI-Systemen. Darüber hinaus soll diese Person langfristig Kolleg:innen sensibilisieren und befähigen, selbst aktiv zu werden.

Der inhaltliche Faktencheck muss in dieser Rolle dann nicht beim Prompter liegen, sondern eher im Team, das mit dem Ergebnis arbeitet, also zum Beispiel die Redaktion mit einem von GPT 4 geschriebenen Dossier zu einem Thema X. Die zweite Stelle, die wir geschaffen haben, ist die des AI Prompt Engineers. Hier geht es um Verfolgung der technologischen Entwicklung am Markt, dem Ausprobieren neuer Tools und die technischen Integrationsmöglichkeiten von KI Tools.

Das erste Profil erfordert eher Neugier, Sprachgefühl, Analysefähigkeiten und ein breites Kommunikationsverständnis. Also Fähigkeiten, die Redakteure, Journalisten, aber auch klassische Kommunikationsberater und Marketeers mitbringen. Wenn es um Skills für die eher technisch orientierte Richtung geht, sieht das schon anders aus. Da muss die Person natürlich einen viel technischeren Background, zum Beispiel aus der Medieninformatik, mitbringen.

Kannst du kurz skizzieren, was für dich die wichtigsten drei Tätigkeiten sind, mit denen sich ein Prompter – oder sagen wir ein Experte für ChatGPT – üblicherweise im Alltag beschäftigt?

Für die Kommunikationsbranche und mit dem eher generalistischen Ansatz der Auseinandersetzung mit dem System würde ich sagen:

  1. Konkrete Projektarbeit, um Teams im Unternehmen zu unterstützen
  2. Enabling von Kollegen und Kolleginnen, selbst mögliche Einsatzzwecke zu kennen und Prompts formulieren zu können
  3. Auseinandersetzung mit neuen Möglichkeiten von GPT 4 sowie der Diskussion um die Nutzung – also aktuell zum Beispiel Rechtsfragen, Quellenlage oder Fakten-Check.
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Was sind gute Grundlagen für diesen Job? Ist das auch ein Job für Berufsanfänger:innen oder Quereinsteiger:innen? 

Momentan kann ich mir nicht vorstellen, dass KI-Prompter ein Ausbildungsberuf wird – dazu ist das Spektrum einfach zu breit. Neugierde, Experimentierfreudigkeit, eine Affinität zu technischen Tools und ein gesundes Maß für Sprache und Kommunikationsprojekte sind aus meiner Sicht die besten Voraussetzungen, die man, zumindest für die Arbeit in einer Kommunikationsagentur, mitbringen muss.

Wichtig ist in erster Linie die Leidenschaft für Kommunikation, also zum Beispiel das Entwickeln einer Kampagne, das Suchen von Headlines für eine Anzeigenserie oder das Aufsetzen einer Contentstrategie. Deshalb sollten Interessenten eher ein breites Kommunikationsverständnis als besondere Expertise im Umgang mit einem Tool mitbringen. Und das heißt auch, dass etwas Erfahrung im Kommunikationsumfeld von Vorteil ist.

Langfristig wird sich zeigen, ob letztlich das Prompten eine Spezialdisziplin bleibt, weil einfach immer mehr Tools für spezifische Anforderungen zur Verfügung stehen, oder letztlich alle Mitarbeitenden lernen müssen, mit wenigen Tools für ganz konkrete Zwecke umzugehen. Wer aus Jobs wie dem des Redakteurs, der Arterin, der Konzepterin oder des Beraters kommt, wer dazu Erfahrung mit KI-Tools gesammelt hat und vor allem bereit ist, sich in den Bereich intensiv einzuarbeiten und auf dem Laufenden zu halten, der dürfte gut gewappnet sein als KI-Prompter.

Und welcher Typ sollte man sein? Extrovertierter Kommunikator oder eher stiller Alleingänger?

Die Mischung macht‘s. Auf der einen Seite ist ein bisschen Nerdigkeit, Technikverständnis und die unersättliche Neugier für Neues wichtig. Auf der anderen Seite muss die Person aus meiner Sicht in der Lage und willens sein, bei ganz unterschiedlichen Projekten zusammen mit dem Team Möglichkeiten der Unterstützung durch KI-Tools zu diskutieren. Und letztlich sollte die Person auch ein Interesse daran haben, das erworbene Wissen und Erfahrungen mit den unterschiedlichen Projekten weiterzugeben, so dass die Organisation langfristig davon profitiert. Allerdings wird es sicher auch Nischen, beispielsweise im Bereich der Bildkreation geben, wo man als eher stiller Alleingänger tätig werden kann und andere dann den Kommunikationspart übernehmen.

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Autor: Christiane Treckmann

Christiane Treckmann ist Mitglied der W&V Redaktion. Ihre Interessen: das Spannungsfeld von Menschen, Marken und Medien - analog und insbesondere digital. Daher liegen ihr besonders Themen rund um Markenstrategien, Mediaplanung, Nachhaltigkeit, KI - und die Menschen dahinter am Herzen. Christiane ist zudem regelmäßige Moderatorin der W&V Webinare.